Zahn, Timothy - Jagd auf Ikarus
vergaß fast, die Plasmawaffe mitzunehmen, als ich hastig den Raum verließ. Ich stürzte auf den Gang hinaus, schnellte wie ein Champagnerkorken aus der Flasche die vordere Leiter hinauf und stürmte auf die Brücke.
Tera saß auf dem Rückhaltesitz und drehte sich mit einem leicht verwunderten Blick zu mir um. »Ich dachte, Sie würden schlafen«, sagte sie.
»Weshalb haben wir gestoppt?«, wollte ich wissen.
Sie zog die Augenbrauen noch etwas höher. »Wir haben wieder eine Hüllenfalte«, sagte sie ruhig. »Chort bereitet sich gerade darauf vor, rauszugehen und den Schaden zu beheben.«
Mit grimmigem Blick schaute ich an ihr vorbei auf die Anzeigen. Tatsächlich zeigte die neue Kamera, die Ixil und Shawn auf meine Anordnung unter der Verschalung installiert hatten, zwei Gestalten in Raumanzügen, die gerade das Druckschott hinter sich schlossen. Einer war offensichtlich Chort; der andere war genauso offensichtlich Ixil. »Sie hätten mich rufen müssen«, sagte ich unwirsch.
»Wieso denn?«, erwiderte sie. »Es gibt bei dieser Operation nichts zu tun, was das Eingreifen des Piloten erfordern würde. Zumal Sie dienstfrei haben, wenn Sie sich erinnern? Gehen Sie wieder zu Bett.«
Das Funkgerät klickte. »Wir sind bereit, Tera«, sagte Ixils Stimme. »Du kannst den Gravitationsgenerator abschalten.«
»Verstanden«, sagte Tera, klappte mit einem Fingerschnippen die Schutzabdeckung hoch und drehte den Schalter um neunzig Grad. »Ich schalte den Gravitationsgenerator jetzt ab.«
Dann drückte sie den Schalter, und ich erlebte die übliche kurze Desorientierung, bevor der Magen sich wieder beruhigte. »Gehen Sie wieder zu Bett«, wiederholte Tera, ohne den Blick von den Monitoren zu wenden. »Ich werde Sie schon rufen, falls es ein Problem gibt.«
»Natürlich werden Sie das«, sagte ich kurz angebunden. Wieder einmal, so schien es, war es mir gelungen, mich vor dieser Frau zu blamieren. Das entwickelte sich allmählich zu einer sehr schlechten Angewohnheit. »Ich werde noch ein wenig bleiben.«
»Ich brauche Sie aber nicht«, sagte sie, musterte mich flüchtig mit einem grimmigen Blick und richtete die Aufmerksamkeit wieder auf die Monitore. »Genauer gesagt, ich will Sie nicht hier haben. Gehen Sie.«
»Wissen wir schon, wo die Falte ist?«, fragte ich und ignorierte die Anweisung.
»In der großen Sphäre, an Steuerbord«, sagte sie. »Chort glaubt aber, dass es nur ein kleiner Defekt ist.«
»Wollen wir hoffen, dass er Recht hat.«
Sie antwortete nicht. Für ein paar Minuten schauten wir zusammen schweigend auf die Bildschirme – ein banges Schweigen von meiner Seite, ein frostiges Schweigen von ihrer. Zwar vermutete ich, dass Ixil alle Vorkehrungen getroffen hatte, damit der Gravitationsgenerator nicht plötzlich wieder ansprang; aber ich wusste es nicht mit Sicherheit, und ich wollte ihn auch nicht über eine offene Funkverbindung danach fragen. Ich versuchte mir vorzustellen, wie ich den Generator blockieren würde, wenn das meine Aufgabe wäre, aber ich war nicht mit den Feinheiten des Systems vertraut.
»Fliegen Sie beide schon lange zusammen?«, riss Tera mich aus meinen Gedanken.
Ich schaute sie mit einem überraschten Blinzeln an. Dass Tera eine informelle Konversation begann, war in meiner -zugegebenermaßen kurzen – Bekanntschaft mit ihr ein Novum. »Sechs Jahre«, sagte ich ihr. »Ich habe ihn ein Jahr, nachdem ich die Stormy Banks gekauft hatte, ins Boot geholt. Ich war der Ansicht, mit einem Partner könnte ich Fracht schneller und effizienter befördern und mehr Geld verdienen.«
»Ich vermute, es hat nicht funktioniert?«
»Wie kommen Sie denn darauf?«, erwiderte ich. Weil man mich mit genau dieser Frage aber schon so oft in Verlegenheit gebracht hatte, ging ich automatisch in die rhetorische Defensive.
»Weil Sie nun einmal hier sind«, sagte sie. »Verzeihung -ich habe das nicht so gemeint. Wo die Patth dieser Tage fast alles transportieren, was sich überhaupt zu transportieren lohnt, ist es ein Wunder, dass nicht alle anderen schon aus dem Geschäft gedrängt worden sind.«
»Geben Sie ihnen noch ein paar Jahre«, sagte ich missmutig. »So, wie die Dinge stehen, wird es auch nicht mehr lange dauern, bis sie wirklich alle anderen aus dem Geschäft gedrängt haben.«
»Zumindest jeden, der ein legales Geschäft betreibt«, sagte sie und schaute mich von der Seite an. »Sie transportieren doch nur legale Fracht, nicht wahr, McKell?«
»Etwas anderes käme doch gar nicht in
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