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Zara von Asphodel - Rebellin und Magierin: Roman (German Edition)

Zara von Asphodel - Rebellin und Magierin: Roman (German Edition)

Titel: Zara von Asphodel - Rebellin und Magierin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Renner
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her, um ihm mein Unvermögen klarzumachen, und die Angst in Aidans blauen Augen wird größer. Er hat es bereits geahnt … und jetzt weiß er es. Weiß, dass ein Magier in seiner Zelle ist.
    Seine Angst macht mich nervös. Sie könnte ihn zu einer unbedachten Handlung verleiten und ich bin beinahe am Ende meiner Kräfte. Ich muss einen Weg finden, ihn zu warnen,und dann schleunigst von hier verschwinden. Suchend blicke ich mich um und laufe zu einer vom fahlen Mondlicht beschienenen staubigen Stelle auf dem Boden, blicke zu Aidan hinüber und warte, bis er langsam aufsteht und zögernd zu mir kommt.
    Mit ausgestreckter Pfote beginne ich, etwas in den Dreck zu schreiben.
    GEFAHR.
    Er geht neben mir in die Hocke, und als er das Wort liest, weiten sich seine Augen. Ungeschickt versuche ich, das Geschriebene mit der Pfote wieder zu verwischen. Er versteht sofort und glättet den Staub für mich, sodass ich weiterschreiben kann. Neunmal male ich mit meiner ungelenken Pfote Buchstaben in den Dreck, und immer, wenn er die Bedeutung meiner Botschaft verstanden hat, wischt Aidan die Worte mit zitternden Händen wieder fort.
    BENEDICT
    VERRAT
    WENN GROSSE UHR
    WIEDER TICKT
    STIRBST DU
    VERZÖGERE REPARATUR
    KOMME WIEDER
    UM DICH ZU HOLEN
    ZARA
    Als er das letzte Wort liest, breitet sich ein staunender Ausdruck auf seinem Gesicht aus, doch plötzlich stutzt er, schaut entsetzt an sich herunter, springt auf und reißt mit einem unterdrückten Aufschrei die Decke von seiner Pritsche.Erst als er sie sich hektisch um die Hüfte wickelt, wird mir klar, dass ihm gerade erst bewusst geworden ist, dass ich ihn splitterfasernackt gesehen habe.
    Aber die Katze und ich sind viel zu müde, um auch nur in Gedanken darüber lachen zu können. Zitternd vor Erschöpfung setzen wir uns hin und lassen den Kopf sinken.
    »Zara? Was hast du?« Er kniet sich vor mich hin und streckt zaghaft eine Hand aus. Ich kann fast fühlen, wie er sich fragt, ob er mich streicheln soll oder nicht. Schließlich hebe ich den Kopf und stupse meine Nase an seine. Ein Katzenkuss. Ich schnurre kurz, dann stehe ich auf und tapse zur Tür.
    Er öffnet sie und beugt sich noch einmal zu mir herunter. »Ich vertraue dir, Zara, und weiß, dass du wiederkommen und mich hier rausholen wirst.«
    Ich werfe ihm einen letzten Blick zu. Seine Augen sind dunkel vor Sorge, aber er weiß, was er zu tun hat. Nachdem er die Tür hinter mir geschlossen hat, mache ich mich an mein letztes Werk für diese Nacht.
    Ich weiß nicht, woher ich noch die Kraft dafür nehmen soll, doch es führt kein Weg daran vorbei. Die Tür muss wieder zugesperrt werden. Quälend langsam gleitet der Riegel an seinen Platz zurück, dann gebe ich den Geist der Katze wieder frei und suche nach dem dünnen Bewusstseinsfaden, der mich zurückbringen soll. Endlich finde ich ihn, aber er ist so dünn wie Spinnweben, kurz vor dem Zerreißen.
    Ich hangle mich erschöpft an dem Bewusstseinsfaden entlang, der sich aus dem Gefängnis hinauswindet und sich durch den Palast zurück in die Katakomben schlängelt. Aber ich bin so schrecklich müde, dass jede kleinste Anstrengungzur Qual wird, und plötzlich weiß ich, dass ich es nicht schaffen werde. Ich habe zu lange gewartet, habe meine Kräfte überstrapaziert. Der Weg zurück ist zu weit, zu mühsam. Ich habe weder die Stärke noch den Willen dazu. Niemand ist in der Lage, das Unmögliche zu schaffen.
    Es ist Zeit zu sterben. Zeit für die Erlösung bringende Klinge des Wolfshunds.
    Ich lasse los.
    Was für eine Erleichterung! Einfach davongleiten. Fallen …
    Ich spüre, wie der Wolfshund mich zu zwingen versucht, zurückzukehren, aber ich höre nicht auf ihn. Ich kann nicht mehr. Ich bin zu müde, um weiterzukämpfen.
    Ich vertraue dir, Zara.
    Es tut so weh. Ich wusste nicht, dass etwas so wehtun kann. Aber habe ich eine andere Wahl? Er wurde schon von so vielen, denen er vertraut hat, im Stich gelassen. Er braucht mich. Swift hat mich gebraucht und ich habe sie enttäuscht. Noch einmal darf mir das nicht passieren.
    Langsam krieche ich auf dem gewundenen, an der Klippe des Todes entlangführenden Pfad nach Hause in meinen kalten Körper.

25
    D ie Zeit vergeht. Die Göttin sitzt an meiner Seite, ohne dass ich mir dessen bewusst bin. Aber manchmal nehme ich Meisterin Quint wahr, die nickend um mich herumschwirrt, oder höre Philips Stimme im Hintergrund. Warum klingt er so traurig? Irgendetwas scheint ihm große Sorgen zu bereiten.
    Mir ist immer noch entsetzlich

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