Zärtlichkeit, die du mir Schenkst
und hatte das Gefühl, soeben von einem Maultier einen Tritt gegen die Rippen bekommen zu haben. Er hoffte, dass sie nicht gebrochen waren, denn der Abend war noch jung, und er hatte noch etwas vor.
Er spürte, dass ihm jemand auf die Schulter klopfte - Jeb -, doch er hatte seine Faust bereit, als er sich umwandte. Sein Hieb schleuderte Jeb zurück, sodass er über den Hof rollte. Jeb prallte hart gegen den Wassertrog, aber er war blitzschnell wieder auf den Füßen.
Sie gingen aufeinander los wie zwei Bullen - mein kleiner Bruder ist erwachsen geworden, und ich habe es gar nicht richtig mitbekommen, dachte Rafe wehmütig -, und schließlich mussten sie den Kampf unentschieden aufgeben. Sie waren sich ebenbürtig.
»Soll ich dir was zu trinken spendieren?«, fragte Jeb schwer atmend und blutend, als er einen Arm um Rafes Schultern legte.
»Nichts dagegen«, erwiderte Rafe, ebenfalls um Atem ringend.
Die Cowboys johlten wieder, diese wankelmütigen Bastarde. Dann brachte einer von ihnen Rafes Pferd aus dem Stall, gesattelt und reitfertig. Er fand es schwieriger als sonst, sich in Chiefs Sattel zu schwingen, aber weil Jeb das gleiche Problem bei seinem Pferd hatte, litt sein Stolz nicht sehr.
Kade tauchte auf Raindance auf, so gelassen und ruhig, als käme er soeben aus der Kirche.
»Wo, zum Teufel, bist du gewesen, als der Kampf stattfand?«, wollte Jeb wissen.
Kade grinste. »Ich habe zugeschaut«, meinte er. »Rafe, deine Frau wird dir die Haut abziehen, wenn du in die Stadt reitest, weißt du das?«
Red reichte Rafe den Hut hinauf, und er setzte ihn in verwegenem Winkel auf. »Wenn ich bleibe«, entgegnete er, »werden zwischen Emmeline und mir harte Worte fallen. Warum soll ich dieses Risiko eingehen?«
Jeb lachte. »Wer als Letzter beim Friedhof in Indian Rock ist, bezahlt den Whisky.«
Und das Wettrennen begann.
Emmeline sammelte die weggeworfenen Laken aus dem Gras auf und stapelte sie auf ihre Arme. Ihre Augen brannten, und sie kämpfte gegen Tränen an, entschlossen, nicht zu weinen. Bei Gott, sie würde nicht weinen.
Als sie das letzte Wäschestück aufgesammelt hatte, marschierte sie ins Haus, und das Gelächter der Cowboys, längst verstummt, schien in ihren Ohren nachzuhallen. Nie in ihrem Leben war sie so gedemütigt worden. Rafe hatte sie wie ein Kind weggeschickt und war dann mit seinen Brüdern in die Stadt geritten.
Wer weiß, was sie dort treiben würden.
Sie schniefte und hob das Kinn, als sie Concepcion in der Küche antraf. Concepcion erwartete sie, hatte bereits Tee aufgebrüht und zwei Tassen bereitgestellt.
Emmeline legte die Wäschestücke ab, die vermutlich noch einmal gewaschen werden mussten, weil sie sie auf den Boden geworfen hatte, um den Kampf zwischen Rafe und Jeb zu verhindern.
»Sie haben sich fast umgebracht«, berichtete sie, als sie zu sprechen wagte, ohne ihre Würde völlig zu verlieren. »Und dann sind sie zusammen in die Stadt geritten!«
Concepcion lächelte beruhigend. »Ich habe es gehört«, bekannte sie und schenkte Tee ein.
»Ich wette, sie werden die ganze Nacht über wegbleiben«, ärgerte sich Emmeline.
»Vermutlich«, stimmte Concepcion zu.
»Bestimmt prügeln sie sich weiter.«
Concepcion fragte milde: »Ist es das, was dir wirklich Sorgen bereitet?«
Emmeline setzte sich. »Nein«, gab sie zu.
»Das dachte ich mir. Sorge dich nicht, Emmeline. Rafe hat dich geheiratet, auch wenn es eine Fe rn trauung war, und das bedeutet ihm etwas. Er baut ein Haus für dich. Irgendwann morgen wird er heimkommen, vermutlich zerschlagen und verkatert, aber sonst rein wie frisch gefallener Schnee.«
Eine süße Hoffnung stieg in Emmeline auf. »Nun, er braucht nicht zu denken, dass er mich so behandeln kann.«
Concepcion tätschelte ihre Hand. »Trink deinen Tee.«
Holt setzte sich im Bett auf und aß die Rühreier, die Concepcion ihm zum Frühstück zubereitet hatte. Sie stand jetzt an der Tür, während Angus sich einen Stuhl heranzog.
»Ich habe es ihnen erzählt«, erklärte Angus. Der alte Mann wirkte mitgenommen.
Holt bemühte sich nicht, die bittere Genugtuung zu verbergen, die er empfand. »Das habe ich mir gedacht, als ich gestern Abend die Schlägerei im Hof gehört habe. Sag mir, haben sich die drei gegenseitig umgebracht, sodass ich jetzt ein Einzelkind bin?«
Concepcion stieß den Atem aus und murmelte etwas auf Spanisch.
Holt versuchte nicht, es zu übersetzen; ihr Tonfall teilte ihm alles mit, was er wissen musste.
»Zuerst haben sie
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