Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zander, Judith

Zander, Judith

Titel: Zander, Judith Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: die wir heute saagten Dinnge
Vom Netzwerk:
im Winter paar Wochen zu
Hause, und da fällt ihm dann gleich immer die Decke aufn Kopp. Da bin ich immer
heilfroh, wenn er wieder anfangen kann und nicht mehr jeden Tag auf der Couch
rumliegt, der gewöhnt sich das dann nämlich so richtig an, so ne
Stinkenfaulheit, grad mal, dass er n bisschen Mittag macht, da muss ich ihm
aber auch vorher genau sagen was und am besten schon alles hinstellen. Dabei
hat er sonst auch nur Langeweile. Deshalb sag ich immer, er soll nicht so auf
seine Arbeit schimpfen, auf seine blöden Kollegen, und wie ihn das alles
ankotzt, der flucht so viel in letzter Zeit. Das kann immer schneller vorbei
sein, als man denkt, hab ich ja bei mir gesehn, na, und was sollte denn dann
erst werden. Ihm sind ja schon die paar Stunden zu viel, die er alleine ist,
bis ich vom Club komm, und wehe, das wird mal später als achte. »Maann, wo
bleibst du denn, wat klaarst du denn da so lange rum?« Der weiß nämlich auch
nix mit sich anzufangen. Und nun haben wir schon n zweites Auto angeschafft,
obwohl das eigentlich überhaupt nicht drin ist, aber ich muss fahren, er muss fahren,
und wie das zuerst war, so ging das ja auch nicht, dass ich dann immer mal mitm
Bus gefahren bin, der ist aber schon über eine Stunde eher da, und dann musste
Friedhelm mich abends abholen. Oder ich hab ihn morgens um halb sieben zur
Arbeit gefahren, und er musste dann nachmittags mitm Bus zurück, na, und das
fand er ja erst mal doof, er sagt, er kam sich vor wie der letzte Trottel. Da
musst er nämlich erst noch ne halbe Stunde in Arbeitsklamotten in Anklam
rumlaufen, bis der Bus fuhr, er sagt, wo sollt er denn da hin, manchmal ist er
durchn Park, »wie n Penner«, sagt er. Und dann das Busfahren an sich, wie
früher, nur dass früher eben keiner n Auto hatte, da war das normal, »und heute
gucken se dich blöd an«, sagt er. Ist ja auch doof.
    Ich fahr gerne Fahrrad, aber
glaubst, ich mag mitm Fahrrad nach Anklam fahren, oder zu einem von meinen
Clubs? Weißt, wie blöd ich mir dabei vorkomm, wenn die denn mitm Auto an mir
vorbeifahren, »kiek, dat is doch Sonja«. Ja, so wie früher, als ich immer mitm
Fahrrad von Anklam nach Bresekow und zurück gejachtet bin, in der
Mittagspause, erst, als ich das Zimmer noch nicht hatte, weil ich da auch nicht
wusste, wohin in Anklam, das waren ja zwei Stunden, und alle Geschäfte zu bis
auf K onsum , und später, weil ich dann mal
schnell meine Oma besuchen wollte, die hatte doch da nun keinen mehr zum
Reden, und die Alten haben da ja schon gesoffen. Und dann wollt sie mich immer
am liebsten gar nicht wieder los lassen, und ich hab gesagt, »Oma, ich muss, ich
muss doch wieder«.
    Und nun haben wir zwei Autos
und sind immer noch nicht zufrieden. Weil Friedhelm nun immer mit dem kleinen
ollen Fiat zur Arbeit fahren muss, weil ich mit dem nicht klarkomm, ich bin
eben so an den Opel gewöhnt, und dann lauert er, dass ich endlich komme und er
mit dem Opel noch mal los kann, meistens bloß so durch die Gegend, zu seinem
Kanal, noch mal die Angel reinwerfen oder was weiß ich, weil er mit dem kleinen
nicht rumfahren mag, »wie seh ick denn aus dadrin«, sagt er. Na ja, wirklich n
bisschen reingequetscht. Aber nun ist das auch wieder fast wie vorher, wo er zu
Hause Achten gelaufen ist, bloß weil das Auto nicht da war. Dabei muss er
nirgendwo hin. Aber das Auto muss vor der Tür stehen.
    Ich weiß auch nicht. Wenn wir
vielleicht mal in Urlaub fahren würden. All die Jahre waren wir ganze drei Mal
weg, zuletzt vor vier Jahren, glaub ich, Lüneburger Heide. Da wollten wir nun
auch endlich mal was sehen vom goldenen Westen, na. Außerdem war das noch halbwegs
erschwinglich. Romy wollte partout nicht mit und hat uns so lange angebettelt
oder vielmehr mit Argumenten bombardiert, nach dem Motto, dass wir uns zu dritt
sowieso bloß die ganze Zeit streiten würden - das war ja grad unsere Streitzeit
- und dass ich ruhig auch mal mit Friedhelm alleine sein könnte und sie doch
nichts anstellen würde, wir kennen sie doch und so weiter, bis wir sie dann
wirklich zu Hause gelassen haben, ganz wohl war mir ja nicht dabei. Und dann
war ich eben mit Friedhelm alleine, und das ging ungefähr drei Tage, dann hab
ich gemerkt, dass er am liebsten schon wieder zu Hause war. Das kann vielleicht
anstrengend sein mit ihm! Vogelpark, Heidepark Soltau, alles schön und gut,
aber am besten is doch in lütt Anklam. Romy war bester Laune, als wir
wiederkamen, sie hatte sogar einen Kuchen gebacken. Ich glaub, sie hatte

Weitere Kostenlose Bücher