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Zahn, Timothy - Jagd auf Ikarus

Zahn, Timothy - Jagd auf Ikarus

Titel: Zahn, Timothy - Jagd auf Ikarus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timothy Zahn
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nahm.
    Wir gingen also zur Tür; und während ich die anderen der Reihe nach durchschleuste, warf ich noch einen letzten Blick zurück. Die Piraten schauten uns mit dem universalen misstrauischen Gesichtsausdruck von Leuten nach, die ständig auf der Flucht waren. Nurptric der Barkeeper wuselte eifrig um die Bar herum, und sein Augenbrauenwulst glühte schier in freudiger Erwartung der Gäste, die hierher unterwegs waren. Jennifers Freundin hatte einen Schminkspiegel hervorgeholt und überprüfte – mit der gleichen Vorfreude – ihr Make-up.
    Und Jennifer hatte sich am hinteren Tisch über einen der Knubbel gebeugt und redete eindringlich auf ihn ein, als ob sie ihn aufzuwecken versuchte. Ihr Ring funkelte wieder im Licht, als sie ihm beruhigend auf den Nacken klopfte. Unsere Blicke trafen sich; und obwohl sie diesmal nicht lächelte, wusste ich, dass wir uns verstanden.
    Der Rückweg verlief schweigend. Nach dem, was in der Taverne geschehen war, schien keiner an einer Unterhaltung mit mir interessiert, und ich dachte auch nicht daran, von meiner Seite aus ein Gespräch zu eröffnen.
    Als wir die Ikarus erreichten, bezahlte Ixil gerade das Betankungspersonal. Ich befahl den anderen, auf ihre Stationen zu gehen, und wartete dann unter der Verschalung, dass Ixil fertig wurde und ich die Leiter persönlich einziehen und die Luke verriegeln konnte. Dann ging ich durch den nun leeren Korridor des Mitteldecks zur Brücke hinauf, verschloss die Tür hinter mir und setzte mich auf den Kommandantensitz.
    Und erst dann, ohne dass ein Augenzeuge in der Nähe gewesen wäre, zog ich das Objekt von der Größe eines Poker-Chips, das Jennifer mir während unseres Kusses »zugespielt« hatte, aus dem Depot in der Backentasche. Ich schraubte die Oberseite ab und zog vorsichtig das dort verborgene, gefaltete Mikrodruckdokument heraus und die sechs kleinen Borandis- Tabletten, die dicht gepackt unter dem Papier lagen.
    Onkel Arthur hatte Wort gehalten.
    Das Dokument war – dummerweise, aber nicht überraschend – in Kalixiri verfasst.
    »Ich hasse es, wenn er das tut«, sagte ich mit einem Seufzer, gab Ixil das Lesegerät und ließ mich rücklings auf die Koje plumpsen. »Hier, mach du das. Ich habe im Moment keine Lust, Kalixiri zu entziffern.«
    »Sicher«, sagte Ixil, lehnte sich wieder bequem gegen die Tür meiner Kabine und verzichtete wohlweislich darauf, mir nicht schon wieder einen Vortrag zu halten, weshalb Onkel Arthur immer solche Sachen machte. Kalixiri war wahrscheinlich eine der am wenigsten bekannten Sprachen in der Spirale, wodurch seine Sendungen automatisch codiert waren, falls sie einmal in falsche Hände gerieten. Obwohl Kalixiri erstaunlich leicht zu erlernen war. Und wegen der ökonomischen Struktur des Alphabets waren die Wörter im Allgemeinen viel kürzer als die irdischen Entsprechungen, so dass man mehr Text auf eine gegebene Fläche zu bringen vermochte.
    Und nach dem zu urteilen, was ich hier gesehen hatte, war das Papier wirklich mit Worten vollgepackt.
    »Wir fangen mit Almont Nicabar an«, sagte Ixil. »Wir haben ein Foto. Schon etwas veraltet … aber ja, er scheint es wirklich zu sein. Zertifikat für Sternenschiff-Antriebe Und eine inoffizielle Ausbildung als Mechaniker – die Daten Und Details sind hier; du kannst sie dir später anschauen. Er war zehn Jahre bei den Erdwacht-Marines, wie er auch gesagt hat, und er hat es bis zum Hauptfeldwebel gebracht … Interessant. Hast du schon davon gehört, dass die Erdwacht vor sechs Jahren den Versuch unternommen hat, sich einen Talariac- Antrieb der Patth anzueignen?« »Ich habe erst durch Onkel Arthur davon erfahren«, sagte ich ihm. Diese Sechsjahresfrist hatte ich schon einmal in irgendeinem anderen Zusammenhang gehört. »War Nicabar daran beteiligt?«
    »Das kann man wohl sagen«, sagte Ixil trocken. »Er war beim Einsatzkommando, das in das Werk von Patthaaunutth Star Transport Industries auf Oigren eingedrungen ist.«
    Ich drehte den Kopf und schaute ihn an. »Du machst wohl Witze. Unser Almont Nicabar?«
    »So steht’s hier drin«, versicherte Ixil mir. »Außerdem scheint er laut den hier enthaltenen Daten kaum drei Monate nach der gescheiterten Mission den Dienst quittiert zu haben.«
    Ein flaues Gefühl breitete sich in meinem Bauch aus. Ich erinnerte mich nämlich wieder an den Zusammenhang, In dem diese sechs Jahre erwähnt worden waren: Nicabar hatte gesagt, dass er genau zu dieser Zeit den Dienst bei den Marines quittiert hätte.

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