Zahn, Timothy - Eroberer-Trilogie\1 - Eroberer
haben in allen Bereichen Personalmangel, weil wir uns auf die Verteidigung unserer Heimatwelten vorbereiten müssen. Daten können nur an Mrach-Schiffe oder Gebäude übertragen werden.«
Da war schon etwas dran, sagte Cavanagh sich. Datenübertragungen über ein Netzwerk hinaus waren einen Tick aufwendiger als Übertragungen innerhalb eines Netzwerks. Doch verhielt es sich vielleicht auch so, wie Captain Teva schon vermutet hatte: dass die Mrachanis nämlich so viele Menschen wie möglich zwischen sich und den Yycroman haben wollten.
Leider hatte er weder in der einen oder anderen Hinsicht einen großen Handlungsspielraum. Nicht, wenn er einen Blick auf diese Aufzeichnungen werfen wollte. »Na schön«, sagte er dem Angestellten. »Sie können uns die Informationen ins Mrapiratta-Hotel senden.« Er hob eine Augenbraue. »Und wir haben es ziemlich eilig.«
»Ich werde veranlassen, dass die Gerüchte herausgesucht werden«, wiederholte der Mrachani. »Mehr kann ich Ihnen aber nicht versprechen. Wie ich schon sagte, wir leiden unter Personalmangel. Aber es wird alles getan, was möglich ist.«
»Ich weiß Ihre Bemühungen zu schätzen«, sagte Cavanagh. »Und ich möchte Sie noch einmal daran erinnern, dass jede Information hilfreich für uns ist, die wir über die Eroberer erlangen.«
Der Mrachani beäugte ihn eine ganze Weile, dann wandte er sich wortlos ab und machte sich an seinem Computerterminal zu schaffen.
Der Termin war offensichtlich beendet. Cavanagh wechselte einen Blick mit Kolchin und bedeutete ihm mit einem Kopfnicken, zur Tür zu gehen. Kolchin erwiderte das Nicken, und gemeinsam verließen sie das Büro.
»Was meinen Sie?«, fragte Cavanagh, als sie wieder auf der Straße waren.
»Sehr erfreut hat er jedenfalls nicht gewirkt«, sagte Kolchin. »Ich habe das untrügliche Gefühl, er glaubt, wir würden seine Zeit vergeuden.«
»Vielleicht hat er damit gar nicht mal so Unrecht«, sagte Cavanagh. Irgendwie hätte er erwartet, dass jeder Mrachani zumindest schon einmal von dieser Legende gehört hätte, auch wenn er ihnen kaum Glauben schenkte.
Nun fragte er sich, ob er nicht jedermanns Zeit vergeudete -sowohl seine als auch ihre. Er vergeudete Zeit und machte sich dabei auch noch zum Narren.
Er verdrängte diesen Gedanken und ärgerte sich über sich selbst, weil er eine solche Überlegung überhaupt zugelassen hatte. Er hatte doch bisher nicht das Risiko gescheut, sich zum Narren zu machen. Und wo Pheylans Leben auf dem Spiel stand, sollte er auch gar nicht erst damit anfangen.
Pheylans Leben und auch Arics. »Wir werden ihnen noch eine Nacht Zeit geben«, beschloss er, schaute die Straße entlang und hob die Hand. Ihr Fahrzeug, das fünfzig Meter entfernt stand, verließ die Parkbucht und fuhr auf sie zu.
»Wenn sie uns morgen früh aber noch nichts Brauchbares präsentieren, müssen wir wohl davon ausgehen, dass sie nichts haben.«
»Sollen wir die Hotelzimmer trotzdem beziehen?«, fragte Kolchin, als Hill vor ihnen am Straßenrand anhielt und die Türen öffnete.
»Wir werden dort auf Informationen warten«, sagte Cavanagh, als er ins Auto einstieg. »Wenn wir aber bis zum Abend noch nichts haben, sollten wir es vielleicht auf eine andere Art versuchen. Wir könnten uns zum Beispiel an der Peripherie des Raumhafens umschauen, vielleicht finden wir dort einen alten Mrach-Raumfahrer, der aus dem Nähkästchen plaudert.«
»Das würde ich nicht unbedingt empfehlen, Sir«, sagte Kolchin skeptisch. »Im Bereich des Raumhafens treiben sich auch viele Nicht-Mrachanis herum. Könnte riskant sein.«
»Ich bezweifle, dass Sie und Hill ein Problem damit hätten, mit einem betrunkenen Pawolianer klarzukommen«, erwiderte Cavanagh. »Planänderung, Hill: Wir fahren jetzt doch zum Mrapiratta-Hotel.«
»Jawohl, Sir«, sagte Hill und schaute auf das Display mit der Rückansicht. »Aber bevor wir losfahren, Sir, sollten Sie vielleicht noch mal einen Blick nach links werfen. Auf die andere Straßenseite unter diesem dreieckigen Überhang, der etwas nach hinten versetzt ist.«
Cavanagh drehte sich um. Mit dem Rücken zum Gebäude - und von den Mrach-Fußgängern weitgehend ignoriert -
saß die haarige und kantige Gestalt eines San-duul. Ein weibliches Wesen, vermutete er, der Körpergröße und allgemeinen Statur nach zu schließen. Auf den Knien hatte sie einen kleinen trapezförmigen Holzrahmen liegen, auf den ein Stück Stoff aufgezogen war. »Sieht so aus, als ob sie Schneiderarbeiten verrichten
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