Zahn, Timothy - Eroberer-Trilogie\1 - Eroberer
Mausgesicht des Mrachanis schien noch platter zu werden, und das glänzende Haar, das Nacken und Schultern bedeckte, schien sich kurz zu sträuben, bevor es sich wieder legte. »Sie belieben zu scherzen, Lord Cavanagh«, sagte er, wobei die melodische Tenorstimme einen eigentümlichen Kontrast zu seinem fremdartigen Äußeren bildete. »Folklore? Raumfahrergarn?« Das Haar sträubte sich wieder. »Gerüchte und Storys sind wohl kaum die Voraussetzungen für eine vernünftige Entscheidungsfindung.«
»Das ist ein interessanter Gesichtspunkt«, sagte Cavanagh. »Vor allem, wenn man bedenkt, dass es anscheinend genau dieselben Legenden waren, denen das NorCoord-Parlament den Namen >Eroberer< für unseren neuen Feind entlehnt hat.«
Die Körperbehaarung schien nun wie auf die Haut gebügelt. »Waren es denn die Mrachanis, die von diesen Legenden gesprochen haben?«, fragte er mit einem Anflug von Bitterkeit in der Stimme. »Waren es die Mrachanis, die ihnen Glauben geschenkt haben? Nein. Es waren die Yycroman.«
»Ich verstehe das«, sagte Cavanagh und nickte. »Aber ich wüsste nicht, ob es darauf ankommt, wer dieses Thema zur Sprache gebracht hat. Tatsache ist doch, dass sie da draußen einer unbekannten Rasse begegnet sind ...«
»Das behaupten die Yycroman zumindest«, unterbrach der Mrachani ihn. »Die Yycroman sagen viele Dinge, die nicht wahr sind. Sie trachten ständig danach, die Entschlossenheit des Menschlichen Commonwealth zu schwächen, die Mrachanis vor ihrer Aggression zu schützen.«
»Das Commonwealth hat nicht die Absicht, die Mrachanis im Stich zu lassen«, versicherte Cavanagh ihn. »Aber...«
»So, hat es nicht?«, unterbrach der Mrachani ihn wieder. »Wo uns doch jetzt schon zu Ohren kommt, dass die Streitkräfte des Menschlichen Commonwealth bald aus dem Bereich der Yycroman-Welten abgezogen werden sollen.«
»Ich dachte, Gerüchte seien keine Grundlage für eine vernünftige Entscheidungsfindung«, erinnerte Kolchin ihn süffisant.
»Doch verblasst die Gefahr durch die Yycroman im Angesicht der neuen Gefahr, die über unseren Heimatwelten in der Luft liegt«, fuhr der Mrachani fort, ohne auf Kolchins Bemerkung zu reagieren. »Die Mrachanis haben ihr Vertrauen in den starken Arm und die Kraft des Geistes des Menschlichen Commonwealth gesetzt. Seid ihr entschlossen, eure Welten auch vor dieser Bedrohung zu schützen?«
»Wie ich schon sagte, erwarte ich nicht, dass das Commonwealth euch im Stich lässt«, sagte Cavanagh etwas nachdrücklicher. »Aber die Stärke und Entschlossenheit des Commonwealth wird auch davon abhängen, wie viel wir über die Bedrohung in Erfahrung bringen, der wir gegenüberstehen. Wenn ihr uns etwas verheimlicht, und seien es nur Gerüchte oder Storys, könnte dies unsere Schlagkraft beeinträchtigen.«
Der Mrachani schien sich förmlich in seine Haut zurückzuziehen. »Wollen Sie uns drohen?«, winselte er. »Wir haben dem menschlichen Commonwealth unser Leben anvertraut.«
»Ich will euch nicht drohen«, sagte Cavanagh seufzend in einem Wechselbad der Gefühle aus Gereiztheit und Schuld. Kolchin hatte recht; es war möglich, Sympathie für die Mrachanis zu verspüren und zugleich den Wunsch, ihnen den Hals umzudrehen. »Ich wollte nur klarstellen, dass dies nicht der richtige Zeitpunkt ist, Geheimniskrämerei zu betreiben. Die Menschen und Mrachanis sitzen in dieser Angelegenheit in einem Boot, und alles, was ihr uns zu sagen habt, könnte sich als wichtig erweisen. Ganz egal, wie trivial es auch scheint.«
Der Mrachani sah erst Kolchin an, dann wieder Cavanagh. »Ich werde veranlassen, dass die Gerüchte herausgesucht werden«, sagte er schließlich, hob ein dünnes Ärmchen und ließ es in einer Geste der müden Resignation wieder sinken. »Falls diese Gerüchte einen realen Hintergrund haben, werden Sie es erfahren. Wo halten Sie sich auf Mra-mig auf?«
»Wir bleiben in unserem Schiff«, erklärte Cavanagh. »In der Cavatina auf einem Stellplatz ...«
»Ein privates Schiff?«
»Ja«, sagte Cavanagh. »Die Cavatina. Sie ist auf Avon registriert. Sie befindet sich auf dem Stellplatz ...«
»Das geht aber nicht«, unterbrach der Angestellte ihn wieder. »Es können keine Daten zu einem Nicht-Mrach-Schiff übermittelt werden. Sie müssen sich in einem Hotel aufhalten.«
Cavanagh runzelte die Stirn. »Wovon reden Sie überhaupt? Es werden doch ständig Daten in mein Schiff übertragen.«
»Das können wir nicht tun«, bekräftigte der Angestellte. »Wir
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