Zara von Asphodel - Rebellin und Magierin: Roman (German Edition)
geheißen wird, braucht Benedict in dessen Körper nur noch einen günstigen Moment abzuwarten, um Aidans Vater und den Rest des Rats zu töten. Anschließend wird er sich über die Armeeführer hermachen, während zur selben Zeit die vereinten Streitkräfte der sieben Magier-Städte Gengst-am-Wall angreifen.«
Floster zieht scharf die Luft ein. Sie ahnt bereits, was ich als Nächstes sagen werde.
»Benedict wird jede einzelne Seele in Gengst töten und die Stadt dem Erdboden gleichmachen.« Mir ist, als würden die Worte meinen Mund verbrennen. »Dann werden sie zur nächsten Stadt weiterziehen und dasselbe tun. Er ist davon überzeugt, leichtes Spiel mit den kleineren Städten zu haben, wenn Gengst erst einmal zerstört ist und sich Panik und Verwirrung breitgemacht haben. Und er wird nichteher ruhen, bis die gesamte Welt der Erschaffer … ausgelöscht ist.«
Ich zittere am ganzen Körper. »Er wird sie alle töten – jeden Mann, jede Frau und jedes Kind. Kein Erschaffer wird am Leben bleiben. Er plant den Untergang eines ganzen Volkes.«
Floster zieht die Augen nachdenklich zu schmalen Schlitzen. Philip ist das Entsetzen deutlich ins Gesicht geschrieben. Und der Wolfshund nickt, als hätte er bereits die ganze Zeit mit so einer Schreckensnachricht gerechnet.
»Wir müssen etwas dagegen unternehmen!« Ihre Schwerfälligkeit zerrt an meinen Nerven.
»Das werden wir.« Floster klingt nicht überzeugend.
»Ich verstehe nicht …«, murmelt Philip mit gerunzelter Stirn.
Nur der Wolfshund hat es sofort begriffen. »Und wie willst du es anstellen, den Jungen dort rauszuholen, Zara? Mit deiner Geistmagie?«
»Ich kann es schaffen.« Ich sehe sie nacheinander eindringlich an und versuche sie durch pure Willenskraft dazu zu bringen, mir zu glauben. »Ich habe Aidan gesagt, er soll die Reparatur der Großen Uhr hinauszögern. Uns bleibt also noch ein bisschen Zeit. Der Wolfshund und ich, ich meine, Marcus und ich, können uns in den Palast schleichen und …«
»Früher war es für einen guten Dieb kein Problem, im Palast ein und aus gehen. Aber das war, bevor Aris den für deinen Vater bestimmten Pfeil in die Kehle bekam. Jetzt wird Benedict jeden noch so harmlosen Schatten für einen Dieb halten, der ihm nach dem Leben trachtet.« Floster schütteltden Kopf. »Und du, Zara, du bist keine Diebin. Du kannst dich nicht ungesehen und ungehört machen. Du würdest keine fünf Schritte weit kommen. Und das würde den sicheren Tod für uns alle bedeuten. Nein. Wir müssen einen anderen Weg finden.«
»Aber der Junge muss gerettet werden.« Philips Gesicht ist blass vor Aufregung. »Er kann nicht nur Uhren reparieren, Herrin, er ist ein Maschinenbauer! Denkt doch nur an das Wissen und die Macht, die der Junge uns beschaffen könnte. Die Waffen, die er und ich mit vereintem Wissen konstruieren könnten …«
»Ich sehe nicht, wie wir den Kerl dort rausbekommen sollen, Philip. Das Risiko ist zu groß, tut mir leid. Nicht einmal Marcus kann sich noch in den Palast wagen. Nein, nein und nochmals nein!« Sie schlägt mit der Faust auf meinen Bettpfosten, um ihre Worte zu unterstreichen, dann schließt die Herrin der Diebe einen Moment lang die Augen und scheint zum ersten Mal, seit ich sie kenne, den Tränen nah zu sein. »Bei den Göttern, ich wünschte, wir könnten ihn retten«, spricht sie schließlich weiter, als sie die Beherrschung wiedergewonnen hat, »aber das steht nicht in unserer Macht. Was wir jedoch tun können, ist, Benedict daran zu hindern, den Erschaffer nach Gengst zurückzubringen. Wir müssen den Tross, der ihn begleitet, in einen Hinterhalt locken und alle töten. Auch den Jungen. Zumindest das, was dann noch von ihm übrig sein wird. Aber vor allem müssen wir Benedict töten.« Sie sieht mich an, und ich weiß, dass dies ihr letztes Wort ist. Sie wird ihre Meinung nicht ändern. Aidan wird sterben.
»Du bist in ihn verliebt.«
Der Wolfshund formuliert es als Feststellung, nicht als Frage. Wir sind wieder allein. Schon seit fast einer Stunde, und seitdem sitze ich bloß da und starre schweigend vor mich hin. Sie werden Aidan sterben lassen. Und es gibt nichts, was ich dagegen tun kann. Ich habe ihn im Stich gelassen. So wie ich Swift im Stich gelassen habe. Und ich bleibe mit nichts als Hass zurück. Mein Vater wird dafür bezahlen. Ich werde ihn bezahlen lassen, und wenn es das Letzte ist, was ich tue.
»Du liebst den Erschaffer.«
Warum sagt er das die ganze Zeit? Was geht es ihn überhaupt
Weitere Kostenlose Bücher