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Zärtlichkeit, die du mir Schenkst

Zärtlichkeit, die du mir Schenkst

Titel: Zärtlichkeit, die du mir Schenkst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
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sie vermutlich nach Äther roch. »Du hast deine Sache prima gemacht, Emmeline. Das findet auch Doc Boylen.«
    Emmeline wandte den Kopf zu ihrem Mann und sah ihn an. Sie fühlte sich sonderbar losgelöst von allem, als wandelte sie in einem Traum durch ein Labyrinth und könnte nicht hinausfinden. »Ich hatte Angst, dass du es bist, den sie zurückbringen«, erwiderte sie fast im Flüsterton. »Als ich den Wagen sah , ahnte ich, dass jemand schlimm verletzt oder sogar tot ist, und ich betete, dass nicht du es bist.«
    Er drückte ihre Hand.
    »Als ... als ich sah, dass er es war ... war ich froh«, platzte sie heraus und schlug in dem vergeblichen Versuch, ein Schluchzen zu unterdrücken, die Hand vor den Mund. »Ich war froh...«
    Rafe nahm sie in die Arme und vergrub sein Gesicht in ihrem Haar. »Pst«, murmelte er. »Du bist völlig erschöpft. Ich bringe dich nach oben ins Bett.«
    Er hob sie auf die Arme, als wäre sie ein Kind, und trug sie zu ihrem Zimmer hinauf, wo er ihr half, sich zu entkleiden und ihr Nachthemd anzuziehen. Dann legte er sie ins Bett und küsste sie sanft auf die Stirn. Sie schlief bereits ein. Er löschte die Lampe, verließ das Zimmer und schloss leise die Tür hinter sich.
    Angus blickte auf Cavanagh hinab, der im Gästezimmer schlief. Mondschein fiel auf sein Gesicht, das Angus so vertraut vorgekommen war. Jetzt wusste er, was ihn unbewusst beschäftigt hatte, seit er dem Mann am Morgen beim Stall zum ersten Mal begegnet war.
    »Holt«, murmelte er und sank auf den Stuhl beim Bett, im Moment zu überwältigt, um stehen zu können. Er schlug die Hände vors Gesicht und erinnerte sich an den kleinen Jungen, den er in Texas zurückgelassen hatte, seinen erstgeborenen Sohn. Damals hatte es ihm fast das Herz gebrochen, und seither war kaum ein Tag vergangen, an dem er nicht gewünscht hatte, es hätte eine andere Lösung gegeben.
    Holt öffn ete die Augen. »Du«, sagte er. Seine Stimme klang, als kratzte ein Nagel über rostiges Metall.
    Angus glaubte, einen Kloß in der Kehle zu haben, und seine Augen füllten sich mit Tränen. Es kostete ihn seine ganze Willenskraft, sie zurückzuhalten. »Ja«, gab er heiser zurück und schluckte. »Hast du Schmerzen?«
    »Überall«, gab Holt zu. Dann, in plötzlichem Entsetzen, versuchte er, sich aufzusetzen, und tastete panisch mit einer Hand an seinem Körper entlang.
    Angus legte dem jüngeren Mann die Hände auf die Schultern und drückte ihn in die Kissen zurück. »Beruhige dich, Sohn. Du hast noch deine Beine.«
    Holt atmete tief aus. »Oh, für einen Moment dachte ich...«
    »Du wirst es eine Weile ruhig angehen müssen«, erklärte Angus. »Aber der Doc meint, dass du im Laufe der Zeit wieder gehen und reiten kannst wie immer. Vielleicht wirst du ein wenig hinken, doch das steht noch nicht fest.« Er zog die Flasche hervor, die Frank Boylen ihm gegeben hatte, entkorkte sie und schüttete eine großzügige Dosis auf einen Löffel. »Hier«, meinte er mit rauer Stimme, »das wird die Schmerzen lindern.«
    Holt hob den Kopf, um das Laudanum einzunehmen, und dann lag er wieder still und fluchte leise.
    »Was bringt dich ins Arizona Territorium?«, wollte Angus nach langem Schweigen wissen, als er annahm, dass das Laudanum zu wirken begann. Holts Atemzüge waren ruhiger geworden.
    Holt drehte den Kopf, um ihn anzusehen. »Ich wollte dich mal sehen«, bekannte er offen, aber Angus hätte jede andere Antwort auch für eine Lüge gehalten. »Meinen Alten. Ich wollte sehen, ob du das Stinktier bist, für das ich dich immer gehalten habe.«
    Angus' Schultern zuckten, und er lachte, doch kein Laut kam über seine Lippen. »Nun«, entgegnete er nach langem Schweigen, »und zu welchem Schluss bist du gelangt?«
    »Ich überlege noch«, antwortete Holt. Er sprach langsam und mühsam, doch er war noch klar im Kopf.
    Angus stieß einen Laut aus, der halb Lachen, halb Schluchzen war. Er stemmte die Ellenbogen auf die Knie, faltete die Hände und wartete darauf, dass Holt weitersprach. Er wusste, was kommen würde, und er fürchtete sich davor.
    »Ich nehme an, es muss zur Gewohnheit geworden sein, mich Cavanagh zu nennen«, bemerkte Holt. Er konnte kaum die Augen offen halten; die Droge zeigte Wirkung. Angus wünschte, er hätte ein Mittel, um seine Gefühle zu betäuben, doch vermutlich konnte nichts den Schmerz in seiner Seele lindern. »Ich verließ mein Zuhause, als ich einundzwanzig war«, fuhr Holt mühsam und stockend fort. »Es gab einige

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