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Zahn, Timothy - Eroberer-Trilogie\1 - Eroberer

Zahn, Timothy - Eroberer-Trilogie\1 - Eroberer

Titel: Zahn, Timothy - Eroberer-Trilogie\1 - Eroberer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timothy Zahn
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sie. Die leicht verzerrten Worte wurden vom eigentümlichen Summen untermalt, das für einen Duulian-Kehlkopf charakteristisch war. »Sind Sie gekommen, um meine Spinnware zu betrachten?«
    »Ja, richtig«, sagte Cavanagh ihr. »Darf ich es einmal nehmen?«
    »Es ist mir eine Ehre«, sagte sie und zog die Hände vom Gespinst zurück. Für einen Moment spannte ein seidener Faden unter den Spinnwarzen ihrer klauenartigen Hand sich zwischen ihrer Fingerspitze und dem Gespinst, bevor er riss und zum Geflecht zurückschnellte.
    Vorsichtig hob Cavanagh den Spinnrahmen hoch. Es war ein Bild der Informationsagentur, auf dem die fernen Berge jedoch über dem Gebäude aufragten, als ob sie sich direkt dahinter befänden. Die Sonne war zur Hälfte zu sehen und erhob sich zwischen zwei Gipfeln in einen blauen Himmel, der mit weißen Cirruswolken gesprenkelt war. »Sie müssen es etwas drehen - etwa so«, sagte die Sanduul und drehte den Kopf leicht zur Seite.

    Cavanagh folgte ihrem Beispiel, und plötzlich hatte die Szene sich irgendwie verändert. Es war doch alles da, aber die Stimmung des Bilds hatte sich unterschwellig geändert. Statt eines freundlichen Sonnenaufgangs hatte es plötzlich die Anmutung eines düsteren Sonnenuntergangs, und das optimistische Versprechen eines neuen Morgens verwandelte sich in das deprimierende Ende eines vertanen Tages. Dann drehte er das Bild wieder, und der Sonnenaufgang kehrte zurück und mit ihm die optimistische Stimmung. »Außergewöhnlich«, sagte er der Sanduul und gab ihr den Spinnrahmen zurück. »Wirklich einzigartig. So etwas habe ich noch nie gesehen.«
    Die Sanduul öffnete weit den Mund und zeigte die rasiermesserscharfen Zähne, die den ersten Menschen, die auf Ulu gelandet waren, ein solches Unbehagen verursacht hatten. »Sie wissen mein Talent zu schätzen«, sagte sie und kaschierte das Gebiss wieder. »Fibbit u Bibrit u Tabli ak Prib-Ulu entbietet ihren Dank.«
    »Cavanagh von Hamilton von Townsend von Grampians-Avon versichert ihr, dass der Dank ganz auf seiner Seite sei«, sagte Cavanagh in der Hoffnung, dass er die rituelle Reihenfolge seiner Ahnen auch richtig hinbekommen hatte. »Ich habe zuvor schon Duulian-Gespinste gesehen, aber noch nie eins, das künstlerisch so wertvoll war. Dürfte ich fragen, weshalb Sie hier arbeiten statt auf Ulu?«
    Das spinnenartige Gesicht wandte sich ab, als sie den Spinnrahmen wieder auf den Knien platzierte. »Die Mrachanis bewundern mein Talent ebenfalls«, sagte sie. »Sie haben mich eingeladen, auf Mra-mig zu studieren.
    Man gewährte mir ein Stipendium und versprach mir, dass ich bei Mrach-Künstlern in die Lehre gehen könne.«
    Cavanagh musterte die dünne Serape, die sich in der leichten Brise bauschte. »Was ist passiert?«
    »Ich weiß es nicht«, sagte sie und pfiff dabei leise durch den Kehlkopf, was die Duulian-Entsprechung eines Seufzers darstellte. »Als ich hier ankam, sagte man mir, dass es sich um einen Irrtum handelte. Mein Stipendium sei zurückgezogen worden. Aber ich hatte nicht genug Geld für die Heimreise. Deshalb bin ich noch immer hier.«
    »Gibt es denn niemanden, der Ihnen helfen könnte?«, fragte Cavanagh. »Die Duulian-Botschaft vielleicht?«
    »Es gibt keine Vertretung der Sanduuli auf Mra-mig«, erwiderte Fibbit. »Ich hatte auch schon überlegt, Nachrichten nach Ulu zu schicken, aber die Kosten dafür sind ebenfalls zu hoch.«
    Cavanagh runzelte die Stirn. Sie musste wirklich aus dem letzten Loch pfeifen, wenn sie es sich nicht einmal leisten konnte, einen einfachen Brief abzuschicken. Auch Nachrichten, die von einem Schnellboot befördert wurden, kosteten nicht so viel. »Wie lange sind Sie denn schon hier?«
    »Ein halbes Jahr.« Sie fuhr mit einer Fingerspitze der klauenartigen Hand über die Serape. »Es ist kalt geworden.«
    »Das ist es«, sagte Cavanagh. »Wie haben Sie sich denn über Wasser gehalten?«
    Sie fuhr sanft über ihr Kunstwerk. »Ich fertige Spinnware an«, sagte sie. »Manchmal werde ich auch von einem Mrachani engagiert, wie jetzt. Ansonsten zeichne ich Porträts von Mrachanis oder anderen und biete sie dann feil.«
    »Andere?«
    »Es gibt noch andere Leute in Mig-Ka City außer den Mrachanis. Manche sind Menschen.« Sie lächelte und zeigte dabei wieder ihre rasiermesserscharfen Zähne. »Ich spinne gern Menschen. Ihr habt eine solche Tiefe in den Gesichtern. Aber es leben nicht viele hier.«
    »Überrascht mich, dass es hier überhaupt welche gibt«, bemerkte Cavanagh und

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