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Zara von Asphodel - Rebellin und Magierin: Roman (German Edition)

Zara von Asphodel - Rebellin und Magierin: Roman (German Edition)

Titel: Zara von Asphodel - Rebellin und Magierin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Renner
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patrouillieren. Ich habe alles auf eine Karte gesetzt und verloren.
    Panik steigt in mir hoch, und ich balle die Hände zu Fäusten, um mich zu beruhigen. Beinahe ein Dutzend Magier haben sich am Gefängniseingang und im Hof versammelt, die Hälfte von ihnen sind Großmeister. Sie sind unseretwegen hier. Und plötzlich bleibt mir vor Entsetzen beinahe das Herz stehen. Mein Vater ist unter ihnen! Ich wirble keuchend herum und packe Aidan an den Schultern.
    »Tu genau, was ich dir sage«, flüstere ich. »Gehe, so schnell du kannst, zur Kammer des Jungen und sei leise, sonst sind wir tot. Wir werden die ganze Zeit hinter dir sein, auch wenn du uns nicht siehst. Und jetzt los!«
    Sein Atem geht stoßweise. Ich spüre seine Angst, aber er nickt und eilt in Richtung der Treppe.
    Ich bedeute Twiss stumm, die Tür zu verschließen und uns dann zu folgen. Wenn sie glauben, dass Aidan immer noch in seiner Zelle ist, verschafft uns das vielleicht ein paar Minuten Vorsprung. Zeit, sei mit uns!
    Ich hefte mich mit der Lautlosigkeit einer Diebin an Aidans Fersen. Am liebsten würde ich eine schalldichte Lufthülle um ihn bauen, aber das wage ich nicht aus Angst, damit die Aufmerksamkeit der Großmeister auf uns zu ziehen. Umso erleichterter bin ich, als ich sehe, wie schnell und leichtfüßig er sich bewegt. Und auch Twiss hat uns wieder eingeholt.
    Zwei Stockwerke tiefer spüre ich, wie die Präsenz meines Vaters zunimmt. Ich ziehe mich noch einen Schritt weiter ins Anderswo zurück, suche dort nach Ruhe und Schutz, weil der Geschmack meines Vaters meinen Geist mit blutigen Gedanken vergiftet. Und wenn ich ihn spüren kann, spürt er mich zweifellos auch. Benedict ist zwar kein Empath, aber einer der mächtigsten Großmeister, die je geboren wurden, und nicht einmal ich kann ermessen, wie weit sein Können reicht.
    Aidan bleibt vor einer der Türen stehen, die den Gang säumen, in den wir gerade abgebogen sind, und zuckt kurz zusammen, als ich ihn an der Schulter berühre. Ich greife nach seiner Hand und halte sie fest, bis Twiss die Tür entriegelt und geöffnet hat, dann ziehe ich ihn hinter ihr in die Zelle. Sie ist kleiner als seine. Karg und kalt, obwohl es Spätsommer ist, und mit nichts weiter als einer dünnen Lage Stroh auf dem Boden und einem Nachttopf in einer Ecke. Das vergitterte Fenster hat keine Läden, um den Wind abzuhalten.
    Der kleine Junge ist in eine dünne Decke eingewickelt und zittert im Schlaf vor Kälte. Ich sehe einen Schopf weißgoldene Haare, als Aidan sich neben ihn kniet, behutsam eine Hand auf seinen Mund legt und ihm etwas ins Ohr flüstert. Der Junge wacht auf und fängt an, wild um sich zuschlagen, bis Aidan ihn fest an sich drückt und leise und beruhigend auf ihn einspricht. Zwei aneinandergeschmiegte blonde Häupter. Als Aidan aufschaut und ich aus dem Anderswo trete, runzelt er verblüfft die Stirn.
    »Daran werde ich mich wohl nie gewöhnen.« Er blickt kopfschüttelnd auf den Jungen hinunter, der mich mit einer Mischung aus Entsetzen und Faszination anstarrt.
    »Da bin ich wieder«, flüstere ich lächelnd. »Aidan und ich bringen dich in Sicherheit. Fort von hier. Aber du musst sehr lieb sein und darfst keinen Laut von dir geben. Schaffst du das?«
    Der Junge nickt und vergräbt sein Gesicht an Aidans Schulter. Der Erschaffer richtet sich auf und drückt ihn an sich. Er setzt gerade dazu an, etwas zu sagen, als ich unsere Häscher spüre. Sie sind auf dem Weg zu uns.
    Ich lege einen Finger an die Lippen. Mein Herz schlägt so laut, dass ich mir einbilde, es hören zu können. Ich habe Angst, dass unser Feind es ebenfalls hören kann. Aidans Züge verhärten sich, als lärmende Schritte sich nähern. Ich werfe ihm einen warnenden Blick zu und trete dann so weit in das Anderswo hinein, dass kein Großmeister meine Anwesenheit spüren kann.
    Langsam schiebt Aidan sich in den Schatten neben der Tür. Der Junge klammert sich mit stillem Entsetzen an ihm fest.
    Ich lausche und zähle, als sie an uns vorbeikommen: drei Magier, zwei Großmeister … und mein Vater. Die Wächter zu zählen, die ihnen folgen, spare ich mir. Ihre Schritte führen an der Tür vorbei und verhallen den Flur hinunter in Richtung der Treppe, die zu Aidans Zelle führt. Mein Vatermöchte sich zunächst vergewissern, dass sein wertvollster Gefangener noch da ist.
    Eilig schicke ich einen Bewusstseinsfaden zum Gefängnisdach. Wie ich es vermutet habe, warten dort noch mehr Großmeister, insgesamt mindestens drei. Den

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