Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zara von Asphodel - Rebellin und Magierin: Roman (German Edition)

Zara von Asphodel - Rebellin und Magierin: Roman (German Edition)

Titel: Zara von Asphodel - Rebellin und Magierin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Renner
Vom Netzwerk:
mich –«
    Otters Hand schnellt nach vorn und wischt Aidan das Ende seines Satzes von den Lippen. Die Wucht des Schlags hebt den Erschafferjungen von den Füßen und schleudert ihn krachend zu Boden, aber er rappelt sich sofort wiederauf. Von seiner Lippe tropft Blut und er wirkt leicht benommen, doch er schüttelt bloß kurz den Kopf und lächelt Otter dann herausfordernd an. »Macht dir das Spaß?«
    Ich stöhne lautlos auf. Sein Widerstand ist ungebrochen, er scheint sogar noch entschlossener zu sein. Aidan hat soeben den Einsatz erhöht, und es gibt nichts, das ich für ihn tun kann, so fieberhaft ich auch darüber nachdenke.
    Otter hat sich wieder völlig unter Kontrolle. Er mustert Aidan kopfschüttelnd und stößt ein unheimliches, emotionsloses Lachen aus. »Verstehe. Du bist also einer von den ganz harten Burschen, ja?«
    Aidan wischt sich mit dem Handrücken das Blut vom Mund. »Jedenfalls bin ich schon von tapfereren Männern als dir verprügelt worden. Auf unserer Seite des Walls weiß man, wie man kämpft. Du bist ein Feigling. Sonst würdest du nämlich lieber sterben, als dich diesen Blutsaugern zu unterwerfen.«
    »Du weißt nicht, wovon du redest.« Otter nickt, als hätte er eine Entscheidung getroffen. »Aber lass uns doch herausfinden, wie weit es mit deiner Kühnheit wirklich her ist. Ich habe dich aufmerksam beobachtet, Aidan von Gengst, und glaube dich mittlerweile recht gut zu kennen. Also habe ich mir für heute etwas Besonderes einfallen lassen und den Gefängniswächtern aufgetragen, mir eines ihrer Lieblingsspielzeuge zu bringen.«
    Der Leibwächter verschwindet aus meinem Blickfeld. Mein Mund ist wie ausgetrocknet. Als Otter zurückkommt, hat er eine Peitsche mit neun Lederriemen in der Hand, an deren Enden Eisenspitzen angebracht sind. DieFolterknechte nennen sie »Die Überzeugende«. Fachgerecht angewendet, zerfetzen die Eisenspitzen die Haut und schneiden sich durch Fleisch und Sehnen bis zu den Knochen durch. Oh ihr Götter! Das kann nicht sein Ernst sein!
    Aber der Hüter tritt nicht auf den Erschaffer zu. Stattdessen geht er zu dem Kind und zerrt es am Arm in die Mitte des Raums. Der Junge gibt keinen Laut von sich, doch sein Gesicht wird noch blasser und er beginnt am ganzen Körper zu zittern. Mir dreht sich der Magen um. Ich schaue von dem Jungen zu Aidan. Der Übermut des Erschaffers ist verschwunden. Jetzt stehen nur noch Schock und wachsendes Entsetzen in seinen blauen Augen.
    »Nicht du wirst für deinen Ungehorsam bestraft, Erschaffer.« Otters Gesicht ist vollkommen ausdruckslos. »Schließlich brauchen wir dich unversehrt, damit du deiner Arbeit nachgehen kannst. Nein, der Junge hier wird deine Strafe entgegennehmen. Weigerst du dich weiterhin, unsere Uhren wieder in Gang zu setzen, werde ich ihn vor deinen Augen auspeitschen. Es ist nicht viel an ihm dran. Gut möglich, dass er es nicht überlebt. Das wäre bedauerlich, denn wir müssten einen anderen Lehrling suchen und das Ganze würde von vorn beginnen. Was sagst du nun, Aidan von Gengst?«
    Aidans Augen sind dunkel vor Hass. Sein Atem geht stoßweise, fast als würde er schluchzen. Ich kann sein Entsetzen so deutlich spüren wie mein eigenes. Und seine Verzweiflung. »Nein.« Er schüttelt den Kopf. »Du bluffst nur. Das würdest du nie tun!«
    Otters Miene bleibt unbewegt. Sein Griff um die Schulterndes Jungen ist das Einzige, was das Tribut-Kind noch auf den Beinen hält. »Bist du bereit, sein Leben zu riskieren, nur um herauszufinden, ob du recht hast? Diese Stadt ruht auf der Asche toter Kinder, Erschaffer. Deine Leute haben sie zu Hunderten und Tausenden an eurem Wall sterben sehen. Glaubst du, der Erzmagier wird auch nur einen einzigen Gedanken an dieses Kind verschwenden? Du bist der Einzige, der sein Leben retten kann. Es ist deine Entscheidung. Wird er leben? Oder wirst du zusehen, wie er stirbt, nur damit du beweisen kannst, wie unbeugsam du bist?«
    Aidan öffnet den Mund. Sein Gesicht ist kalkweiß. »Bastard …«, stößt er keuchend hervor. Dann schließt er die Augen und sein ganzer Körper sinkt in sich zusammen.
    Dank Euch Göttern! Er gibt auf!
    »Du hast gewonnen.« Aidan hat die Augen wieder geöffnet, und der Mensch, der daraus hervorschaut, ist um Jahre gealtert. »Ich werde tun, was ihr von mir verlangt. Und jetzt lass das Kind los, du …«
    Ohne dass er es merkt, laufen ihm Tränen über die Wangen, als er auf den Hüter zugeht, der einen Schritt zurücktritt. Aidan fasst den Jungen

Weitere Kostenlose Bücher