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Zander, Judith

Zander, Judith

Titel: Zander, Judith Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: die wir heute saagten Dinnge
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Mir
wird schon schlecht, wenn ich das Wort nur hör  - die Elpe!« Sie verzieht das
Gesicht.
    »Das ist nichts für uns«, sage
ich. Aber die Hoffnung, Paul damit abspeisen zu können, verdampft sofort unter
seiner nächsten sengenden Frage.
    »Warum, was machen sie da, auf
die - auf der Elpe?« Er spricht es ein wenig wie >LP< aus. Was mich fast
schon wieder in Entzücken versetzt. Ella verdreht nur die Augen.
    »Sie saufen.«
    »Sie kiffen«, sage ich, ich
hätte fast >ficken< gesagt, aber das machen sie wohl doch nicht,
jedenfalls, wohl nicht wirklich, wer weiß.
    »Was ist so schlimm daran?«,
fragt Paul. Ich sehe ihn groß an. Plötzlich steht Ella auf und geht raus. Es
sieht beinahe normal aus, so, als ginge sie aufs Klo, und den Impuls, ihr
hinterherzulaufen, tue ich als überstürzt ab, und ich bin froh, anscheinend
endlich mal halbwegs angemessen zu reagieren, indem ich einfach sitzenbleibe
und Paul ansehe, nicht vorwurfsvoll. Aber irgendetwas in mir weiß Bescheid,
weiß, dass Ella nicht nur uns und das Zimmer verlassen hätte, sondern auch das
Haus, wenn sie nicht zufällig hier wohnen würde, das ganze Dorf, wenn sie
könnte.
    Paul fragt noch einmal: »Was
ist so schlimm daran, ich meine, kiffen, ihr habt doch auch schon bestimmt, I
mean, wir könnten doch auch mal, also, vielleicht verkaufen sie uns etwas -
wenn ihr wollt, don't you?«
    Dieses dunkle Seegrün in
meinen Augen auf einmal, alles Grün schwappt von seinen Augen in meine. Einmal
ficken mit Paul McCartney, please. Von mir aus auch auf der Elpe.
     
    ELLA
     
    Um die Zeit ist da
wahrscheinlich kein Schwein. Ich bin trotzdem gleich den andern Weg lang, muss man
ja nicht drauf ankommen lassen, hab ich gedacht, aber eigentlich erst danach,
erst, als ich auf einmal gemerkt hab, dass ich einen Umweg fahr, den blöden Weg
mit dem Kopfsteinpflaster, dass ich da also automatisch lang bin, automatisch
den Umweg! Mann! Das hältste doch im Kopp nicht aus. Ich muss weg hier.
Vielleicht schmeiß ich doch noch die Schule. Und dann einfach weg, bye bye, Mutti
und Vati, bye bye, Bresekower Kacknest. Bye bye, ihr ... ihr ganzen ... Arschlöcher,
Wichser, ihr, na ja. Kommt mir vor, als würd ich langsam die ganzen Wörter
verlernen. Wird Mutti sich aber freuen. Die Flotte Britta. Die leider eine
nicht ganz so flotte Tochter hat, tja, Pech gehabt, liebe Britta. Weiß ich ja,
dass die sich für mich schämt.
    Aber eins kann sie ja nun
nicht, nämlich abstreiten, dass sie wirklich und wahrhaftig mit mir verwandt
ist, dass ich von ihr abstamme, stell dir vor. Vati wollte sich da anscheinend
mal lieber was andres vorstellen, hatte er ja auch bessere Chancen als Mutti,
aber nur theoretisch. Praktisch hat sie ihn wieder ruckzuck plattgemacht,
platt wie ne Flunder mit ihrem mordsmäßigen Redeschwall, warn ja beide total
besoffen, aber im Gegensatz zu Vati hat Mutti noch halbwegs verständliche
Wörter rausgebracht, und davon jede Menge. Und in einer Lautstärke, kein
Wunder, dass ich davon wach geworden bin. Ich dachte erst, irgendwas Schlimmes
ist passiert und bin aufgestanden und zur Treppe und hab mich dann da
hingehockt und die belauscht. Eigentlich hab ich bloß aus Muttis Antworten
mitgekriegt, worums geht. Wie die Vati dann abgekanzelt hat, von wegen er würd
sie ja wohl nicht mehr alle haben, er sei doch nicht mehr zurechnungsfähig,
einen, der solchen hirnrissigen Scheiß erzählt, den müsste man ja von Rechts
wegen gleich in Ueckermünde anmelden, und dass sie selber nicht ganz bei Trost
gewesen sein muss, als sie ihn geheiratet hat, die Tour. Ob er denn keine Augen
im Kopp hat! »Wenn einer Ellas Vater is, dann ja wohl du!« Mehr Ähnlichkeit
würd doch schon gar nicht mehr gehen, wir warn beide so was von schwierig und
misstrauisch, das war ja nicht zum Aushalten. Und dann hat sie angefangen zu
heulen und dann war nix mehr zu verstehen, und ich bin wieder ins Bett.
    Ist mir im Prinzip auch egal.
Ich mein, ob er nun mein richtiger Vater ist oder nicht. Das hätte dann auch
nix mehr geändert. Schließlich hatte er die ganze Zeit so getan, als wenn ers
wäre, und zwar so echt, dass ers wahrscheinlich auch ist. Außerdem kann ich mir
nicht vorstellen, wers sonst sein könnte, hier im Dorf kommt mir keiner so vor,
und ansonsten höchstens einer von Muttis Kollegen, und das würd nun auch keinen
Unterschied machen, war ich trotzdem n blödes Lehrerkind.
    Ich hab ihm das auch nicht
übelgenommen, jedenfalls nicht mehr als die ganzen andern Sachen, und da

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