Zärtlichkeit, die du mir Schenkst
jetzt neben ihm, hatte ein kaltes Tuch auf seine Stirn gelegt und flüsterte mal auf Spanisch, mal auf Englisch tröstende Worte. Angus, noch nachdenklicher als sonst, hatte zwei Stühle hereingebracht.
Emmeline erinnerte sich daran, dass Concepcions Ehemann eines gewaltsamen Todes gestorben war. Sie war überzeugt, dass ihre Freundin diese Erfahrung noch einmal durchlebte, während sie sich um Mr. Cavanagh kümmerte. Vielleicht hatte sie sich um ihren Manuel in der gleichen stillen Verzweiflung tüchtig und aufopfernd gekümmert, nur um ihn am Ende doch zu verlieren.
Emmeline ging zu Concepcion und ergriff sanft ihren Arm. »Du brauchst Ruhe«, erklärte sie leise, doch bestimmt. Sie blickte zu Angus. »Sie auch. Ich werde mich eine Weile um Mr. Cavanagh kümmern.«
In diesem Augenblick wurden unten im Haus Stimmen laut. Emmeline lauschte angestrengt, hoffte, Rafe zu hören, doch stattdessen erkannte sie die Stimme des Arztes. Jeb musste ihn zur Treppe verwiesen haben. »Oben im Gästezimmer«, hörte sie ihn sagen.
»Verdammt«, ärgerte sich der Doc, »anscheinend verbringe ich die Hälfte meiner Zeit neuerdings auf der Triple M.«
Concepcion und Angus machten ihm Platz, damit er ans Bett treten konnte, und er schaute auf den Patienten herab und schüttelte den Kopf.
»Allmächtiger«, murmelte er, »was ist mit diesem Mann passiert?«
»Er geriet herabfallenden Baumstämmen in den Weg«, antwortete Angus. »Hallo, Boylen.«
Der Doktor schenkte ihm nicht einmal einen Blick. Seine Aufmerksamkeit galt ausschließlich Mr. Cavanagh und dessen verletztem Bein. Er räusperte sich und brummte: »Ich muss mich waschen, bevor ich etwas anfasse. Und jemand möchte vielleicht Kades Pferd für die Nacht versorgen - es ist nach dem harten Ritt hierhin schweißnass und erschöpft.«
»Hier entlang geht es zur Küche«, bemerkte Emmeline. »Dort können Sie sich waschen.«
»Ich kümmere mich um das Pferd«, bot Jeb von der Türschwelle her an. »Ich nehme an, Kade und Sie sind nicht zusammen auf dem Pferd hergeritten, so muss er in der Stadt geblieben sein.«
»Dort wird er bleiben, bis ich zurückkehre, nehme ich an«, erwiderte der Arzt. »Ich vermute, er wird jede Menge Möglichkeiten finden, sich in der Zwischenzeit zu amüsieren.«
Bei diesen Worten blickte Jeb nachdenklich drein, doch er verließ das Haus, um Kades Wallach für die Nacht zu versorgen.
In der Küche gab Emmeline Doc Boylen ein Stück gelbe Seife, ein Handtuch und eine Schüssel mit warmem Wasser und schaute zu, als er sich die Hände schrubbte. Phoebe Anne hatte ein Abendessen aus gebratenem Schinken, Kartoffeln und Zwiebeln zubereitet. Sie begrüßte den Arzt mit stiller Freundlichkeit und deckte einen weiteren Platz am Tisch.
»Ich werde eine Zeit lang keine Zeit zum Essen haben«, meinte Boylen und beobachtete sie mit väterlichem Interesse, als sie durch die Küche ging. »Fühlen Sie sich gut, Mrs. Pelton? Als ich Sie neulich sah , waren Sie in ziemlich schlechter Verfassung.«
Phoebe Anne lächelte leicht. »Ich fühle mich von Tag zu Tag besser und kräftiger«, versicherte sie. »Die McKettricks waren wirklich gut zu mir.«
Abgesehen davon, das sie deine Hütte niedergebrannt haben, dachte Emmeline und empfand von neuem Wut auf Rafe, auch wenn sie wünschte, er würde eintreffen, damit sie wusste, dass er wohlauf war.
»Nun«, sagte der Doktor, »ruhen Sie sich nur aus und gönnen Sie sich all die frische Luft und so viel gutes Essen, wie Sie können. Sie sehen mir immer noch ziemlich mager aus.«
Phoebe Anne nickte. »Ich werde einen Teller mit Essen für Sie warm halten, Doc.« Sie richtete den Blick auf Emmeline. »Was ist mit Ihnen, Emmeline?«, fragte sie. »Sie sollten etwas essen.«
»Ein wenig später«, stimmte Emmeline zu. Sie hatte nicht den geringsten Appetit, aber sie wusste, dass sie bei Kräften bleiben musste, wenn auch nur, um bereit für die nächste Krise zu sein. Anscheinend reihte sich auf der Triple M eine Katastrophe an die nächste.
Ein paar Minuten später begann Doc Boylen oben im Gästezimmer seine Ausrüstung aus seinem Arztkoffer auszupacken. Er holte eine Flasche Äther, eine Art Maske und verschiedene chirurgische Instrumente hervor.
Allein bei ihrem Anblick wurde es Emmeline schwinde lig.
»Kopf hoch!«, befahl der Arzt in strengem Ton; offenbar hatte er ihre Reaktion aus dem Augenwinkel heraus beobachtet. »Ich brauche Ihre Hilfe. Concepcion ist nahe daran zusammenzubrechen, und Angus sollte
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