Zahn, Timothy - Jagd auf Ikarus
nötig in dieser zwielichtigen Umgebung zu verbringen, und ich würde schon gar nicht zulassen, dass einzelne Mitglieder der Gruppe sich selbstständig machten. »Wir nehmen drei Kaff-Cola und ein destilliertes Wasser«, sagte ich dem Barkeeper.
Sein Augenbrauenwulst wurde leicht gesprenkelt – entweder ein Zeichen der Resignation oder vielleicht auch der Geringschätzung ob solchen Geizes. »Ja, Patronae«, sagte er und ging zu seiner Bar zurück, wobei er leise fluchte.
»Drei Cola und ein Wasser, wie?«, sagte Jennifer und schüttelte den Kopf. »Ihr lasst es ja wirklich krachen.«
»Wie er schon sagte, wir sind knapp mit Bargeld«, sagte Tera bestimmt. »Sie können also aufhören, Ihre Zeit zu vergeuden.«
Jennifer zuckte die Achseln. »Na schön. Wisst ihr, es gibt aber eine Möglichkeit, einfach und schnell zu Geld zu kommen.«
Sie beugte sich über die Mitte des Tischs und winkte uns verschwörerisch näher zu sich heran. »Irgendwo da draußen gibt es ein Schiff – niemand weiß, wo«, sagte sie und senkte die Stimme zu einem Murmeln. »Wenn ihr es findet, bekommt ihr hunderttausend commark. Bar auf die Hand.«
Zwei Kalixiri-Frettchen trippelten mit kalten Füßchen synchron auf meinem Rücken rauf und runter. »Wirklich?«, fragte ich mit bemüht neutraler Stimme. »Wie kommt’s, dass es so viel wert ist? Und für wen?«
»Ich weiß nicht, warum sie dahinter her sind«, sagte sie, drehte sich halb um und schnappte sich ein gefaltetes Blatt Papier vom Nebentisch, das anscheinend während des früheren Massenexodus zurückgelassen worden war. »Aber hier steht es geschrieben«, sagte sie und gab mir den Zettel.
Ich entfaltete ihn. Zu meiner – nicht vorhandenen -Überraschung handelte es sich um den gleichen Flyer, mit dem James Fulbright mir schon auf Dorscinds Welt vor dem Gesicht herumgewedelt hatte.
Mit zwei unerfreulichen Unterschieden. Zum einen war, wie Jennifer gesagt hatte, die Belohnung von ursprünglich fünftausend schlagartig auf hunderttausend erhöht worden. Und dann gab es, statt meines alten HandelskammerFotos, nun ein viel aktuelleres Fahndungsbild von mir. Ein sehr gutes Bild.
»Weiß ehrlich gesagt nicht, was ich davon halten soll«, bemerkte ich lakonisch, als ich das Papier wieder zusammenfaltete und es vor mir auf den Tisch fallen ließ. Aber ich hatte eine Gänsehaut unter den unechten Narben auf der Wange. Dann war das also der Grund, weshalb der Patth-Agent auf Dorscinds Welt sich ergeben hatte, ohne dass es auch nur den Versuch einer Gegenwehr gegeben hätte. Dass er mich vom Planeten entkommen ließ, war für ihn weniger wichtig gewesen als sein eigenes Überleben, damit er seinen Herren eine präzise Beschreibung von mir zu geben vermochte. Plötzlich fühlte ich mich in meiner Verkleidung nicht mehr ganz so sicher und geschützt. »Wieso haben Sie uns das überhaupt gezeigt?«, fragte ich.
Sie machte eine ausladende Geste. »Schaut euch doch nur mal um«, sagte sie, und ihr Blick und die Stimme bekamen wieder diese verführerische Note. »Ich sitze hier fest. Aber ihr nicht. Es wäre doch möglich, dass ihr da draußen auf diese Ikarus stoßt.«
Chort stieß einen seltsamen Laut aus tiefster Kehle aus. »Welches Schiff, sagtest du? Die Ikarus?«
»Es weiß wohl niemand, wie sie überhaupt aussieht«, sagte sie. Sie ignorierte ihn und ließ nun ihre ganzen Verführungskünste bei mir spielen. »Aber es heißt doch, dass der Typ auf dem Flyer an Bord sei. Ihr könntet das Schiff entdecken, und ihr könntet ihn entdecken.«
»Und dann?«, wollte ich wissen.
Sie ging fast auf Tuchfühlung mit mir. »Dann könntest du mich hier anrufen«, sagte sie und hauchte mir die Worte förmlich ins Gesicht. Das Parfüm, das sich mit dem Alkohol in ihrem Atem mischte, war eher vom unteren Ende der Preisskala. »Ich weiß, wen man informieren muss und wo man die Belohnung kassiert.«
»Sie sagen, dass man nur am Schiff interessiert sei?«, fragte Tera. Sie hatte den Flyer genommen und betrachtete Ihn, und ich glaubte, dass sie etwas blass im Gesicht geworden war – obwohl ich mir wegen des schlechten Lichts nicht ganz sicher war.
»Sie wollen sowohl das Schiff als auch die Besatzung«, sagte Jennifer, ohne den Blick von mir zu wenden. »Kannst du nicht lesen?«
»Weshalb?«, hakte Tera nach und gab den Flyer an Nicabar weiter. »Weshalb ist man hinter ihnen her?«
Widerwillig lehnte Jennifer sich wieder zurück und schaute Tera über die Schulter hinweg an. »Ich weiß
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