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Zara von Asphodel - Rebellin und Magierin: Roman (German Edition)

Zara von Asphodel - Rebellin und Magierin: Roman (German Edition)

Titel: Zara von Asphodel - Rebellin und Magierin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Renner
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an?
    »Na und?«, gebe ich wütend zurück. »Du liebst Floster.«
    Er nickt und verzieht dabei keine Miene.
    »Du würdest für sie töten.«
    »Das habe ich bereits«, erwidert er.
    »Du würdest für sie sterben.«
    Er zuckt mit den Achseln. »Wir sterben alle irgendwann. Umso besser, wenn der eigene Tod einen Sinn hat.«
    »Wieso hilfst du mir dann nicht?«
    »Es geht hier nicht nur um dich, Zara.« Er sieht mich mit hochgezogenen Brauen an. »Es steht nicht nur dein Leben auf dem Spiel. Oder das des Erschafferjungen. Sondern das sämtlicher Leute hier unten. Und das der Menschen dort oben, die verdammt noch mal keine Chance auf ein besseres Leben haben, wenn wir diese Schlacht verlieren. Ich weiß, wie du dich fühlst, Zara. Aber wir müssen tun, was für alle am besten ist. Und wenn das bedeutet, dass der Junge sterben muss …«
    »Würdest du sie im Stich lassen? Würdest du zusehen, wiemein Vater in den Geist der Frau, die du liebst, eindringt und ihn zermalmt? Würdest du das winzige bisschen, das von ihr noch übrig ist, mit ihm allein in ihren Körper eingesperrt lassen und sie Qualen aussetzen, die jenseits aller Vorstellung sind? Würdest du sie wirklich im Stich lassen? Oder würdest du nicht alles – alles  – versuchen, um sie zu retten?«
    Der Dieb runzelt die Stirn. Dann senkt er den Blick, steht auf und verlässt ohne eine Antwort die Kammer. Aber ich weiß, wie sie lautet. Und er weiß es auch.

26
    A m nächsten Morgen stehe ich früh auf und kleide mich an. Die sonst eng anliegende Diebeskluft schlottert an meinem Körper, und ich bin froh, dass ich keinen Spiegel habe, der bezeugt, dass ich mich mittlerweile kaum noch von den übrigen Bewohnern der Katakomben unterscheide.
    Quint hat mir befohlen, meine Pritsche nicht zu verlassen, aber ich kann es mir nicht leisten, untätig herumzuliegen. Langsam gehe ich in der Kammer auf und ab und zähle meine Schritte. Bei meinem ersten Versuch muss ich nach nur fünfzehn eine Pause einlegen. Bald schon gelingen mir dreißig. Bis zum Mittag habe ich fünfzig geschafft, erst dann lege ich mich wieder hin und freue mich wie ein kleines Kind über meinen winzigen Erfolg.
    Kurz darauf öffnet sich die Tür und der Wolfshund kommt mit einer dampfenden Schale herein. Sofort läuft mir das Wasser im Mund zusammen, und kaum hat er sie mir gereicht, habe ich auch schon gierig den ersten Löffel des Fleischeintopfs hinuntergeschlungen, sodass ich mich nur noch mit einem Nicken bei ihm bedanken kann.
    »Schön zu sehen, dass du deinen Appetit wiedergefunden hast. Du bestehst nur noch aus Haut und Knochen.«
    »Wie nett von dir, mich darauf hinzuweisen.«
    »Hübsche Haut und hübsche Knochen. Könntest aber ein bisschen mehr Fleisch vertragen.« Er lächelt und öffnet den Mund, um noch etwas hinzuzufügen, schließt ihn dann aber unverrichteter Dinge wieder.
    Fehlen dem Wolfshund etwa die Worte? »Was wolltest du sagen?« Ich lasse den Löffel sinken und schaue ihn erwartungsvoll an.
    »Erst wenn die Schale leer ist.«
    Langsam und ohne den Blick von seinem besorgten Gesicht zu nehmen, esse ich weiter.
    »Ich musste die ganze Zeit daran denken, was du gesagt hast … darüber, was ich an deiner Stelle tun würde.« Er sieht wie ein unglücklicher Junge zu Boden. »Du hast recht. Ich würde es wagen. Ich würde alles tun. Alles. Und deswegen …« Er hebt den Kopf wieder und schaut mich mit einem gequälten Ausdruck in den Augen an. Ich kann förmlich spüren, wie es ihn innerlich zerreißt – zwischen dem, was die Herrin der Diebe befohlen hat, und dem, was er für richtig hält. Vermutlich hat der Wolfshund noch nie zuvor gegen Flosters Wünsche verstoßen. »Ich werde dir helfen, Zara.«
    Hoffnung flammt in meinem Herzen auf wie ein plötzlicher Sonnenaufgang.
    Der Wolfshund hebt warnend die Hand. »Aber nur, wenn ich sicher sein kann, dass diese wahnsinnige Mission Aussicht auf Erfolg hat. Sollte die Chance zu klein sein, dass du unversehrt in den Palast hinein- und herauskommst, vergessen wir das Ganze wieder. Aber …«, er sieht mich mit zusammengezogenenBrauen an, »… irgendetwas ist mit dir geschehen, als du dich in dir selbst verloren hast. Ich glaube, du warst im Anderswo.«
    »Das hast du schon mal gesagt. Was ist das? Und warum spielt es eine Rolle, ob ich dort war?«
    »Eigentlich sollte ich nicht mit dir darüber reden. Du bist eine Magierin. Ich bin ein Dieb. Todfeinde. Du bist die sonnendurchflutete Baumkrone, ich das dunkle, von Würmern

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