Zärtlichkeit, die du mir Schenkst
lautlos, denn schließlich war Concepcion eine Dame. »Kennen Sie meinen Vater lange?«, fragte er.
»Ja«, antwortete sie mit ruhiger Stimme. »Ich begann mit der Arbeit in diesem Haus, als mein Mann ermordet wurde. Die Jungs waren damals klein, und Mrs. McKettrick lebte noch.«
Holt war froh, dass er nicht von Angus' zweiter Familie gewusst hatte, als er jung gewesen war. Er war ein hitzköpfiger Junge gewesen, oftmals in Schwierigkeiten, und höchstwahrscheinlich hätte ihn der Neid auf die andere Familie zerfressen. Noch jetzt hatte er Mühe, sich für Rafe, Kade und Jeb zu erwärmen.
»Das mit Ihrem Mann tut mir Leid«, gab er nach einer Weile zurück. Eine köstliche Taubheit begann sich in ihm auszubreiten.
»Mir auch«, erwiderte Concepcion. »Manuel war ein guter Mann.« Sie stand auf und fing wieder an, an seinen Verbänden zu ziehen. Es schmerzte höllisch - in dieser Hinsicht hatte sich nichts verändert -, aber dank Laudanum und Morphium machte es ihm nichts aus.
Sie entfernte die Verbände, legte sie beiseite und verließ das Zimmer. Nach ein paar Minuten kehrte sie mit einer Flasche, sauberen Tüchern und weiteren Verbänden zurück, Tücher, die bereits in lange Streifen gerissen waren.
Das Zeug in der Flasche fühlte sich wie ein Einreibemittel für Pferde auf seiner wunden Haut an, und er biss sich fast wieder die Unterlippe blutig, wie er es auf der Kuppe des Hügels gleich nach dem Unfall getan hatte.
»Guter Gott«, murmelte er.
Sie hielt inne, um sich zu bekreuzigen, doch sie lächelte ein wenig. »Sie sind wie Ihr Vater«, bemerkte sie, und es klang fast liebevoll.
Unter anderen Umständen hätte er sich wegen dieser Feststellung auf einen Streit eingelassen und jeden Vergleich zwischen sich und dem Mann, den er seine ganze Jugendzeit über verachtet hatte, strikt abgelehnt, doch im Moment hatte er einfach nicht die Kraft dazu. »Und wieso?«, brachte er mühsam hervor.
»Sie sind genauso stur. Das ist für Sie ein Segen und zugleich ein Fluch. Sie werden bei allem, was Sie versuchen, Erfolg haben, weil Sie nicht wissen, was Aufgeben ist, auch wenn es das Beste für alle Betroffenen wäre. Aber Sie werden auch mehr als nötig leiden. Weil Sie keine andere Person um Hilfe bitten können.«
Holt wartete darauf, dass sie ihre Arbeit beendete. Erst als sie aufhörte, seine Wunde zu säubern und die Verbände zu erneuern, wurde ihm klar, dass er die meiste Zeit den Atem angehalten hatte. Er schnappte nach Luft.
»Meinen Sie, Sie könnten etwas essen?«, fragte Concepcion, während sie zum Fenster ging und es einen Spalt öffnete, um eine milde, klare Brise hereinzulassen, die wie ein Segen über ihn hinwegstrich.
Seit dem bisschen Fleischbrühe hatte er nichts mehr zu sich genommen, doch er hatte keinen Appetit. »Ich möchte nichts«, erklärte er.
Concepcion kehrte zum Bett zurück. »Ich habe nicht gefragt, was Sie möchten. Ich habe gefragt, ob Sie etwas essen können. Sie können nicht erwarten, gesund zu werden, wenn Sie nichts essen.«
Er seufzte. »Also gut.« Er wollte unbedingt gesund werden, und zwar je eher, desto besser. Nachdem er jetzt den alten Mann gesehen und festgestellt hatte, dass er nicht die Horner und Hufe des Teufels hatte, war er bereit, einige neue Pläne zu schmieden. Vielleicht würde er weiterziehen.
»Ich bringe Ihnen etwas von dem Pudding, den Emmeline zum Abendessen zubereitet hat«, schlug Concepcion vor.
Und vielleicht würde er auch bleiben.
»Ich will mit euch dreien sprechen«, sagte Angus an diesem Abend, als das Tagewerk erledigt war und Rafe und er die Pferde in den Stall brachten. »Such deine Brüder und sei mit ihnen in zwanzig Minuten in meinem Arbeitszimmer.«
Rafe wollte Emmeline sehen, nicht seine Brüder, aber er kannte den grimmigen Gesichtsausdruck seines Vaters und wusste, dass kein Widerspruch infrage kam. Der alte Mann war den ganzen Tag lang gereizt und in Gedanken gewesen, obwohl er so hart wie jeder andere aus der Mannschaft gearbeitet hatte. »Klar«, seufzte Rafe.
Jeb traf gerade mit dem Versorgungswagen ein, und Kade war vermutlich aus Indian Rock zurückgekehrt. Im Allgemeinen hebte Kade es, wenn er Zeit hatte, es sich irgendwo mit einem Buch bequem zu machen. Er würde leicht zu finden sein.
Rafe überließ das Pferd seinem Futter und den Vater seinen Gedanken und ging nach draußen zu dem Versorgungswagen. »Lass das Gespann von Charlie ausschirren«, wandte er sich an Jeb. »Pa will uns im Arbeitszimmer sehen.
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