Zahltag
Also fährt er fort: »Ich werde beantragen, die Strafe in
Deutschland absitzen zu können. Mit Griechenland will ich nichts mehr zu tun
haben, weder mit seinen Antiken noch mit seinen Gefängnissen.«
Obwohl mich der Polizeipräsident und Gikas mit Lob überschüttet
haben, kehre ich fix und fertig nach Hause zurück, wo Adriani vor dem Fernseher
sitzt.
»Ihr habt ihn also erwischt«, meint sie, ohne die Augen vom
Bildschirm zu lösen.
[418] »Ja, heute Morgen.«
»Dazu kann ich dir zwar nicht gratulieren, aber ich hoffe, es ist
wenigstens deiner Beförderung dienlich.«
So ist das also. Der Spruch »Dein Tod, mein Leben« verwandelt sich
in »Deine Festnahme, meine Beförderung«. Kaum habe ich neben ihr Platz
genommen, erscheinen auch schon der Minister und der Polizeipräsident auf dem
Bildschirm. Letzterer lobt die Arbeit der Polizei über den grünen Klee und
schildert die Schwierigkeiten, die uns Nassiotis’ Festnahme bereitet hat.
»Ich möchte mich den Worten des Herrn Polizeipräsidenten voll und
ganz anschließen«, ergänzt der Minister. »Darüber hinaus will ich die
entschlossene Haltung der griechischen Regierung hervorheben. Zu keinem
Zeitpunkt hat sie sich auf einen Deal mit dem Mörder eingelassen oder sich
seinen Erpressungen gebeugt. Ich bin der festen Überzeugung, dass diese Haltung
entscheidend zur Festnahme des Mörders beigetragen hat.«
»Wenn du dein eigenes Haus nicht lobst, fällt es dir auf den Kopf«,
kommentiert Adriani.
Das Klingeln des Telefons bewahrt mich vor der Fortsetzung. Als ich
abhebe, habe ich Katerinas Stimme im Ohr.
»Papa, heute habe ich bei Seimenis gekündigt«, eröffnet sie mir. »Er
hat zwar versucht, mich umzustimmen, aber es ist ihm nicht gelungen. Morgen
wird Mania denselben Schritt tun.«
»Sehr gut. Ich bin überzeugt, dass ihr das gemeinsam hinkriegt«,
sage ich. »Und sag Mania, dass sie Nassiotis in allen Punkten richtig
eingeschätzt hat.«
[419] Zwar werden die Zeiten in absehbarer Zeit bestimmt nicht besser,
doch zumindest können meine Tochter und Mania dafür kämpfen, dass es nicht noch
schlimmer kommt.
[420] Danksagung
Mein aufrichtiger Dank gilt Eleni Papasoglou, die mich auf
den Abschnitt aus dem Ersten Gesang der Ilias aufmerksam gemacht hat. Ebenso verbunden bin ich Erik Thurnherr für seine
wertvollen Erklärungen zu den audiovisuellen Hilfsmitteln, die in
archäologischen Stätten zum Einsatz kommen. Abschließend danke ich Makis
Etzoglou für seine ausführlichen Erläuterungen der Tricks, mit deren Hilfe man
seine Identität im Internet verbergen kann.
Foto: © Regine Mosimann / Diogenes Verlag
PETROS MARKARIS, geboren 1937 in
Istanbul, ist Verfasser von Theaterstücken und Schöpfer einer beliebten
griechischen Fernsehserie, er war Co-Autor von Theo Angelopoulos (Regisseur von Der Bienenzüchter, Der Blick des Odysseus etc.) und
hat deutsche Dramatiker wie Brecht und Goethe ins Griechische übertragen –
zuletzt Faust I und II in
Versform. Mit dem Schreiben von Kriminalromanen begann er erst Mitte der
neunziger Jahre. Heute ist er die griechische Stimme
in der zeitgenössischen Literatur, seine Romane erscheinen in 13 Sprachen und
sind international preisgekrönt (zuletzt mit dem Pepe-Carvalho-Preis für
Kriminalliteratur). Petros Markaris lebt in Athen.
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