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Zara von Asphodel - Rebellin und Magierin: Roman (German Edition)

Zara von Asphodel - Rebellin und Magierin: Roman (German Edition)

Titel: Zara von Asphodel - Rebellin und Magierin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Renner
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auf meine Antwort.
    Der Wolfshund hat wieder seinen Platz hinter ihr an der Wand eingenommen und mustert mich ebenfalls. Von seiner Seite baumelt eine Lederscheide, in der ein langes Messer steckt, dessen Holzgriff mit schmalen, schweißverfärbten Lederstreifen umwickelt ist. Meine Augen huschen dauernd zu dem Messer, ohne dass ich etwas dagegen tun kann. Gnade mir Zeit! Ich bin mit einem bewaffneten Dieb in einen Raum eingeschlossen. Sie können mir nicht wehtun! Unter der Salbe trage ich immer noch meine Magierinsignien. Ich bin Zara, Tochter von Eleanor. Ich bin fast schon eine Großmeisterin. Eines Tages werde ich genauso mächtig sein wie mein Vater.
    Aber jetzt ist nicht eines Tages.
    Philip, der Anführer der Erkenntnissuchenden, sitzt wie schon beim letzten Mal neben Herrin Floster. Mit seinen blauen Augen, die tief unter sandfarbenen Brauen liegen und ruhelos zwischen Twiss und mir hin- und herzucken, jagt er mir noch mehr Angst ein als die Anführerin der Diebe.
    Die Atmosphäre im Raum ist voller Wut und Rachsucht.
    »Schluss mit den Lügen!« Die Herrin schlägt mit der flachen Hand auf den Tisch.
    Zu meiner Überraschung sieht sie dabei nicht nur mich,sondern auch Twiss an, die offensichtlich genauso überrascht ist und erschrocken zusammenzuckt.
    »Dein Vater …«, Floster spuckt das Wort aus, als wäre es ein verdorbenes Stück Fleisch, und sieht mich dabei finster an, »… hat wieder einmal seine Niedertracht und Verkommenheit unter Beweis gestellt. Und diesmal hat der Erzfeind sich beinahe selbst übertroffen. Zweihundertsiebenunddreißig Gildenangehörige wurden getötet. Ihre Köpfe zieren jedes Tor in der Stadt. Ihre Häuser wurden bis auf die Grundmauern niedergebrannt, ihre Kinder in die Sklaverei verkauft.«
    Bilder von Leid und Not nehmen in meinem Kopf Gestalt an und drehen mir den Magen um. Von nun an wird kein Vieh in Asphodel mehr sicher sein und die Stadt wird sich mehr denn je in einen Ort des Schreckens und der Angst verwandeln. Und als ich jetzt in die Gesichter der Erkenntnissuchenden schaue, blickt mir aus ihren Augen mein eigener Untergang entgegen. Mein Vater muss noch nicht einmal selbst Hand anlegen, um mich zu töten, seine Taten genügen vollkommen.
    Floster presst die Lippen zusammen, und der Hass, den sie verströmt, verpestet die Luft wie der Gestank eines Misthaufens. »Kein Einziger von ihnen war ein Erkenntnissuchender, wie Benedict sehr wohl weiß. Wir haben jeden überlebenden Erkenntnissuchenden nach dem Überfall auf die Gießerei noch in derselben Nacht aus der Stadt geschafft. Diese Leute waren ihre Angehörigen: Väter, Mütter, Schwestern, Brüder. Sogar Freunde und Nachbarn.«
    »Unser Spion hat uns berichtet«, ergreift nun zum erstenMal Philip das Wort, »dass Benedict seine am Wall kämpfenden Magier zurückgerufen und lediglich eine kleine Einheit dort gelassen hat, um die Tribut-Armee zu befehligen. Die Soldaten-Magier haben den Auftrag, die Stadt zu terrorisieren. Sie patrouillieren durch jedes Viertel von Asphodel, außerdem wurde eine Ausgangssperre verhängt, die nicht nur nachts, sondern auch tagsüber gilt. Die Bewohner dürfen ihre Häuser nur für zwei Stunden während der Mittagszeit verlassen.«
    Kaum ist in mein Bewusstsein gesickert, dass die Erkenntnissuchenden immer noch einen Spion in der Stadt haben, fährt auch schon Herrin Floster fort.
    »Die Stadt ist so abgeriegelt, dass nicht einmal mehr eine Maus rein- und rauskommt.« Ihr Blick wird noch finsterer. »Aber dein Vater hat nicht nur Erfolge zu verzeichnen. Ich habe drei meiner besten Bogenschützen verloren, aber zuvor haben sie sieben seiner Magier erledigt.«
    Obwohl ich mich mit meiner eigenen Art im Krieg befinde, löst die Nachricht Entsetzen in mir aus. Ist jemand darunter, den ich kenne? Ein Schüler aus der Akademie? Einer meiner Tutoren? Unwillkürlich bekomme ich eine Gänsehaut.
    »Wir sitzen hier unten fest«, sagt das Oberhaupt der Erkenntnissuchenden mit gepresster Stimme. »Nur Diebe können sich jetzt noch in die Stadt wagen, aber wir sind dazu verdammt, in diesen von Angst und Misstrauen zerfressenen Katakomben auszuharren …«
    Philips Stimme dringt nur noch wie aus weiter Ferne zu mir, denn plötzlich wird mir klar, dass ich genauso hier festsitze. Wie soll ich Swift rächen oder Aidan retten? Ich habeversprochen, ihn zu befreien, aber wenn ich nicht aus dieser Höhle herauskomme, könnte ich ebenso gut tot sein.
    »Ich kann Euch helfen!«, rufe ich, bevor ich

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