Zärtlichkeit, die du mir Schenkst
zum Brüllen komisch und schüttelte sich vor Lachen. Rafe sah rot. Er wusste, dass Jeb ihn nur aufziehen wollte, und hätte normalerweise darüber hinweggesehen, doch er war sehr empfindlich, was Emmeline anging, und er wollte nicht, dass die ganze Mannschaft spekulierte, wie sie ihren Schlüpfer losgeworden war.
Jeb tänzelte herum, die Fäuste erhoben wie ein Preisboxer. Er war immer für eine Schau zu haben, und er liebte es, sich vor Publikum zu produzieren. »Na komm schon, Rafe«, drängte er gutmütig. »Du wolltest doch kämpfen. Zeig, was du draufhast.«
Rafe stieß einen zornigen Laut aus und sprang auf Jeb zu. Diesmal konnte Jeb nicht ausweichen. Rafes Faust traf ihn in der Magengrube. Jeb taumelte zurück. Rafe wurde von seinem eigenen Schwung vorwärtsgerissen. Beide landeten klatschend in dem Wassertrog.
Jeb tauchte spuckend und prustend auf. Rafe rappelte sich beträchtlich abgekühlt aus dem Wasser auf. Im nächsten Augenblick traf ihn Jebs Fausthieb und schleuderte ihn rücklings aus dem Trog auf den harten Boden.
Und so kämpften die beiden Brüder wie zwei junge Bullen, bis auf die Haut nass, angefeuert von der Cowboymannschaft, die ihren Spaß hatte. Schließlich gaben die zwei Kämpfer erschöpft auf und wankten Arm in Arm zum Haus.
K a pite l 1 0
R auch stand dick und schwarz am Himmel, und Emmeline eilte Rafe besorgt entgegen, als er am Vormittag nach ihrem Ausflug zur Hügelkuppe zum Ranchhaus ritt. »Rafe«, keuchte sie, »was ist passiert?«
Seine Züge verhärteten sich - oder bildete sie sich das nur ein? »Mach dir keine Sorgen. Es ist nur die Pelton-Hütte.«
Emmeline starrte ihn an. »Was meinst du mit >nur< die Pelton-Hütte? Willst du mir sagen, dass dieses Feuer absichtlich gelegt worden ist?«
Rafe schwang sich vor dem Stall von seinem Pferd und gab einem Arbeiter die Zügel. »Ich habe es selbst gelegt«, erklärte er. »Männer halten dort Brandwache, wenn dir das deine Sorge nimmt.«
»Wie konntest du das nur tun?«, flüsterte sie entsetzt.
»Ich habe es dir schon einmal erklärt.« Rafe verlor sichtlich die Geduld. »Das ist McKettrick-Land. Ich will nicht, dass eine andere Horde Siedler in diese Hütte einzieht.«
Emmeline ballte die Hände zu Fäusten. Sie blickte zum Ranchhaus, wo Vorbereitungen für die Party im Gange waren - die Party, mit der ihre Hochzeit gefeiert werden sollte. Und Phoebe Anne war dort, ruhte sich für die lange Reise nach Iowa aus, Phoebe Anne, die ihre Träume nur ein paar hundert Yards von dieser Hütte entfernt begraben hatte. »Du hattest kein Recht dazu!«, murmelte sie.
»Ich hatte jedes Recht!«, entgegnete er heftig.
»Du hättest wenigstens warten können, bis Phoebe Anne nach Iowa aufgebrochen ist!«
Rafe sah sie finster an, die Augen zusammengekniffen. »Du musst über das Leben hier draußen noch viel lernen. Wir legen wenig Wert darauf, mit etwas zu warten, was erledigt werden muss. Wenn ich jeden jämmerlichen Schollenbrecher gewähren ließe, der sich auf meinem Land eine Hütte bauen und ein Gemüsebeet anlegen will, wäre kein Platz mehr für meine Rinder!«
Emmeline stellte sich auf die Zehenspitzen, und ihre Gesichter berührten sich fast. » Rafe McKettrick «, erwiderte sie, »diese arme Frau hat ihren Mann und ihr Baby verloren, am selben Tag. Und jetzt hast du ihr Heim niedergebrannt. Hast du denn keinen Funken Menschlichkeit oder Verständnis in dir?«
Er wich zurück, als hätte sie ihn geschlagen. »Erstens ist dort nicht ihr Heim. Und zweitens will sie ohnehin nicht mehr dort leben!«
»Seth und das Baby sind auf diesem Land begraben! Hast du die Flammen einfach über ihre Gräber züngeln lassen ?«
Rafe warf seinen Hut auf den Boden. »Hölle und Verdammnis! Wofür hältst du mich?«
»Ich glaube, das habe ich klar gemacht«, entgegnete Emmeline. Dann wandte sie sich um und stürmte ins Haus zurück.
Angus, der etwas bei einem benachbarten Rancher zu erledigen gehabt hatte, war bestürzt, als er seinen ältesten Sohn auf dem Hof stehen sah, einen Fuß auf dem eigenen Hut. Eigentlich hätte er nicht überrascht sein sollen, denn er war soeben auf seinem Weg aus dem Haus Emmeline begegnet.
Sie war so zornig gewesen, dass sie ihn nicht einmal gegrüßt hatte.
»Was ist das Problem, Sohn?«, fragte er und klopfte Rafe auf den Rücken. Er fühlte sich in milder Stimmung. Heute würde er die Chandler-Ranch kaufen, die an das nördliche Land der Triple M grenzte, und seinen Grundbesitz verdoppeln. Jetzt
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