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Zander, Judith

Zander, Judith

Titel: Zander, Judith Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: die wir heute saagten Dinnge
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ist. Auch total daneben, aber das
merken die gar nicht. Da ist noch der ganze Kinderkram drin, Spielzeug, die
Tierbilder an den hellblauen und gelben Wänden, Plastetassen, die kleinen
Stühle und Toiletten und niedrigen Waschbecken, und dann geht einer wie Ecki
da vielleicht aufs Klo und hat echt Probleme, das überhaupt zu treffen, und
pinkelt genau wien Kleinkind alles daneben. Obwohl, bei seinen knappen
Einsfuffzig ... Die meisten von denen sind da wirklich noch zum Kindergarten
gegangen, ich ja auch, und dann sind wir nach Schmalditz in die Schule
gekommen, und paar Jahre später hat er zugemacht, weils nur noch drei Kinder
oder so gab in Bresekow. Aber n paar mehr Jugendliche, und da haben sie sich
gedacht, machen wir mal nen Jugendclub auf, dass die Jugend von der Straße
wegkommt, weil, das ist ja hier so gefährlich in den Straßen von Bresekow, und
jetzt klucken die da alle wieder rum, jetzt sind sie wieder da, die Kinder.
    Oder im »Bussi«. Auch son Wort.
Morgens um halb sieben sitz ich im »Bussi« zwischen den Kippen und leeren
Bierflaschen und warte, und wenn ich die Augen zumach, muss ich aufpassen, nicht
wieder einzupennen. Wird bald zu kalt zum Sitzen sein, und dann tritt man von
einem Bein aufs andere, als wenn man aufs Klo muss, und genau danach riechts ja
manchmal auch, und dann wünscht man sich, dass der Bus schnell kommt, und
gleichzeitig, dass er nicht kommt. Nie mehr. Aber dann müsste man für immer
hierbleiben.
    Neuerdings wartet Romy mit
mir. Ich glaub ja, es ist wegen Paul, na von mir aus. Er wird bald wieder weg
sein, einfach weg. Also lässt er besser die Finger von uns, seine schmucken,
sehr weißen Finger. Ich würd die gern zeichnen. Die sind schöner als alles,
alles in diesem Kaff. Scheiße. Er wird weg sein, ohne sich die weißen Finger an
Ella dreckig gemacht zu haben. Und so soils auch sein.
    Ich hab keine Lust auf diese
Scheiße. Einmal hab ich gedacht, ich war verliebt in einen, und dann hab ich
ihn von einer Sekunde auf die andre nur noch gehasst. Und dann dacht ich, ich
hab die Schnauze voll, aber geholfen hats nicht, sonst war ich wohl kaum in
Franks Zimmer gelandet auf der Klassenfahrt in der Zehnten, und mit Frank in
seinem Bett. Ich war so besoffen wie alle andern, und ich war die Neue und noch
nicht wie alle andern schon jahrelang aufm Gymnasium und nun auch bloß, weil
Mutti und Vati mich da noch nicht ganz aufgegeben hatten.
    »Das is deine Schangse!«,
hatte Vati gesagt.
    Da nutz ich die mal besser,
hab ich wohl gedacht und mit den andern dieses ungenießbare Gesöff aus den
Plasteflaschen getrunken, das die Jungs aus Sprite und Klosterfrau-Melissengeist
zusammengemixt hatten. Irgendwann waren bloß noch die Jungs und ich übrig, und
einer hat gesagt: »Na los, Frankie!«, und gekichert, und Frank hat gesagt:
»Halt die Schnauze!«
    Aber am Ende hab ich dann doch
auf Franks Bett gelegen, und Frank hat angefangen, mich abzuknutschen, überall,
und mir wurd so schlecht dabei, dass ich Angst hatte, ich würd Frank sein Bett
vollkotzen, aber Frank hat nix gemerkt und bloß an meinen Sachen rumgezerrt und
mich überall abgeknutscht, bis ich gesagt hab: »Okay«, weil ich wollte, dass er
endlich aufhört mit dem Gesabbere. Außerdem war ich neugierig, ob ers wirklich
machen würde. Er hat gar nix gesagt, ist bloß runter vom Bett und hat seine
Hose ausgezogen, und ich meine auch, und dann hat er wie wild in seiner Tasche
rumgewühlt und geflucht, und als ein Auto vorbeigefahren ist, hab ich kurz
seinen weißen Hintern gesehen, und dann hab ich die Augen zugemacht.
    Auf einmal wusst ich, dass das
auch Franks erstes Mal ist, und da war ich am liebsten gleich wieder raus aus
seinem Bett, ich hab gedacht, wenn der nun was falsch macht. Aber dann hat ers
anscheinend doch richtig gemacht, jedenfalls hab ich geblutet wien Schwein,
sein ganzes Laken voll.
    »Mann, das hättste aber auch
sagen können!«
    Wieso, hab ich gedacht. Aber
dann war mir plötzlich einiges klar. Was der von mir gedacht hat. Was die alle
von mir gedacht haben. Wieso eigentlich?
    »Hast du ja auch nich«, hab
ich gesagt, und da hat er nix mehr gesagt. Das Laken hat er zusammengeknüllt
und ist damit zum Waschraum.
    »Das geht eh nich mehr raus«,
hab ich gesagt. Aber er wollte es in der Dusche verbrennen, was natürlich nicht
funktioniert hat, das hätt ich ihm auch gleich sagen können. Denn damit hatte
ich nun wirklich mehr Erfahrung als er. Einmal hatte ich versucht, meine ganzen
Klamotten bis auf eine

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