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Zara von Asphodel - Rebellin und Magierin: Roman (German Edition)

Zara von Asphodel - Rebellin und Magierin: Roman (German Edition)

Titel: Zara von Asphodel - Rebellin und Magierin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Renner
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anvertrauen würde.«
    Ich bin so fassungslos, dass ich Wonsets kalte, zitternde alte Stimme erst gar nicht erkenne. Aidan! Deswegen hat mein Vater ihn nach Asphodel bringen lassen. Benedict will seinen Geist auslöschen und seinen von einem Magier in Besitz genommenen Körper nach Hause schicken. Das ist schlimmer als der Tod. Nichts von dem, was Aidan ausmacht, wird übrig bleiben. Er wird ein Golem aus Fleisch und Blut sein. Ein von einem Magier bedientes Werkzeug, das Tod und Verderben bringt.
    Bittere Galle steigt die Kehle der Ratte hinauf. Wir zittern. Das Tier fiepst gequält auf. Ich bin zu entsetzt, um seine Not wahrzunehmen, als die Stimme meines Vaters immer noch seltsam verzerrt durch den Raum dröhnt.
    »Nun, ich selbst werde mich seines Körpers bemächtigen«, antwortet Benedict triumphierend. »Wer sonst?«
    Gelächter von einem halben Dutzend Stimmen.
    »Und wer wird die Uhren instand setzen, wenn sie erneut stehen bleiben und alle Erschaffer getötet sind?«, fragt Falu.
    »Der Erschaffer bildet einen Lehrling aus. Sobald sie mit der Reparatur der Großen Uhr im Ratssaal fertig sind, was nicht mehr lange dauern wird, können wir zuschlagen.«
    Die Ratte und ich kauern uns bebend vor Entsetzen zusammen und starren mit verschwommenem Blick in den Höllenschlund, der sich vor unserem inneren Auge auftut. Aidan. Oh ihr Götter, Aidan! Plötzlich quiekt die Ratte auf und rast, bevor ich auch nur einen Gedanken fassen und sie aufhalten kann, blitzschnell zur Tür.
    Ein graues Monster mit blitzenden Reißzähnen und scharfen Klauen springt aus dem Dunkel und stürzt sich auf uns. Wir weichen schlitternd aus, wirbeln herum, hetzen panisch vor Angst im Zickzackkurs in die entgegengesetzte Richtung. Dumpfe Anfeuerungsrufe werden laut, ermutigen das Biest, uns zu fangen.
    Dann graben sich spitze Krallen in unseren Nacken. Ein stechender Schmerz durchzuckt uns, gefolgt von einem unerträglichen Druck. Unser Rückgrat bricht und dann ist es vorbei. Was bleibt, ist eine sich rasch ausbreitende, erstickende Dunkelheit. So fühlt er sich also an … der Tod.

24
    G ut gemacht, mein Kätzchen«, säuselt die Stimme des Menschen.
    Hände streicheln mich, heben mich hoch und setzen mich auf einen warmen Schoß. Ich drücke meine Nase in eine der Hände, und als ihre Finger mich hinter den Ohren kraulen, schnurre ich vor Wonne. Nur schade, dass sie mir die Ratte weggenommen haben. Ich lecke mir mit der Zunge über die Nase, an der noch ihr Geschmack klebt, und rolle mich dann auf dem Schoß des Menschen zusammen.
    Stimmen wabern über meinem Kopf hin und her. Halten mich vom Dösen ab. Ich öffne ein schläfriges Auge und …
    … ich bin Zara!
    Mein Katzenkörper erstarrt. Fauchend fahre ich die Krallen aus und schlage sie in die Schenkel … meines Vaters.
    »Ahhh!« Eine Hand packt mich grob im Nacken und schleudert mich weg. Ich krümme und winde mich im Flug, lande schlitternd auf allen vier Pfoten und jage Richtung Tür. Einer der Magier öffnet sie für mich. Ich glaube, es ist Merze. Ich kann ihre Schadenfreude über Benedicts Unmutwittern, als ich an ihr vorbei in den Korridor hinausflitze und um mein Leben laufe.
    Mein Leben.
    Ich war in der Ratte. Und dann hat die Katze … diese Katze … ohne Vorwarnung angegriffen. Sie muss schon die ganze Zeit über in der Bibliothek gewesen sein und die Ratte hat es gewusst. Aber ich habe ihren Willen niedergerungen und ihren Fluchtinstinkt ignoriert.
    Das war dumm von mir. Denn so bin ich nicht auf die Katze vorbereitet gewesen. Ich erinnere mich daran, wie ich verzweifelt versucht habe, mich von der Ratte zu lösen, als sie starb. Mein Bewusstsein ihrem toten Geist zu entwinden, bevor der Tod auch mich mit sich zerrt. Aber ich hatte keine Zeit, in die Katakomben zurückzufinden. Ich war verwirrt und trieb ohne Orientierung durch den freien Raum. Körperlos.
    Die Katze und ich schaudern vor Entsetzen bei dem Gedanken daran, wie knapp ich der zögernden Klinge des Wolfshunds entkommen bin.
    Irgendwie muss ich die Kraft gefunden haben, in die Katze überzusiedeln, bevor ich gänzlich davondriftete. Ich habe noch nie gehört, dass einem Magier so etwas gelungen ist, nicht einmal meinem Vater. Doch ich kann mich nicht darüber freuen, zu groß ist mein Entsetzen und meine Verzweiflung.
    Ich spüre, wie meine Kräfte schwinden. Die Katze ist leichter zu kontrollieren als die Ratte, trotzdem dauert es eine kleine Ewigkeit, bis ich sie dazu bringen kann, langsamer zu

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