Zara von Asphodel - Rebellin und Magierin: Roman (German Edition)
werden und sich mit atemlos bebenden Flanken und klopfendem Herzen in einer dunklen Ecke zu verstecken.Ich muss nachdenken. Es ist so mühsam. Ich bin müde und würde am liebsten in meinen Körper zurückkehren. Ich weiß jetzt wieder, wo er ist, auch wenn der Bewusstseinsfaden, der mich mit ihm verbindet, hauchdünn geworden ist. Ich sollte zurückkehren, bevor es zu spät ist. Floster und Philip müssen von Benedicts teuflischem Plan erfahren. Wir müssen ihn aufhalten.
Aber zuerst muss ich zu Aidan.
Ich achte nicht auf die Taubheit, die mein Bewusstsein von Minute zu Minute starrer werden lässt, und festige meinen Griff um den Geist der Katze. Wir jagen los. Hetzen durch Korridore, schlittern über das Marmor, wenn wir um Ecken biegen – rechts, links, rechts. Weichen einer offen stehenden Tür aus, flitzen einem fluchenden Wächter zwischen den Beinen hindurch und stürmen auf den Hof hinaus. Wir werden langsamer, schlendern gleichgültig zum Eingang des Kerkers hinüber. Der Wächter beachtet uns kaum, als wir an ihm vorbeitapsen. Dutzende von Katzen durchstreifen täglich das Palastgelände auf ihrer Jagd nach Ratten und Mäusen.
Das war einfach. Von neuer Hoffnung beseelt, springen wir mit angelegten Ohren flink die Stufen hoch – und können ihn beinahe sofort riechen. Mein Zara-Ich spürt seine Anwesenheit sogar so deutlich, als würde er direkt vor mir stehen. Er liegt auf der schmalen Pritsche und schläft. Hinter der Tür … der Tür … der verschlossenen Tür. Oh, Pestilenz!
Wir kratzen knurrend an dem hölzernen Hindernis, bis wir verlegen innehalten, als uns plötzlich klar wird, was für ein seltsames Bild wir abgeben müssen. Eine kleine, flauschige graue Katze, die fauchend ihre Krallen in eine Kerkertürschlägt. Könnte eine Katze lachen, würden wir in hysterisches Gelächter ausbrechen. Stattdessen setzen wir uns hin, heben das Hinterbein und beginnen erst mal, es zu putzen.
Währenddessen spähen wir mit schmalen Augen zur Tür. Schließlich kauern wir uns lauernd hin, als würde eine saftige Ratte mit zitternden Schnurrhaaren vor uns sitzen, und ich mache mich daran, die Tür zu öffnen. Ich befehle dem Eisenriegel, zur Seite zu gleiten, überzeuge die Klinke davon, sich zu senken. Dann drücken wir die Tür mit dem Kopf auf und schlüpfen hinein.
Ich hatte recht, er schläft. Wir springen auf die Pritsche, kauern uns neben ihn und betrachten ihn. Uns genügt das durch das Fenster fallende dämmrige Licht des sichelförmigen Mondes, um ihn sehen zu können. Seine Züge sind im Schlaf vollkommen entspannt, und er sieht so schön aus, dass es mir einen Stich versetzt. Seine Haare schimmern wie weizenfarbene Seide, wie das goldene Fell eines Bergleoparden, und seine vollen, weichen Lippen sind zu einem Schmollmund verzogen.
Behutsam balancieren wir über seine Brust, die sich unter der dünnen Decke gleichmäßig hebt und senkt. Er ist nackt. Und er duftet … oh, er duftet würzig, nach Wundern und Geheimnissen. Nach Junge. Nach Mann. Wir strecken vorsichtig eine Pfote aus und geben ihm einen kleinen Klaps auf die Wange. Er seufzt und gibt ein leises Schnarchen von sich.
Aidan! Wach auf!
Er stöhnt kurz und schnarcht weiter.
Wir geben ihm noch einen Klaps auf die Wange und fahren dabei unsere Krallen ein bisschen aus.
»Au!«
Schuldbewusst springen wir zu Boden, als der Junge sich ruckartig aufrichtet und sich eine Hand auf die Wange presst.
»Was zum Teufel …« Er verstummt, als er uns sieht, und starrt uns schlaftrunken und verwirrt an. Plötzlich fällt sein Blick auf die offene Tür und ihm klappt der Mund auf. Es sieht so lustig aus, dass ich kichern würde, wenn ich könnte. Stattdessen warte ich, bis er aufgestanden ist und auf die Tür zugeht, und streiche ihm dann leise maunzend um die Beine.
Ich wünschte, ich könnte ihn auf der Stelle mitnehmen. Ihn auf dem magischen Bewusstseinsfaden, dem ich schon bald folgen muss, aus dem Gefängnis schaffen und in die Katakomben führen. Aber ich kann nichts weiter für ihn tun, als ihn zu warnen.
Aidan schaut zu mir herunter, und ich sehe, wie das Misstrauen in seinen Augen sich in Angst verwandelt. Er schließt mit zitternder Hand die Tür, dann geht er zur Pritsche zurück und setzt sich. »Was bist du?«
Ich öffne den Mund, um ihm zu antworten, aber heraus kommt nur ein Maunzen. Oh verdammt, warum können Tiere nicht sprechen? Es würde das Leben so viel einfacher machen. Langsam schüttle ich den Kopf hin und
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