Zärtlichkeit, die du mir Schenkst
»Das wäre leichter und ungefährlicher.«
»Weißt du «, bemerkte Rafe und musterte seinen Bruder, »im Gegensatz zu Jeb und mir bist du ohne einen Kratzer oder eine Beule davongekommen. Wie ist das möglich?«
»Ich bin immer der Klügere von euch gewesen«, entgegnete Kade mit einem leichten Grinsen und gab seinem Pferd die Sporen, um heimzureiten.
Rafe holte ihn ein. Er fühlte sich wieder gereizt, obwohl er jetzt schmerzlich nüchtern war. »Ich habe das Gefühl, dass du irgendetwas ausheckst, Bruder, und das bereitet mir große Sorgen.«
Kade blickte weiterhin starr geradeaus auf die Straße. »Du solltest dich mit dem Baby beeilen«, warnte er. »Da könnte es leicht andere Entwicklungen in diesem Wettbewerb geben, abgesehen von unserem Bruder Holt.«
Rafe runzelte die Stirn. »Zum Beispiel?«, grollte er und fühlte sich eine Spur weniger brüderlich als noch vor einem Augenblick.
Kade grinste. »Jeb ist nicht nur aus Wut davongeritten, großer Bruder. Er hat einen Plan. Oder vielleicht sollte ich sagen, wir haben einen Plan.«
»Welchen Plan ?«
Kade hatte immer noch keinen Blick für ihn übrig, doch Rafe hätte schwören können, dass er leise den Hochzeitsmarsch summte.
Emmeline, seit kurzem verantwortlich für das Eiersammeln, gab vor, Rafe und Kade nicht durch den Creek nahen zu sehen. Sie straffte die Schultern und schwenkte den noch leeren Korb, während sie weiter zum Hühnerstall ging. Wenn dieser unverschämte Mann glaubte, er würde nach der Szene, die er gemacht hatte, bei seiner Rückkehr mit offenen Armen empfangen werden, irrte er sich.
Sie hörte seine Stimme außerhalb des Hühnerstalls; sie übertönte sogar das Gackern der Hühner. Er sprach mit seinem Pferd.
Das ist gut, dachte sie hochmütig. Der Gaul wird ihm höchstwahrscheinlich besser zuhören als ich.
Sie griff unter eine Henne, zog zwei große braune Eier hervor und legte sie vorsichtig in ihren Korb. Als sie das zum ersten Mal gemacht hatte, war sie noch ängstlich gewesen, doch jetzt, nach nur wenigen Tagen, näherte sie sich ihnen selbstsicher.
»Emmeline?«
Rafes Schatten fiel über den Boden des Hühnerstalls, und die Legehennen begannen aufgeregt zu gackern. Rötliche Federn schwebten durch die Luft.
Emmeline drehte sich langsam um und sah ihren Mann auf der schmalen, unebenen Türschwelle stehen. Er hatte den Nerv, sie anzulächeln, als wäre nichts zwischen Ihnen passiert!
Sie nahm eines der Eier aus dem Korb und schleuderte es nach ihm. Mit großer Freude beobachtete sie, wie es mitten auf seiner Brust zerplatzte und er mit schockierter Miene an sich herabschaute. Ein Eidotter rutschte an seiner Brust herunter. Erkühnt durch ihren Treffer, warf sie ein zweites Ei nach ihm.
Rafe schrie wütend auf. »Verdammt, Emmeline ...«
Sie traf ihn mit dem nächsten Wurf an der Stirn.
Er wischte sich Eiweiß, Eigelb und Schalenstücke aus dem Gesicht und trat fluchend einen Schritt auf sie zu. »Du kleine...«
»Bleib bloß stehen, Rafe McKettrick!«, warnte sie. Sie hatte keine Munition mehr, aber das brauchte er nicht zu wissen. »Ich schwöre, dass ich dir noch ein Ei verpasse, wenn du auch nur einen Schritt näher kommst.«
Für einen Moment sah er aus, als wollte er sie des Bluffs bezichtigen. Zu ihrer großen Erleichterung wandte er sich dann um und schritt davon, bedeckt mit rohem Ei, und ließ sie mit einer Schar äußerst verärgerter Hennen allein.
»Aber selbstverständlich wird eine Party stattfinden«, antwortete Angus auf Phoebe Annes scheue Frage beim Abendessen.
Emmeline, die es immer noch tunlichst vermied, ihren Mann anzusehen, lächelte Phoebe Anne an. »Sie werden das blaue Kleid tragen, nicht wahr? Das, was Becky und ich in der Stadt ausgesucht haben?«
Phoebe Anne bewegte sich unruhig auf der Sitzbank neben Kade und fühlte sich sichtlich unbehaglich. »Concepcion war so freundlich, mir das Geld für die Heimfahrt zu leihen. Ich dachte mir, ich sollte vielleicht gleich aufbrechen.«
»Wollen Sie das wirklich?«, mischte sich Concepcion ein. »Die Party wird ein denkwürdiges Ereignis sein.«
Phoebe Anne senkte den Blick. »Ich weiß nicht, ob es sich schicken würde, mich auf frivole Weise zu amüsieren, nach dem, was geschehen ist.« Sie sah sich am Tisch um, schaute jeden in der Runde an. »Ich will nicht undankbar wirken, aber...«
Eine peinliche Stille entstand.
Schließlich brach Kade das verlegene Schweigen. Er legte eine Hand auf Phoebe Annes Unterarm. »Wie Sie sich auch
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