Zahn, Timothy - Eroberer-Trilogie\1 - Eroberer
drang ein lautes Trällern, das Cavanagh aus einem leichten und unruhigen Schlaf riss. »Was ist los?«, fragte er und musste die Augen anstrengen, um im trüben Licht der Anzeigen und Displays überhaupt etwas zu sehen. »Hill?«
Das Trällern verstummte. »Es ist alles in Ordnung, Sir«, sagte Hill. Seine Silhouette wanderte über die kleinen bunten Lichter, als er sich auf dem Sitz bewegte. »Nur eine Näherungswarnung im Mrach-Stil. Wir nähern uns Phormbi.«
Cavanagh schielte auf die Uhr. Es waren etwa sieben Stunden seit ihrem überstürzten Aufbruch aus Mig-Ka City vergangen. »Wissen wir schon, wohin die Reise geht?«
»Jawohl, Sir, zu den Nördlichen Bewaldeten Steppen. Im Computer sind eine Karte und ein paar Informationen über den Ort. Mit Ihrer Erlaubnis programmiere ich den Autopiloten so, dass wir auf der Nachtseite runtergehen.
Ich versuche, alles zu vermeiden, was irgendwie an ein Verkehrsmuster erinnert.«
»Schön.« Cavanagh rieb sich die Augen. Nach dem gestörten Schlaf auf Mra-mig und den darauffolgenden Adrenalinschüben war er nun hundemüde. »Kolchin? Sind Sie wach?«
»Ja, Sir«, ertönte die leise Stimme des anderen. »Ich glaube, Fibbit befindet sich noch im Kälteschlaf. Soll ich versuchen, sie aufzuwecken?«
»Das wäre vergebliche Liebesmüh«, sagte Cavanagh, dessen Ohren noch immer infolge dieses Näherungsalarms klingelten. Entweder war es unglaublich schwierig, jemanden aus diesem Kälteschlaf zu reißen, oder aber das Duulian-Gehör war genauso schlecht wie das Duulian-Nacht-sichtvermögen. »Hill, haben Sie schon eine Vorstellung davon, wie die Landeprozedur aussehen wird?«
»Überhaupt nicht, Sir«, sagte Hill. »Ich bin noch nie auf einer Yycroman-Welt gewesen. Aber ich bin sicher, dass einer der Abfangjäger es uns sagen kann.«
»Hoffen wir, dass es kurz und schmerzlos über die Bühne geht«, meinte Kolchin. »Die Lage dürfte nämlich problematisch werden, wenn die Nachricht von unserem Abflug von Mra-mig hier eintrifft, während wir noch ein Schwätzchen halten.«
»Wenigstens können wir von dieser Nachricht hier nicht mehr überrascht werden«, sagte Hill. »Das ist ja auch schon mal etwas.«
»Ja«, erwiderte Kolchin. »Lord Cavanagh, ich habe darüber nachgedacht, was sich im Hotel ereignet hat. Ihre Vermutung, dass wir in einen Machtkampf zwischen verschiedenen Mrach-Gruppen geraten seien?«
»Ja. Und?«
»Mir ist da noch eine andere Möglichkeit eingefallen. Diese rote Karte, die Bronski Ihnen gezeigt hat - wäre es möglich, dass es sich dabei um eine Fälschung gehandelt hat?«
Cavanagh runzelte in der Dunkelheit die Stim. »Ein interessanter Gedanke«, pflichtete er ihm bei. »Ich habe noch nie eine aus der Nähe gesehen, und ich hatte mir auch nicht die Zeit genommen, diese genauer zu untersuchen.«
»Sehen Sie«, sagte Kolchin. »Und das erklärt vielleicht auch, weshalb die Mrachanis keine Repräsentanten für ihn abgestellt hatten. Und wieso er uns nicht verhaftet hat, als er uns zahlenmäßig überlegen war.«
»Und vielleicht erklärt das auch den Zwischenfall bei den Aufzügen«, fügte Cavanagh langsam hinzu. »Falls Gruppe A offizielle rote Karten ausstellt, Bronski aber für Gruppe B arbeitete, wäre es möglich, dass Gruppe A die Bhurtala geschickt hat, um ihn festzunehmen.«
»Aber wieso sollte ein NorCoord-Diplomat für die Mrachanis arbeiten?«, wandte Hill ein.
»Wir haben nur Bronskis Aussage, dass er ein NorCoord-Diplomat sei«, gab Kolchin zu bedenken. »Wenn er schon eine rote Karte fälschen kann, ist der Diplomatenausweis überhaupt kein Problem.«
»Was uns wieder zu dem Mann in Fibbits Gespinst zurückführt«, sagte Cavanagh. Ein merkwürdiger und nicht sehr erfreulicher Gedanke war ihm plötzlich gekommen. »War es vielleicht möglich, dass die ganze Bhurtala-Aktion im Hotel nur eine Inszenierung gewesen war? Dass die Mrachanis uns diesen Tipp bezüglich Phormbi zugespielt und uns dann haben entkommen lassen?«
Für einen Moment war das einzige Geräusch in der Kabine das vernehmliche Zwitschern des Antriebs unter ihnen.
»Wenn sie wollten, dass wir entkommen, wieso haben sie Bronski dann aufgehalten?«, fragte Kolchin.
»Sie haben bloß die Aufzüge bewacht«, sagte Cavanagh. »Ich habe niemanden an der Treppe unten in der Halle gesehen, und schon gar keinen am Ausgang des Rettungsschachts. Wenn Bronski die Treppe genommen hätte, anstatt sich mit ihnen anzulegen, hätten sie ihn vielleicht gehen lassen.«
»Ja,
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