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Zarias Geheimnis

Zarias Geheimnis

Titel: Zarias Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victoria Hanley
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tauchte sein Gesicht in Schatten.
    Auf dem Weg zurück zum Portal sagte Leona kein Wort. Sie fragte nicht, warum ich meinen Zauberstab auf der Erde gelassen hatte; sie stellte überhaupt keine Fragen. Nur das leise, rhythmische Schlagen ihrer Flügel verriet mir, dass sie noch da war.
    Vermutlich war es ihr peinlich, dass Jason gesagt hatte, sie hätte ihn geküsst. Ich wollte sie fragen, ob es stimmte, und wenn es stimmte, wie es sich angefühlt hatte. Aber irgendwie brachte ich die Worte nicht über die Lippen.
    Als wir an dem Wäldchen auf der Anhöhe vorbeikamen, hielt ich nicht an, um meinen Zauberstab wieder zu vergraben. Ich beschloss, das Risiko einzugehen, ihn mitzunehmen. Auch wenn ich das Zauberbuch nicht gerne zurückließ, wollte ich es auch nicht irgendwo in Elfenland verstecken.
    Im selben Augenblick, als wir durch das Portal gingen, verlor der Unsichtbarkeitszauber seine Wirkung. Leonas Flügel schimmerten unheimlich in der Dämmerung, als wir über die Galena-Fälle flogen.
    »Danke, dass du mich begleitet hast, Zari«, sagte sie. »Ich will nie wieder ohne meinen Zauberstab auskommen müssen.«
    Ein Schauer rann mir über den Rücken. »Ich auch nicht.«

Bei dem Gedanken an die Warze auf Jasons Nase und daran, wie Sam meinen Namen geflüstert hatte, überkam mich ein ganz ungutes Gefühl, aber Beryls Versprechen, mir von meinen Eltern und Lily zu erzählen, half mir, die Ereignisse auf der Erde zu verdrängen. Ich konnte es kaum erwarten, was Beryl mir zu erzählen hatte, dass ich mir beinahe die Flügel verletzte, als ich ins Haus stürmte.
    Es war keine freudige Heimkehr.
    Beryl kauerte im verschlissenen alten Hochsitz in der Ecke. Geflickte Kissen stützten ihre Flügel. Sie versuchte nicht einmal aufzustehen, als sie mich sah.
    »Beryl?« Ich näherte mich ihr zögerlich und blieb neben ihr in der Luft stehen.
    Großer Kummer sprach aus ihren Augen. Sie deutete mit geballter Faust auf ihren Hals.
    »Was ist los?«, fragte ich.
    Sie berührte ihre Kehle und schüttelte den Kopf.
    »Du kannst nicht sprechen?«
    Sie nickte.
    Ich rannte los, um eine Schriftrolle, einen Stift und Tinte zu holen. Als ich mit allen dreien zurückkehrte, hielt mir Beryl eine Faust vors Gesicht. Ich musterte ihre Hand: Die Finger schienen zusammengewachsen zu sein. Ich versuchte, sie aufzustemmen, aber vergebens, ihre Faust war wie aus Stein.
    In meinem Herzen flammte Wut auf. »Hat Lily das getan?«
    Keine Antwort.
    Was sollte ich tun? Konnte ich Beryl meine Entdeckung anvertrauen, dass ich mit gewöhnlichen Worten zaubern konnte? Sie würde es bestimmt missbilligen, aber daran hatte ich mich in den letzten fünf Jahren bereits gewöhnt.
    Ich zog meinen Zauberstab. Er leuchtete bis zur Spitze auf, als ich ihn saturierte, doch sie wich vor mir zurück und schüttelte den Kopf, als hätte ich ihr Gewalt angedroht.
    »Beryl? Was stimmt nicht? Ich kann den Zauber rückgängig machen.«
    Sie verschränkte schützend die Fäuste vor sich, einen zu Tode verängstigten Ausdruck im Gesicht.
    Ich nahm meinen Zauberstab herunter. »Also gut. Ich unternehme nichts ohne deine Zustimmung.«
    Sie gab einen weinerlichen Seufzer von sich.
    Vorsichtig ließ ich die Magie aus meinem Zauberstab zurückfließen, aus Angst, die Wucht meines Zorns würde sich aus Versehen in einem Zauber entladen und unser Haus in Staub verwandeln.
    Lily Morganit würde dafür bezahlen, und wenn es mich jedes letzte bisschen Radia kostete, das ich besaß. Es konnte nur Lily gewesen sein – wer sonst würde Beryl zum Schweigen bringen wollen?
    Was hatte Lily gegen sie in der Hand?
    »Ich gehe raus«, sagte ich zu meinem Vormund.
    Sie streckte flehend die Hand nach mir aus, aber ich wandte mich ab.
    An der Tür warf ich einen Blick zurück. Beryl stand unsicher auf. Mit bebenden Flügeln trat sie einenSchritt nach vorne. Sie winkte mich mit ihren verzauberten Fäusten zu sich. Ich schüttelte den Kopf, und sie ließ sich geschlagen in den ramponierten Hochsitz zurückfallen.
    Ich verschwand schnell durch die Tür und flog zur Pforte von Galena. Kurz bevor ich sie erreichte, hörte ich eine Stimme neben mir: »Wohin fliegst du?«
    Ich wirbelte herum. »Meteor?«
    Sternenlicht umrandete seine Schultern und glitzerte auf seinem gestreiften Haar. »Wohin fliegst du?«, wiederholte er.
    »Folgst du mir?«
    »Mein Vater hat mir erzählt, was heute Abend passiert ist.«
    Ich wurde langsamer und sah ihn an. »Ratsmitglied Zirkon hat es dir erzählt ?«
    »Er hat

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