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Zara von Asphodel - Rebellin und Magierin: Roman (German Edition)

Zara von Asphodel - Rebellin und Magierin: Roman (German Edition)

Titel: Zara von Asphodel - Rebellin und Magierin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Renner
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Gemach und schläft? Oder hat er sich eine Magierin in sein Bett geholt in der Hoffnung, endlich einen Nachkommen zu zeugen, der seiner würdig ist? Er hat es so oft versucht, nachdem ich mich als eine solche Enttäuschung herausgestellt habe, aber die Götter sind ihm nicht hold gewesen, und ich weiß, dass er mich dafür nur umso mehr hasst.
    Twiss’ Hand auf meinem Arm reißt mich aus meinen Grübeleien. »Wir sind fast da«, raunt sie. »Denk dran, was ich dir beigebracht habe. Geh nur so weit in das Anderswo, dass die Magier dich nicht spüren können. Und benutze auf keinen Fall Magie!«
    Ich drücke ihre Hand als Zeichen dafür, dass ich verstanden habe, und bin in diesem Moment voller Liebe für dieses Mädchen mit seiner unverbesserlichen schroffen Art. Plötzlich wünsche ich mir, sie wäre in den Katakomben zurückgeblieben und in Sicherheit. Göttin Zeit, ich flehe dich an – halte heute Nacht deine schützende Hand über dieses störrische, ungeschliffene und hitzige Geschöpf!
    Wir schlängeln uns aus den Katakomben heraus in die vergessenen Ecken des Palastkellers, gehen denselben Weg zurück, der uns in jener Nacht von hier fortbrachte. Barfüßig laufe ich über Aluids Grab und verschwende kaum einen Gedanken an ihn. Ich fühle mich älter, kälter noch als der Stein, unter dem er liegt.
    Ich habe mich verändert. Feuer, Wasser, Luft, Erde. Das Spielzeug eines Magiers. Wir befehligen die Elemente und benutzen sie, um zu töten, aber wir sind keine Götter. Es sind die Götter, die mit uns spielen. Ich bin nicht mehr die Zara, die gegen ihren alten Tutor kämpfte. Ich bin wiedergeboren worden, und ich weiß noch nicht, wer ich bin … oder was. Ich weiß nur, dass ich heute Nacht den Jungen, den ich liebe, retten muss. Oder töten.
    Wir bereisen die Außenbezirke des Anderswo und bewegen uns gleichzeitig durch die physische Welt. Twiss läuft wie eine kleine, hell leuchtende Flamme neben mir her. Ich fühle ihre Gegenwart und die unserer Feinde. Sie kommen näher! Ich erstarre und gehe tiefer. Werde ungesehen und ungehört. Warte mit der Geduld einer Diebin, bis die Wächter an uns vorbei sind. Ich spüre Twiss’ Anerkennung – ihre wachsende Zuversicht –, als ich die Palastkorridore entlangschleiche, von Schatten zu Schatten husche.
    Mondlicht ergießt sich in den Hof und streicht ihn silbern. Ich versuche mein Glück und sende einen dünnen Bewusstseinsfaden aus. Er windet sich um den Hof und findet eine Katze. Eine Ratte. Eidechsen. Eine einsame, liebestolle Kröte, die ihr Verlangen in die Nacht hinausquakt. Nichts Menschliches versteckt sich in den Schatten der Marmorstatuen und schlanken Zypressen. Aber am Eingang des Kerkers sind mindestens zwei Wachen stationiert.
    Ich schaue hinauf. Das Fenster ist der einzige Weg zu Aidan. So nah! Für einen Augenblick drohen mich meine aufwallenden Empfindungen aus dem Anderswo zu reißen. Energisch schiebe ich die Gedanken an ihn beiseite und drehe mich zu Twiss um, die neben mir kauert. Sie weiß, wasjetzt kommt, ich habe es ihr gestern erklärt. Es gefiel ihr nicht, und es ist nicht zu übersehen, dass es ihr auch heute nicht gefällt. Diebe, hat sie mir unmissverständlich klargemacht, ziehen es vor, nicht die Bodenhaftung zu verlieren.
    Twiss zögert und wirft mir einen finsteren Blick zu, klettert dann aber wie ein kleines Äffchen auf meinen Rücken. Sie ist überraschend leicht – den Göttern sei Dank für die kargen Mahlzeiten in den Katakomben –, trotzdem brauche ich einen Moment, bis ich mein Gleichgewicht wiedergefunden habe.
    Ich muss vollkommen aus dem Anderswo heraustreten, um mich der komplizierten Magie bedienen zu können, die für das Fliegen notwendig ist. Dass eine zwölfjährige Diebin auf meinem Rücken sitzt, macht es nicht leichter. Konzentriert verdichte ich die Luft unter meinen Füßen und hebe ab. Wir fliegen! Twiss, die ihre Beine um meine Hüften geschlungen hat und sich mit den Armen an meinem Hals festklammert, als wolle sie mich erdrosseln, stößt ein leises, entsetztes Keuchen aus. Mich dagegen durchströmt ein überwältigendes Gefühl von Freiheit. Ich fliege! Es ist so lange her. Mein Blut rauscht vor Freude. Das ist es, wozu ich geboren bin.
    Falls ein Großmeister in der Nähe ist, spürt er die Magie vielleicht und fühlt sich dazu veranlasst, der Sache auf den Grund zu gehen, aber es gibt keine andere Möglichkeit, in das Gefängnis zu gelangen. Das Risiko müssen wir in Kauf nehmen. Die Würfel

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