Zanes Erlösung (Scanguards Vampire - Buch 5) (German Edition)
sie einen Fuß auf die erste Treppenstufe setzte. Ihre Worte waren leise, als murmelte sie zu sich selbst, doch er hörte sie deutlich. „Dann pass nur auf, harter Kerl.“
Pass selber auf oder du landest bald flach auf deinem Rücken, wollte er antworten, hielt sich aber zurück.
8
Die Tür schnappte hinter ihm ein, als er seine Diele betrat, die aufgehende Sonne im Nacken. Er hatte einen arglosen Passanten auf dem Nachhauseweg seines Blutes beraubt. Da er von seinem Streit mit Portia noch immer aufgewühlt war, hatte es länger gedauert als gewöhnlich. Und selbst nach dem Liter Blut, den er getrunken hatte, fühlte sich sein Körper noch unzufrieden an. Er wusste nur zu gut, wonach sein Körper verlangte, um die ausbleibende Befriedigung zu erlangen. Doch diese Erkenntnis brachte ihn keinen Schritt näher an das, was er so verzweifelt suchte: von Portia zu kosten, nicht nur einen Kuss oder einen schnellen Fick, sondern einen Schluck ihres Blutes, ihrer Erregung, ihrer Hitze.
Ihre Worte und der Blick in ihrem Gesicht, als sie diese gesprochen hatte, hatten sein Innerstes aufgewühlt wie ein Tornado, der durch eine Stadt im mittleren Westen wütete und nur Zerstörung und Verwüstung zurückließ. Auf einmal war er nicht derjenige, der austeilte. Sie hatte die Zügel in die Hand genommen und ihn niedergemacht, in dem sie seine größte Angst entlarvt hatte.
Wieder zu lieben.
Er hatte seine Eltern und seine Schwester geliebt. Er hatte die Worte geliebt, mit denen er wundervolle Meisterstücke erschaffen hatte. Er hatte die Vögel geliebt, die im Garten pfiffen.
Er hatte das Leben geliebt.
Dann hatten sie ihm alles genommen: seine Eltern, seine Schwester und seine Leidenschaft. Und schließlich sein Leben.
Sie hatten ihm alles genommen aufgrund dessen, was er war und es mit Hass und dem Verlangen nach Rache ersetzt. Wieder zu lieben wäre nur eine schmerzliche Erinnerung an das, was er verloren hatte. Das noch intakte Stückchen seiner Seele würde als Folge eines weiteren Verlustes zerbrechen, eines Verlustes, der sicher eintreten würde, wenn er seinem Herzen noch einmal erlaubte, schwach zu werden.
Vor langer Zeit hatte er ein Versprechen abgelegt, dass die Gerechtigkeit siegen würde. Nur wenn er standhaft blieb, konnte er sein Ziel erreichen und sein Versprechen einlösen. Liebe hatte keinen Platz in seinem Leben.
Zane schlüpfte aus seiner Lederjacke und warf sie über den Stuhl im Flur. Mit dem nächsten Schritt landete er in etwas Weichem. Der begleitende Duft, den er erst jetzt registrierte, da er zu sehr in seinen Gedanken verloren war, als er das Haus betreten hatte, bestätigte, dass er noch einiges zu tun hatte.
„Z!“, rief er. „Wo zum Teufel bist du?“
Er wusste, dass es eine schlechte Entscheidung gewesen war, den Hund alleine zu Hause zu lassen. Er hätte ihn in den Garten aussperren sollen. Er schaltete das Licht an und begutachtete das Ausmaß des Schadens. Na super! Die Sohlen seiner Stiefel steckten in Hundescheiße.
„Ich bringe dich um, Z!“
Der Hund wusste wohl, was ihm blühte, denn er ließ sich nirgends blicken. Nicht dass ihn das vor einer Bestrafung verschonte. Sich zu verstecken würde lediglich das Unvermeidliche verzögern.
Zane wütete in die Küche und griff sich ein Handtuch. Als er den Hundehaufen wegwischte, verfluchte er Yvette nochmals. Wenn sie schon den Welpen an einen neuen Besitzer abschob, hätte sie wenigstens dafür sorgen können, dass er stubenrein war. Besitzer? Nicht wenn er etwas zu sagen hätte. Noch in dieser Nacht würde der Hund Geschichte sein.
Er warf das Tuch auf den Boden, um es später wegzuräumen. Seine Schuhe landeten in der Spüle, bevor er barfuß ins Wohnzimmer ging. Es war leer. Nun ja, fast: Dort stand eine riesige Ledercouch, die in Richtung eines monströsen high-definition Fernsehers zeigte. Abgesehen von diesen beiden Gegenständen war das Wohnzimmer leer; kein Teppich, kein Kaffeetisch, keine Bilder an den Wänden. Obwohl er das Haus schon vor fünf Monaten gekauft hatte, hatte er es noch immer nicht geschafft, es abgesehen von ein paar Notwendigkeiten zu dekorieren.
„Zeeeeet, Papi ist zu Hause“, lockte er, doch das dumme Tier reagierte nicht.
Zane atmete ein, ignorierte den stechenden Gestank der Hundekacke und konzentrierte sich auf den unterschwelligen Duft des Hundefells. Er hob seinen Kopf. „Hab dich.“
Er ging geräuschlos nach oben in den ersten Stock in Richtung seines Schlafzimmers. Das obere
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