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Zara von Asphodel - Rebellin und Magierin: Roman (German Edition)

Zara von Asphodel - Rebellin und Magierin: Roman (German Edition)

Titel: Zara von Asphodel - Rebellin und Magierin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Renner
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überhaupt Zeit habe, darüber nachzudenken. »Ich kann kämpfen!«
    Ich blicke von Gesicht zu Gesicht und lese in jedem einzelnen Ablehnung. »Der Erzmagier ist auch mein Feind!« Ich zittere vor Angst – aber mehr noch vor Wut und Enttäuschung. Diese Leute sollten meine Verbündeten sein!
    »Wenn dein Vater dich erwischt und in deinen Geist eindringt, was er zweifellos tun wird, erfährt er von den Katakomben und lässt uns alle umbringen«, entgegnet Floster verächtlich.
    Ein Teil von mir, der Teil, der wie Swift ist – begierig zu lernen, die Geheimnisse der Welt zu erkunden –, horcht auf. Die Diebe sind den Magiern von jeher ein Dorn im Auge. Sie sind wie ein unlösbares Puzzle, ein rätselhaftes Geheimnis, eine Plage, gegen die es kein Mittel gibt. Denn ein Magier ist nicht in der Lage, den Geist eines Diebes zu lesen. Wir reden uns ein, es würde daran liegen, dass sie kaum mehr sind als Tiere. Aber mir ist schon lange klar, dass das Unsinn ist, schließlich können wir mit Falken fliegen, mit Hasen rennen, mit Bergkatzen jagen. Was also ist an den Dieben so anders?
    »Bringt mir bei, meinen Geist so zu verschließen, wie ihr es tut«, sage ich zu Floster. »So unleserlich zu sein wie ein Dieb. Das lässt sich doch bestimmt erlernen, immerhin bin ich eine Großmeisterin, jedenfalls fast, und damit die Einzige hier, die magische Kräfte besitzt, was mich zu einermachtvollen Waffe gegen Benedict macht. Wollt ihr mich hier unten verrotten lassen, nur weil ihr Angst habt? Ich will kämpfen!«
    Noch während ich die beherzten Worte ausspreche, fragt eine kleine verräterische Stimme in meinem Kopf: Bist du überhaupt in der Lage zu kämpfen? Aluids Gesicht, das im Morast versinkt, blitzt vor meinem inneren Auge auf und ich schaudere. Ich habe es nicht fertiggebracht, ihn zu töten. Nicht einmal, um mein eigenes Leben zu retten.
    »Ich könnte wenigstens Eure Leute dort draußen schützen«, rufe ich, als ich sehe, wie Floster ablehnend den Mund verzieht. »Oder …«, fahre ich von einer plötzlichen Eingebung erleuchtet hastig fort, »… ich könnte wieder für Euch spionieren, nur diesmal in Gestalt eines Tieres – zum Beispiel als Falke oder Taube. Ich könnte Augen und Ohren für Euch sein. Ein Spion über der Stadt … oder sogar in den Korridoren des Palasts meines Vaters!« Ich meine, so etwas wie Interesse in Flosters Augen aufblitzen zu sehen, aber bevor ich ihr erklären kann, wie Geistmagie funktioniert, schüttelt sie den Kopf.
    »Es dauert Monate, bis ein Halbling so weit ist, nicht gesehen und nicht gehört zu werden. Zeit, die wir nicht haben. Und ich bezweifle, dass jemand anderes als ein Dieb es lernen könnte. Noch nicht einmal eine Großmeisterin. « Aus ihrem Mund klingt das Wort wie eine einzige Verhöhnung. »Aber keine Sorge, du kannst uns vielleicht auch auf eine andere Art und Weise nützlich sein.« Floster hält inne und kneift lauernd die Augen zusammen. »Was dein Vater mir wohl dafür geben würde, damit ich dir nicht die Kehle durchschneide?«
    Blanke Verzweiflung überkommt mich, als ich meine letzte Chance schwinden sehe. »Er würde Euch eigenhändig das Messer dafür in die Hand drücken.«
    »Das glaube ich nicht«, gibt Floster kalt lächelnd zurück. »Benedict ist kein Gott, auch wenn er sich für einen hält. Er ist nicht unsterblich und du bist sein einziges Kind. Die Magier sind vielleicht nicht vom Aussterben bedroht, aber sie bringen nur wenige Nachkommen hervor. Nein, er würde ein kleines Vermögen dafür ausgeben, dich lebend zu bekommen, damit er deinen Geist säubern und ihn mit seinen eigenen Gedanken füllen kann.«
    Ich schließe die Augen, bis das Grauen abgeklungen ist. Als ich sie wieder öffne, mustert Floster mich stumm und abwartend wie ein Falke, der in der Luft über seiner Beute kreist. Sie hat einen wunden Punkt getroffen und das weiß sie auch. Es stimmt: Magier teilen so oft das Bett miteinander, wie sie ihre Kleidung wechseln, aber eine Schwangerschaft ist ein seltenes und gefeiertes Ereignis.
    »Und so wie du Benedicts einziges Kind bist, bist du die einzige Geisel, die ich habe. Sollte sich jetzt jedoch herausstellen, dass du diejenige bist, die uns verraten hat …«
    Ich starre Floster verständnislos an und fühle förmlich, wie in meinem Gehirn etwas einrastet, als ich endlich begreife.
    » Verraten? «, stößt eine heisere Stimme fassungslos aus.
    Twiss. Ich habe beinahe vergessen, dass sie neben mir steht. Jetzt stürzt sie auf

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