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Zahn, Timothy - Jagd auf Ikarus

Zahn, Timothy - Jagd auf Ikarus

Titel: Zahn, Timothy - Jagd auf Ikarus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timothy Zahn
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für einen Schichtwechsel ist. Ich habe jetzt Dienst auf der Brücke.«
    Stirnrunzelnd schaute ich auf die Uhr. Ich hatte mich derart auf diese anderen Vorgänge konzentriert, dass ich daran gar nicht gedacht hatte. »Sie haben Recht«, sagte ich. »Verzeihung – ich bin es nicht gewohnt, ein Schiff zu fliegen, auf dem es richtige Schichtwechsel und solche Sachen gibt.«
    »Was wohl auch erklärt, weshalb Ihr Mechaniker auf dem Kommandantensitz sitzt und nicht Sie«, erwiderte sie. »Du, Ixil, musst für Nicabar im Maschinenraum übernehmen, und Sie, McKell, müssen in die Koje.«
    »Ich bin noch fit«, sagte ich und stand auf. Doch in diesem Moment wurde ich mir bewusst, dass sie Recht hatte.
    Der Schlafmangel und die allgemeine Anspannung bewirkten in Verbindung mit dem Zwischenfall mit den Knubbel-Brüdern und dem noch immer lädierten Bein, dass ich plötzlich ein schummriges Gefühl verspürte. »Andererseits wäre es vielleicht eine gute Idee, mich für ein paar Stunden auszuruhen«, fügte ich hinzu.
    »Machen Sie acht draus, und dann kommt es hin«, sagte sie und deutete mit dem Daumen den Gang entlang. »Gehen Sie schon – ich werde Ihnen Bescheid sagen, falls es irgendwelche Probleme gibt. Sie sind in einer der Kabinen auf dem Unterdeck, richtig?«
    »Richtig«, sagte ich. »Nummer acht.«
    »Gut«, sagte sie und nahm auf dem Sitz Platz, den Ixil gerade geräumt hätte. »Träumen Sie süß.«
    Ich ging zur Tür hinaus und stieg mit einem Klappern die kahlen Metallsprossen der Leiter zum Unterdeck hinab. Der Hauptgang – wie auf dem Mitteldeck gab es auch hier nur einen Korridor – war leer. Das war auch kein Wunder, denn außer den Lagerräumen und der Recyclingausrüstung gab es hier unten nur noch zwei Schlafkabinen: meine und die, in der Ixil sich einquartiert hatte. Ein ruhiger Teil des Schiffs, wo das rhythmische Summen der verschiedenen Maschinen einen müden Reisenden sanft in den Schlaf wiegte.
    Aber ich wollte nicht schlafen. Noch nicht. Also ging ich durch den ganzen Korridor zur hinteren Leiter und stieg von dort wieder zum Mitteldeck hinauf, wobei ich die Sprossen diesmal so leise wie möglich erklomm.
    Ixil war nirgends zu sehen; er war anscheinend schon unter der Verschalung verschwunden, um Nicabar im Maschinenraum abzulösen. Ich sah, dass am anderen Ende des Korridors Tera die Tür zur Brücke ostentativ hinter sich geschlossen hatte. Eine Frau wie sie legte wohl Wert auf ihre Privatsphäre, sagte ich mir; obwohl es hier nicht mehr Privatsphäre gab als die natürliche Zurückhaltung einer einsamen Frau, die mit vier unbekannten Männern und zwei männlichen Aliens in einer fliegenden Blechbüchse eingesperrt war. Aber warum auch immer sie die Tür geschlossen hatte – es würde mein Vorhaben nur erleichtern.
    Die Tür des Computerraums war zwar auch geschlossen, aber das war schon in Ordnung; soweit ich wusste, ließ sich keine Tür in der Ikarus abschließen. Ich ließ ein letztes Mal den Blick schweifen, um mich zu vergewissern, dass ich nicht beobachtet wurde. Dann öffnete ich die Tür, ging hinein und schloss sie hinter mir.
    Der Raum sah noch genauso aus wie zu dem Zeitpunkt, als ich ihn zuletzt gesehen hatte; nur dass Tera natürlich nicht da war. Der Computer Worthram T-66 dominierte den Raum. Er zog sich am hinteren Schott entlang und nahm auch einen großen Teil der Steuerbordwand ein. Am vorderen Schott war ein zweiteiliger Metallschrank befestigt, in dessen einer Hälfte sich ein Drucker befand und in der anderen ein paar Regale, die mit Nachschlagewerken und Datenträgern angefüllt waren. Zwischen die beiden Schrankhälften war die CompuKonsole gequetscht, mit der Tera die archaische Kiste für unsere Zwecke nutzbar machen wollte.
    Und wo sie angeblich gesessen hatte, als sie sich so hart den Kopf gestoßen hatte, dass ich es sogar unter der Verschalung gehört hatte.
    Ich ging zum Stuhl hinüber und setzte mich. Er hatte keine annähernd so hochwertige Anmutung wie der auf der Brücke; allerdings kam es bei Notfallmanövern in erster Linie auch darauf an, dass der Pilot auf seinem Sitz blieb und nicht der Computerfritze. Ich holte tief Luft, beugte mich nach vom und schlug versuchsweise den Kopf gegen die Kante der Konsole.
    Obwohl ich das Geräusch nun sogar unverfälscht und aus nächster Nähe hörte, klang es überhaupt nicht so wie der dumpfe Schlag, den ich seinerzeit gehört hatte. Der besagte Schlag war definitiv metallisch gewesen; aber der hier hatte wie ein

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