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Zahn, Timothy - Jagd auf Ikarus

Zahn, Timothy - Jagd auf Ikarus

Titel: Zahn, Timothy - Jagd auf Ikarus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timothy Zahn
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eine bessere Übersicht über den Eingangsbereich gewährte. Aber damit bewirkte ich auch nichts; Jones hatte die Deckenbeleuchtung ausgeschaltet, und der Schatten war zu dunkel, als dass die Kamera ihn zu durchdringen vermochte.
    »Nein«, rief er zurück. »Was zum … Oh, verdammt.«
    »Ja«, stieß ich hervor und zermarterte mir das Hirn. Während der Eingangsbereich direkt dem Raum ausgesetzt war, war die Verschalung durch die Druckschotten an beiden Enden vom Rest des Schiffs isoliert. Ich hätte die Luke zwar von der Brücke aus zu schließen vermocht, doch in der Position, in der Jones sich befand, würde seine Hand wie ein Türstopper wirken.
    Die einzige Möglichkeit, ihn zu bergen, bestand nun darin, auf einer Seite des Schiffs einen Druckausgleich herbeizuführen, so dass wir das Schott zu öffnen vermochten. Aber wir konnten den Druck in der Sphäre nicht verringern – es gab nur noch zwei Raumanzüge für uns vier, und ich wollte mich auch nicht darauf verlassen, dass die Raum- und Kabinenschotten dem Vakuum standhielten. Und ohne einen Anzug für Nicabar wären wir auch nicht in der Lage, im Maschinenraum einen Druckausgleich vorzunehmen. Ich ließ hektisch den Blick über die Bildschirme schweifen und hoffte auf eine Eingebung …
    »Er bewegt sich wieder«, rief Nicabar plötzlich. »McKell -Chort bewegt sich.«
    Ich spürte, wie die Hände sich zu Fäusten ballten. Der Körper des Craea begann zu zucken, und die Gliedmaßen vollführten unkoordinierte Bewegungen wie jemand, der gerade einen Alptraum erlebte. »Chort?«, rief ich ins Mikrofon. »Chort, hier ist McKell. Raffen Sie sich auf -wir brauchen Sie.«
    »Ich höre Sie«, ertönte Chorts Stimme; er klang noch undeutlich und schwach. »Was ist passiert?«
    »Die Schiffsgravitation hat wieder eingesetzt«, sagte ich ihm. »Aber das ist im Moment egal. Irgendetwas ist mit Jones passiert – er antwortet nicht mehr, und ich glaube, dass er bewusstlos ist. Können Sie an Ihrem Schlauch hochklettern und zu ihm gelangen?«
    Für eine Weile antwortete er nicht. Ich starrte auf den Monitor und fragte mich, ob er wieder bewusstlos geworden war, als er plötzlich wieder zuckte; und im nächsten Moment zog er sich mit spinnenartiger Gewandtheit am Schlauch hinauf.
    Eine halbe Minute später befand er sich in der Verschalung und zog Jones von der Tür weg. Ich bereitete mich darauf vor, den Eingangsbereich zu schließen und die Verschalung wieder unter Druck zu setzen.
    Zwei Minuten später hatten wir sie wieder im Schiff.
    Wie sich dann herausstellte, war die ganze Anstrengung umsonst gewesen.
    »Es tut mir leid, McKell«, sagte Everett mit einem müden Seufzer und zog langsam eine dünne Decke über Jones’ Gesicht. »Ihr Mann ist schon seit mindestens zehn Minuten tot. Ich kann nichts mehr für ihn tun.«
    Ich schaute zu der Leiche hinüber, die auf dem Behandlungstisch lag. Der »begrenzt gesellschaftsfähige« Typ, wie ich ihn auf dem Raumhafen bezeichnet hatte. Nun war er in gewisser Weise wirklich an seine Grenzen gestoßen. »Es war das Atemgerät, oder?«
    »Definitiv.« Everett nahm den Abzieher und schälte die Beschichtung ab. »Irgendwann hat das Gerät aufgehört, der Luft Kohlendioxid zu entziehen, und hat sie stattdessen mit Kohlenmonoxid angereichert. Das muss aber schleichend passiert sein – er hat es wahrscheinlich nicht einmal bemerkt. Er ist einfach eingenickt und dann sanft entschlafen.«
    Ich warf einen Blick auf das Gerät, das in diesen großen Händen gewiegt wurde. »War es ein Unfall?«
    Er schaute mich seltsam an. »Sie arbeiten doch ständig mit diesen Luftreinigern. Wäre es möglich, dass ein solcher Vorfall Zufall ist?«
    »Ich glaube schon, dass es möglich wäre«, sagte ich und hatte wieder dieses Bild von der groß angelegten Suchaktion in der Wildnis von Meima vor Augen, deren Zeugen Ixil und ich geworden waren. Nein, das war kein Unfall gewesen. Das war völlig ausgeschlossen. Aber es hatte auch keinen Sinn, Everett in Panik zu versetzen.
    »Hm«, machte Everett nur. Er warf noch einmal einen Blick auf das Reinigungsgerät, zog dann die Abdeckung ab und legte sie beiseite. »Ich weiß, dass Sie im Moment nicht in der Stimmung sind, auch das Gute an der Sache zu sehen – aber bedenken Sie trotzdem, falls Chort sich bei diesem Absturz das Genick gebrochen hätte und auch umgekommen wäre, hätten wir jetzt beide verloren.«
    »Ich kann der Sache trotzdem nichts Gutes abgewinnen«, sagte ich bitter. »Haben Sie sich

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