Zärtlichkeit, die du mir Schenkst
richtig geheiratet, anstelle einer Ferntrauung. Sie hätte gern ein Hochzeitskleid gehabt, um es für die eigene Tochter aufzubewahren, wenn sie eines Tages heiraten würde, und eine Daguerreotypie von sich und Rafe als Braut und Bräutigam, um sie in das Album zu kleben, das er ihr geschenkt hatte.
»Und Sie besuchen mich mit Ihrer Braut bald in der Stadt, haben Sie mich verstanden?«
Rafe lächelte. »Ja, Ma'am, das werde ich.«
Emme li ne und Becky verabschiedeten sich noch einmal und trennten sich.
Emmeline war nachdenklich, als Rafe ihr auf den Wagensitz half. Er verstaute den Korb, die Decken und den Beutel mit der zusätzlichen Kleidung hinten im Wagen. Holt stand auf der Torschwelle des Stalls und beobachtete sie, und Emmeline unterdrückte ein eisiges Gefühl der Angst.
»Du erwartest anscheinend, dass wir eine Weile dort oben bleiben«, bemerkte Rafe, als er neben ihr auf den Wagen stieg, die Zügel nahm und den Bremshebel löste. Die beiden Maultiere vor dem Wagen setzten sich sofort auf sein Kommando hin in Bewegung.
Emmeline blickte nicht zum Haus zurück, denn sie nahm an, dass sie Becky auf der hinteren Veranda oder an einem der Fenster sehen würde. Es fiel ihr schwer, sie zu verlassen, nachdem sie sie gerade erst wiedergefunden hatte.
»Was willst du mir zeigen?«, fragte Emmeline, als sie ungefähr eine Meile auf der Straße zurückgelegt hatten und abbogen, um der Wagenspur zu folgen, die zu der Stelle hochführte, an der sie ihr Haus errichten wollten. Rafe hatte die ganze Zeit über vor sich hin gelächelt, als hütete er irgendein großes Geheimnis.
»Das wirst du sehen, wenn wir dort sind«, antwortete er.
Emmeline seufzte. Sie wusste, dass sie ihm nichts entlocken würde, ganz gleich, was sie auch anstellte. Besser war, sie lehnte sich zurück und genoss die Fahrt, die zwar holprig, jedoch atemberaubend schön war. Der Himmel war blau und wolkenlos, und die Blätter der Eichen längs des gewundenen Baches raschelten in der leichten Brise. Gelbe Wildblumen tupfen das Gras, die Blüten zur Sonne gerichtet.
Dann und wann, wenn der Weg steiler wurde, sträubten sich die Maultiere, und Rafe trieb sie mit leichten Zügelschlägen an. Die Räder des Wagens holperten über Steine und versanken in Furchen, doch sie kamen gut voran. Die Luft wurde dünner, je höher es hinaufging, und Emmeline musste ein paarmal gähnen, unerklärlich schläfrig.
Rafe lächelte auf sie hinab. »Wir sind gleich da«, sagte er aufmunternd.
Sie schmiegte ihre Wange an seine Schulter, nur für einen Moment. »Es ist so schön hier oben«, murmelte sie.
»Ja«, stimmte er ihr leise zu, doch er sah nicht auf die Landschaft, sondern auf sie. Es wäre ein perfekter Augenblick gewesen, wenn nicht gerade jetzt das Bild Holt Cavanaghs, der sie bei der Abfahrt beobachtet hatte, in ihrer Erinnerung aufgetaucht wäre, eine ständige Erinnerung daran, dass sie sich auf sehr wackligem Boden bewegte. Gewiss, ihre Sorgen wegen einer ungewollten Schwangerschaft waren vorüber, doch ein Wort von Mr. Cavanagh, und der herrliche Traum von einem Ehemann, einem Zuhause und einer Familie konnte zusammenstürzen wie ein Kartenhaus.
Rafe musste die Veränderung ihres Gesichtsausdrucks gesehen haben, denn er streichelte kurz über ihre Wange. »Warum so traurig?«
Emmeline lächelte. »Ich bin nicht traurig«, entgegnete sie, und das stimmte. Sie konnte es nicht sein, nicht an diesem sonnigen Tag, mit Rafe an ihrer Seite und einem Picknickkorb im Wagen. Sie schätzte jede Stunde dieses Tages umso mehr, weil sie wusste, wie flüchtig das Glück sein konnte. »Ich nehme an, ich habe mich nur gefragt, ob all dies so schön bleiben kann.«
»Alles was?«, hakte er sehr ruhig nach. »Willst du mir damit sagen, dass du hier glücklich bist, Emmeline? Auf der Triple M, meine ich, mit mir?«
Sie errötete, senkte den Blick, nickte. Und plötzlich wollte sie unbedingt eine Antwort auf ihre Frage haben: »Und wie ist es mit dir, Rafe? Bist du glücklich?«
Er neigte sich zu ihr und küsste sie so aufreizend, dass sie wohlig erschauerte. »Ja«, antwortete er.
Sie fuhren weiter. Emmeline war sich schmerzlich der sinnlichen Kräfte bewusst, die Rafe so leicht in ihr geweckt hatte. Er lächelte und behielt seine Gedanken für sich.
Vor ihnen ging die Fahrspur in eine andere, frischere über, die sich aus Richtung Indian Rock den Hügel hinaufwand.
Als sie schließlich die Stelle erreichten, an der ihr Haus gebaut werden würde, schnappte
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