Zärtlichkeit, die du mir Schenkst
Probleme.«
Angus flößte ihm einen Schluck Wasser aus dem Glas auf dem Nachttisch ein. »Gleich, nachdem du das Geld zurückgeschickt hast, das ich dir zu geben versuchte«, stellte er fest.
»Ich wollte damals dein verdammtes Geld nicht«, erwiderte Holt, »und ich will es jetzt nicht.«
»Du hast lange gebraucht, um herzukommen«, sagte Angus milde. »Was hat dich davon abgehalten, eher zu kommen?«
»Du hast mich verlassen, als ich ein Baby war«, erinnerte Holt ihn, als müsste er erinnert werden, und es klang schwerfällig und undeutlich. Er kämpfte darum, die Augen offen zu halten, und sprach langsam und bedächtig. »Hast du jemals zurückgeblickt, auch nur ein Mal?«
Angus' Stimme klang belegt. »Natürlich habe ich zurückgeblickt. Ich war jung, und als ich deine Mutter verlor, verlor ich auch meinen Verstand. Lange Zeit war ich einfach verrückt.«
»Du hast drei andere Söhne«, entgegnete Holt. »Du musst wieder geheiratet haben.«
Angus nickte. Er musste sich für vieles entschuldigen, was Holt anbetraf, aber er würde sich nicht für Georgia entschuldigen. Sie zu heiraten, war die klügste Entscheidung gewesen, die er jemals getroffen hatte. »Sie war eine gute Frau«, meinte er.
Holt hatte jetzt Mühe zu sprechen, tastete sich praktisch von Wort zu Wort, doch Angus merkte ihm an, dass er unbedingt etwas loswerden wollte. Er fand, dass Zuhören das
Mindeste war, was er tun konnte, so schmerzlich das, was er zu hören bekommen würde, auch sein mochte, und so neigte er sich wieder vor, stützte die Arme auf die Oberschenkel, und hörte sich alles an.
»Ich sagte mir, dass ich dich eines Tages finden und dir die Kehle durchschneiden werde. Doch die Zeit verging, und ich hatte einiges Glück, kam zu Land und einer eigenen Herde. Ich entschloss mich, dich am Leben zu lassen.«
Angus lächelte ein wenig und nickte. »Freut mich zu hören. Es gab jedoch einige Zeiten in meinem Leben, in denen ich mich gern hätte umbringen lassen. Haben sich die Verwandten deiner Mutter gut um dich gekümmert?«
»Sie haben getan, was sie konnten«, versicherte Holt nach einer Weile. »Ich lernte reiten, schießen und arbeiten. Gott, ja, ich lernte arbeiten.«
Angus schloss für einen Moment die Augen, überwältigt von Traurigkeit über den Verlust dieser Jahre mit seinem ältesten Sohn, Jahre, die niemals mehr ersetzt oder zurückgeholt werden konnten.
Es war die Betäubung, die den Jungen das Folgende aussprechen ließ; Angus wusste, dass er es leugnen würde, wenn die Wirkung des Laudanums nachließ. »Ich fragte mich, wie es wäre, Brüder zu haben, Mitglied einer richtigen Familie zu sein.«
»Es tut mir Leid«, flüsterte Angus. Das war alles, was er unter den gegebenen Umständen anzubieten hatte.
Holt gab keine Antwort, und für ein paar Sekunden befürchtete Angus, er wäre gestorben. Er bezweifelte, das er das hätte ertragen können. Dann murmelte der junge Mann etwas Unverständliches, und Angus wusste, dass er nur eingeschlafen war. Das Beste für ihn.
Angus lehnte sich auf dem Stuhl zurück und hielt Wache, die Hände auf dem Schoß gefaltet. Er ließ alte Erinnerungen an sich vorüberziehen, die verblasst waren wie Daguerreotypien in einem vergessenen Album. Georgia, die ihre Freude an den Kindern hatte, ihnen das Gehen und Sprechen, Lesen, Schreiben und Rechnen beibrachte. Lieber Gott, Georgia und er wären froh darüber gewesen, Holt heimzuholen und ihn mit seinen Brüdern aufzuziehen. Sie hatten tausend Mal darüber geredet. Immer hatte es einen Grund gegeben, die Reise aufzuschieben - ein harter Winter, krankes Vieh, Geldknappheit...
Angus seufzte und dachte an seine anderen drei Söhne. Als sie jung gewesen waren, hatte er es nie über sich gebracht, ihnen von Holt zu erzählen, teils weil er sich schämte, wie er diese Sache gehandhabt hatte, teils weil sie nicht befürchten sollten, er könnte sie eines Tages ebenfalls verlassen. Es war schlimm genug gewesen, dass sie ihre Mutter verloren hatten.
Natürlich waren sie jetzt Männer, und er hätte es ihnen sagen können, aber irgendwie hatte er nie die passenden Worte gefunden. So hatte er all diese Zeit das Geheimnis bewahrt, auch wenn es ihn gequält hatte wie ein Stachel im Fleisch.
Angus zuckte zusammen, als er Concepcions Hände auf seinen Schultern spürte. Er hatte sie nicht ins Zimmer kommen gehört.
»Du musst schlafen, Angus«, malmte sie leise. » Du bist erschöpft.«
»Ich nehme an, ich habe Angst davor, die Augen zu
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