Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zander, Judith

Zander, Judith

Titel: Zander, Judith Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: die wir heute saagten Dinnge
Vom Netzwerk:
bei Stefan gesehn
hatte.
    »Na, kannst dat uch, Haha,
kannste nich, wa?«, hat Stefan gesagt und so ein Streichholz zu ihm
rübergeschnipst, dass ihm das fast ins Gesicht geflogen ist, das brennende
Streichholz. Und dann hat Stefan ihm die Schachtel hingehalten, und er hat das
auch probiert, aber er konnte das nicht, und das Streichholz ist einfach
runtergefallen und hat gar nicht gebrannt. Und Stefan hat gelacht, und die
andern.
    »Zeig mal noch mal, Stefan«,
hat er gesagt, und Stefan hat gesagt, gib her, und das noch mal gezeigt, wie
das geht, und dann hat er das noch mal versucht. Aber das ging irgendwie nicht.
Und dann noch mal, und da ist das Streichholz kaputtgebrochen, und alle haben
sich totgelacht, ha ha ha ha ha.
    »Noch mal, Stefan«, hat er
gesagt. Stefan hat gesagt: »Wie heißt dat?«, und er wusste erst nicht, was
Stefan meint. Und die andern oder irgendeiner hat gesagt: »Eh, Hanske, kannste
nich ma >bitte< sagen oder wat, müssen wir dir dat uch erst beibringen?«
Und da hat er gesagt: »Bitte, Stefan, zeig mal noch mal, bitte«, und Stefan hat
die Schachtel genommen und gesagt: »Kapierste ja doch nich. Mit deine
Klofinger!«
    »Pulste doch bloß in dein
Arsch mit rum«, hat denn noch Mirko oder einer gesagt. »Stinker.«
    »Gar nich«, hat er gesagt.
»Selber Stinker.«
    »Ey, pass bloß uff, sag ick
dir! Hühnerficker!«
    »Katzenficker!«
    »Schwanzlutscher! Ey, der
lutscht den Schwanz von Steegers Köter!«
    »Welchen denn, hihi?«
    »Na, welchen wohl!«
    »Gar nich wahr«, hat er
gesagt.
    »Macht Spaß, Hanske? Is geil,
wa? Is geil inner Kuhmuschi, wa? Pass uff, dat er dir nich verlorn geht da
drin, dein lütter Pimmel!«
    Und alle haben gelacht, bloß
er hat geheult und ist dann gleich nach Hause gerannt. Aber als er das nächste
Mal bei Erna war und die Streichholzschachtel da liegen sah auf dem Herd, da
hat er das noch mal heimlich probiert, und immer wieder, bis die ganze Küche
von Erna voll war mit Streichhölzern, bis Erna reinkam und gesagt hat: »Henry!
Wat mookst du denn fürn Mess mit de ganzen Rietstickn? Sülln wi noch afbrennen
hier?« Aber hatte ja gar keins gebrannt.
    Oder mit dem Geld, das mit dem
Geld, als sie das mitgekriegt hat. Da war sie gleich böse, ganz böse war sie
da. Als sie reingekommen ist. Als sie vom Friedhof gekommen ist, und er dachte
doch, dass sie noch auf dem Friedhof ist, noch länger, sonst hätte er das doch
gar nicht gemacht. Wenn er das gewusst hätte. Dass sie nun gleich reinkommt.
Und er war noch gar nicht fertig. Er stand da noch an ihrem Schrank, wo das
Geld drin war, ganz hinten, hinter ihren Pullovern, das konnte man gar nicht
sehen, aber er wusste ja, dass das da war. Und bloß er wusste das, und er hat
das auch keinem erzählt, Stefan nicht und den andern nicht und gar keinem,
sonst wären die vielleicht noch gekommen und hätten Erna das weggenommen.
Vielleicht noch. Und Erna wusste gar nicht, dass er das weiß. Wo sie ihr
Versteck hat, hinter den Pullovern. Das war doch babyleicht. Wenn sie ihm
manchmal eine Mark oder zwei Mark gegeben hat, dann hat sie das immer aus ihrem
Schrank geholt. Sie hat immer gesagt: »Teuw eis«, und da hat sie mit gemeint,
dass er warten soll, in der Küche oder draußen, und dass sie ihm gleich Geld
gibt, und dann hat er die Schranktür knarren gehört von dem Schrank in der
Stube, und einmal ist er ihr hinterher, so ganz leise, ist er ihr hinterhergeschlichen,
und da hat er das gesehn durch die Türritze, wo sie das herholt, und sie hat
das gar nicht gemerkt. Und einmal, als sie weg war, ist er hin zum Schrank und
hat den ganz leise aufgemacht, auch wenn gar keiner da war, aber trotzdem, und
da war dann das Portemonnaie hinter den Pullovern. Und sie hat das gar nicht
gemerkt. Sie hat ihm immer Geld gegeben, immer weiter, wenn sie »teuw eis«
gesagt hat, gab das immer Geld, und als der olle Lehmann das mal gerufen hat
nach ihm, »Teuw eis, ick waar di, teuw eis!«, als er bei dem im Garten einfach
Himbeeren abgepflückt hat, hat er wirklich gewartet, bis der zu ihm
hingehumpelt war, weil er dachte, es gibt nun Geld, aber dann gabs nur was mit
dem ollen Lehmann seine Krücke, und er hat »aua« gesagt und ist ruckizucki weg
aus dem Lehmann sein Garten. Aber bei Erna gab es immer Geld, und da hat er
sich dann im Konsum was für gekauft, Brausetabletten mit Multivitamin, die
haben immer so was Schönes auf der Zunge gemacht, fast so schön wie »Sowas«.
    Hier kriegt er nie
Brausetabletten, bloß andre, und die

Weitere Kostenlose Bücher