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Zärtlichkeit, die du mir Schenkst

Zärtlichkeit, die du mir Schenkst

Titel: Zärtlichkeit, die du mir Schenkst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
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in der Welt draußen vorging.
    Bevor Rafe seine Gedanken in Worte kleiden konnte, kam Jeb aus dem Haus. Er knallte die Hintertür zu und ging mit langen Schritten ärgerlich zum Stall. Er hielt eine Deckenrolle unter dem Arm und trug seinen Staubmantel, und er warf nicht mal einen Blick in ihre Richtung.
    Emmeline berührte Rafe am Arm. »Was ...?«
    Rafe beobachtete, wie sein Bruder durch das Stalltor verschwand. Er nahm an, dass es eine Zeit lang dauern würde, bis sie Jeb wiedersehen würden, und obwohl ihm der Junge regelmäßig auf die Nerven ging, stimmte ihn dieser Gedanke traurig. Jeb war stets der Hitzköpfigste von ihnen gewesen, und immer waren ihm seine Gefühle anzusehen. Wenn es eines gab, das Jeb auf den Tod nicht ausstehen konnte, dann war es, angelogen zu werden, direkt oder indirekt. Rafe konnte ihm das nicht verübeln, denn er war genauso.
    »Es hat sich herausgestellt, dass Pa ein höllisch großes Geheimnis gehabt hat«, erzählte er.
    Emmeline wartete. Sie waren stehen gebheben, jeder mit einem Stapel sauberer Wäsche auf den Armen; das hohe Gras zu ihren Füßen wurde von der Abendbrise gekräuselt.
    Rafe legte den Kopf zurück, blickte zum Himmel und sah dann Emmeline an. »Anscheinend ist dieser Mann, der im Gästezimmer schläft, überhaupt kein Fremder«, fügte er schließlich hinzu. »Holt Cavanagh wurde als Holt McKettrick geboren. Er ist unser Halbbruder.«
    Emmeline wirkte betroffen, jedoch nicht überrascht, aber in diesem Augenblick bemerkte Rafe das nicht. »Ist Jeb deshalb so ärgerlich?«
    Rafe nickte.
    »Du kannst ihn nicht wegreiten lassen«, meinte sie. »Was ist, wenn etwas passiert? Wenn er nie zurückkommt?«
    »Ich kann ihn nicht aufhalten, Emmeline. Tatsache ist, dass ich vermutlich selbst wegreiten würde, wenn du nicht wärst.«
    »Das würdest du tun? Einfach wegreiten?«
    Er fuhr sich mit einer Hand durchs Haar. »Manchmal ist das die einzige Möglichkeit, mit sich ins Reine zu kommen.«
    In diesem Augenblick führte Jeb sein Pferd aus dem Stall. Rafe überreichte seine Wäschestücke Emmeline und ging zu seinem Bruder. Er legte ihm eine Hand auf den Arm, was er tunlichst vermieden hätte, wenn er nicht durch Emmelines Anwesenheit so abgelenkt gewesen wäre. Jeb fuhr herum und landete einen Boxhieb mitten in Rafes Magengrube.
    Ihm blieb die Luft weg, aber er ging nicht zu Boden.
    »Was, zur Hölle, soll das?«, japste er, als er wieder sprechen konnte. Er spürte, dass sich Emmeline irgendwo in der Nähe aufhielt und die Szene beobachtete, und dieser Gedanke wurmte ihn.
    Jeb sah wie wild geworden aus. Er warf seinen Hut beiseite, dann den Colt, den er immer trug, wenn er das Haus verließ, und seinen Staubmantel. Seine Hände waren zu Fäusten geballt. »Das war dafür, dass ich zwanzig Jahre lang dein »kleiner Bruder< gewesen bin!«
    »Da will ich doch verdammt sein!«, rief Rafe zornig. Eine altmodische Prügelei wird mir gut tun, sagte er sich, und sie lässt sich nicht vermeiden. »Du willst einen Kampf? Spielst du deshalb verrückt - kleiner Bruder ?«
    Jeb senkte den Kopf, hob die Fäuste und griff Rafe an. Er traf ihn wieder in die Magengrube, und diesmal stürzte Rafe auf die Knie.
    Am Rande von Rafes blutrotem Gesichtskreis tauchte Emmeline auf und schwenkte die Arme wie ein aufgeregter Schmetterling die Flügel. »Stopp!«, rief sie. »Hört auf!«
    »Emmeline«, malmte Rafe, ohne Jeb aus den Augen zu lassen, »geh ins Haus und bleib dort.« Er stemmte sich auf die Füße, griff Jeb an und landete einen guten Aufwärtshaken. Jeb taumelte zurück, und gerade als Rafe ihn ernsthaft verprügeln wollte, sprang Emmeline ihm von hinten auf den Rücken und schlang die Arme um seinen Nacken.
    Jeb, der aus einem Mundwinkel blutete, lachte laut.
    Rafe kochte vor Zorn. Er schüttelte Emmeline ab, packte sie an den Schultern und drehte sie zu sich herum. »Geh jetzt rein !«, befahl er.
    Sie blinzelte. Mindestens zwei Dutzend Cowboys hatten sich inzwischen wie aus dem Nichts versammelt, um sich das Spektakel anzuschauen.
    »Sofort!«, bellte Rafe und zog die Brauen zusammen, als sie zögerte.
    Sie wich langsam zurück, die Augen geweitet. »So kannst du nicht mit mir sprechen, Rafe McKettrick!«
    »Du hast es doch soeben gehört«, bemerkte er trocken.
    Die Cowboys johlten und klatschten Beifall.
    »Na prima!«, stieß Emmeline hervor. »Du und Jeb, ihr könnt euch totschlagen. Das ist mir egal!« Sie fuhr herum und stürmte ins Haus.
    Rafe atmete ein paarmal tief durch

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