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Zahn, Timothy - Jagd auf Ikarus

Zahn, Timothy - Jagd auf Ikarus

Titel: Zahn, Timothy - Jagd auf Ikarus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timothy Zahn
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Starr- Comm-Gebäude, das wie ein riesiger Pilz an der südlichen Grenze des Hafens aufragte.
    Wie die meisten StarrComm- Einrichtungen war auch diese hier ziemlich stark frequentiert. Und man fasste sich auch hier wegen der hohen Kosten interstellarer Kommunikation eher kurz, so dass es nur etwa fünf Minuten dauerte, bis mein Name aufgerufen und ich durch einen der Korridore zur für mich reservierten Fon-Zelle geleitet wurde. Ich schloss die Tür hinter mir, vergewisserte mich, dass der abhörsichere Privatmodus aktiviert war, und entschied mich – nach kurzer Überlegung – für eine Vid-Verbindung mit allen Schikanen. Die war zwar zehnmal teurer als die reine Audio, aber mit Camerons Anzahlung von tausend commark fühlte ich mich wie ein Krösus.
    Zumal die Unterhaltung viel interessanter war, wenn man außer Worten und Tonfall auch Mimik und Körpersprache des Gesprächspartners erlebte. Und wenn ich die Situation nicht völlig falsch einschätzte, wäre die zu erwartende Reaktion geradezu bilderbuchreif. Ich schob also eine von Camerons Hundert-commark-Noten in den Schlitz und wählte Bruder Johns Privatnummer.
    Irgendwo auf Xathru schickte StarrComms fünfzig Kilometer weites Starconnect-Antennenfeld ein Signal über vier Lichtjahre zu einer identischen Anordnung auf der Welt, wo auch immer Bruder John wie eine giftige Spinne in ihrem Netz saß. Ich wusste nicht, welche Welt es war, ob es immer dieselbe Welt war oder ob er ständig auf Achse war wie mit einem Wanderzirkus.
    Genauso wenig, wie die InterSpiral-Polizeibehörde oder irgendeine der nachgeordneten Behörden das wussten, die ihren Zuständigkeitsbereich innerhalb der Spirale hatten.
    Sie wussten weder, wo er war, noch wo die Aufzeichnungen seiner Transaktionen sich befanden und auch nicht, wie sie entweder seiner selbst oder dieser Daten habhaft werden sollten. Fast jede Person, die bei diesen Behörden arbeitete, hätte ihre obere rechte Extremität dafür gegeben, um über diese Dinge Bescheid zu wissen. Bruder Johns Einfluss erstreckte sich weit hinaus zwischen die Sterne, und er hatte in seiner »Karriere« schon viele Existenzen vernichtet und viele Leute gegen sich aufgebracht.
    Angesichts meiner aktuellen Beziehung zu dem Mann und seiner Organisation konnte ich nur hoffen, dass keiner dieser diensteifrigen Ordnungshüter ihn in absehbarer Zeit aufspürte.
    Der Bildschirm wurde hell, und ein Spitzbubengesicht mit einer Blumenkohlnase und »Miesepeterfalten« um Augen und Mund sah mich an. »Ja?«, grunzte er.
    »Hier spricht Jordan McKell«, identifizierte ich mich. Als ob nicht jeder, den Bruder John zum Fon-Dienst abgestellt hatte, das Konterfei von uns Schuldknechten kannte. »Ich würde gern mit Mister Ryland sprechen, bitte.«
    Die buschigen Augenbrauen schienen zu zucken. »Ja«, grunzte er wieder. »Bleiben Sie dran.«
    Der Bildschirm wurde dunkel. Ich schloss eine Wette mit mir selbst ab, dass Bruder John mich mindestens eine Minute warten und schwitzen lassen würde, bevor er zu antworten geruhte. Trotz der Tatsache, dass die Beantwortung von Anrufen von Leuten wie mir zu seinen wichtigsten Aufgaben gehörte; auch trotz der Tatsache, dass diese Vid-Verbindung schweineteuer war.
    Ich glaubte schon, meine Wette verloren zu haben, als der Bildschirm sich nach nur zwanzig Sekunden wieder erhellte. Aber von wegen – er hatte das Prozedere nur um eine weitere Stufe kompliziert. »Na, wenn das mal nicht Jordan McKell ist«, sagte ein Mann mit Mondgesicht und sarkastisch-theatralischer Stimme. Er hatte eine noch fiesere Ganovenfresse als sein Kumpan, der den Anruf entgegengenommen hatte; und trotz des eleganten Butler-Outfits hatte die Redensart, dass Kleider Leute machen, hier keine Gültigkeit. »Wie nett von Ihnen, dass Sie unseren Bildschirm mit Ihrer Anwesenheit schmücken.«
    »Ich bin auch über die Maßen erfreut, Sie zu sehen«, sagte ich ungerührt. »Wünscht Mr. Ryland vielleicht ein paar interessante Neuigkeiten zu hören, oder wollen wir diese Gelegenheit bloß nutzen, um Ihnen zu helfen, Ihrem Mutterwitz den letzten Schliff zu verleihen?«
    Die Augen des Backpfeifengesichts verengten sich; er fragte sich sicher, was »Mutterwitz« überhaupt bedeutete und ob ich eben vielleicht seine Frau Mutter beleidigt hätte. »Mr. Ryland schätzt es nicht, wenn Angestellte ihm wichtige Nachrichten › en passant‹ überbringen wollen«, stieß er hervor. Die spielerische Leichtigkeit hatte er abgelegt, aber der Sarkasmus war noch da.

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