Zärtlichkeit, die du mir Schenkst
die Nachricht gefasst hingenommen«, berichtete Angus mit einem lang gezogenen Seufzen. »Ich hätte wissen sollen, dass der Teufel los sein wird, wenn sie erst Zeit zum Nachdenken gehabt haben.«
Holt war nicht allzu besorgt wegen der verletzten Gefühle seiner Halbbrüder, jedenfalls nicht im Augenblick. Sein Bein fühlte sich an, als wäre es mit einem Vorschlaghammer zu Brei geschlagen worden, und die Decke schien ihm auf den Kopf zu fallen. Der einzige Lichtblick war die süße, kleine Emmeline. Verdammt, aber sie war mit dem Sohn und Erben verheiratet.
Er lächelte in sich hinein. »Sie werden mir wohl verzeihen, Mr. McKettrick, dass ich wegen der misslichen Lage meiner Brüder wenig Mitgefühl habe.« Schließlich hatten Rafe, Kade und Jeb all die Jahre den Luxus eines feinen Zuhauses, ein Geburtsrecht und eine Familie genossen. Wenn sie jetzt Probleme hatten, dann mussten sie eben damit fertig werden.
»Es könnte böses Blut geben«, bemerkte Angus. Er räusperte sich, blickte zu Concepcion, vielleicht um neuen Mut zu sammeln, und fuhr fort: »Ich werde allen Zeit lassen, um sich mit der Lage abzufinden. Dennoch bist du mein Fleisch und Blut, und es gibt einen Platz für dich, Holt, gleich hier auf der Triple M.«
Holt hatte bereits über die Bedeutung des Namens der Ranch nachgedacht. Sonst konnte er ja nur zur Decke starren und mit zusammengepressten Zähnen die Schmerzen erdulden. Er hatte sich vorgenommen, den Morgen damit zu verbringen, die Blätter der Eiche zu zählen, die er durch das Fenster sehen konnte. »Die Triple M«, dachte er laut. »Ich nehme an, der Name bezieht sich auf deine drei Söhne.« Er betonte drei.
»Ja«, gab Angus zu und neigte sich auf dem Stuhl vor. »Das bedeutet Triple M. Aber ein Name ist nur ein Name. Willst du auf der Ranch bleiben, wenn dein Bein geheilt ist, oder nicht?«
Das Fläschchen mit Laudanum stand auf dem Nachttisch. Holt griff danach, zog den Korken heraus und trank. Vor ein paar Minuten hatte er um Morphium gebeten, und Concepcion hatte es mit der Begründung verweigert, er könne erst in ein paar Stunden eine Spritze bekommen. Jetzt bemerkte er aus dem Augenwinkel, dass sie aussah, als wollte sie ihm das Laudanum aus der Hand reißen und irgendwo außerhalb seiner Reichweite aufbewahren. Er stellte es auf den Nachttisch zurück.
»Ich habe mich noch nicht genau entschieden«, entgegnete er schließlich und beobachtete Angus' Gesicht.
Sein Vater war ein hartgesottener Bursche, so viel musste Holt ihm lassen. »Es ist deine Entscheidung«, erwiderte er und erhob sich. »Wenn du nur hergekommen bist, um Probleme zu machen, nun, dann hast du dein Ziel erreicht.«
Holt hob eine Augenbraue und stocherte mit seiner Gabel in den Resten des jetzt kalten Rühreis herum. »Dieser Chandler-Knabe«, fragte er vorsichtig. »Hast du es geschafft, ihn aufzukaufen, wie du es vorgehabt hast?«
Das möbelte den alten Mann regelrecht auf. »Woher weißt du das?«, fragte er heiser.
Holt lächelte. »Es gab Gerede unter den Cowboys.«
»Du«, stieß Angus hervor. »Du warst der Außenseiter, der mir dieses Land vor der Nase weggekauft hat! Chandler wollte mir nicht den Namen des Käufers nennen.«
»Ja«, gab Holt zu. »Ich könnte jedoch bereit sein zu verkaufen.«
Angus kniff die Augen zusammen. Ach, wie Holt dies genoss! »Wie viel?«, brummte er und bestätigte, was Holt die ganze Zeit angenommen hatte. Angus wollte das Chandler-Grundstück um jeden Preis haben. Vielleicht wegen der Quellen, die den Bach speisten, der an der McKettrick-Ranch vorbeifloss; wenn jemand ihn durch einen Damm staute und das Wasser umleitete, würde die Triple M im Nu ruiniert sein.
Die Summe, die Holt nannte, war doppelt so hoch wie der Kaufpreis, den er bezahlt hatte, und der war beträchtlich gewesen.
Concepcion stockte der Atem.
»Das ist Wucher!«, blaffte Angus.
»Wasser ist wertvoll«, erwiderte Holt mit einem Schulterzucken. »Hier draußen so gut wie Gold.«
»Wenn ich Buck Chandler in die Hände bekomme«, grollte Angus, »quetsche ich den gierigen kleinen Hurensohn aus seiner Haut wie ein Würstchen aus der Pelle. Er hat gewusst, dass ich das Erstkaufrecht auf dieses Land habe. Wir haben das vor Monaten vereinbart.«
Holt seufzte philosophisch. »Die Menschen können launenhaft sein. Besonders, wenn Geld im Spiel ist.«
Angus äußerte sich nicht. Er schloss nur die Hand um das Laudanum-Fläschchen und stellte es auf die Frisierkommode auf der anderen Seite des
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