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Zarias Geheimnis

Zarias Geheimnis

Titel: Zarias Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victoria Hanley
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entfernt, war aber viel größer und sah wie eine große, schwere Kiste aus. Eine eiserne Balustrade verlief an einer Steintreppe entlang, die zu einer breiten Holztür hinaufführte. Ich folgte dem leisen Rascheln von Leonas Flügeln zur Tür.
    » Upandos Zinnie«, hörte ich sie sagen. Es überraschte mich ein wenig, dass die bescheidene Zinnie Leonas Lieblingsgewächs war.
    Die Tür öffnete sich und bot mehr als genug Platz für unsere Flügel. Eine große Fläche aus polierten Fliesen im Eingang führte ins Haus.
    »Geh nach links«, zischte Leona.
    Ich bog ab und glitt vorsichtig den Gang hinunter. Vor mir hörte ich, wie Leona leise Türen zählte. An der vierten Tür blieb sie stehen.
    »Hier«, flüsterte sie und drehte den Knauf.
    Ich sauste ihr hinterher. Aber als ich sah, wer im Zimmer war, verlor ich beinahe das Gleichgewicht.
    War das nicht Sam, der mit dem Rücken zu einem riesigen Fenster dastand? Kein anderer Mensch konnte den gleichen feuerroten Haarschopf und die gleichen bernsteinfarbenen Augen haben. Was hatte er mit dem Dieb zu schaffen, der Leonas Zauberstab gestohlen hatte?
    Jason stand Sam gegenüber, ein breites Grinsen auf seinem attraktiven Gesicht. In einer Ecke stand ein riesiges Bett, das groß genug war, um zu fünft darin zu schlafen. Kleider lagen über dem Teppich verstreut. An einer Wand waren Regale voller Bücher, Trophäen und Dutzender anderer Gegenstände, die ich nicht erkannte.
    Jason prallte beinahe mit mir zusammen, als er die Tür mit dem Fuß zuknallte. Er wandte sich wieder Sam zu. »Ich hab’s dir schon mal gesagt, ich hab mich nicht in dein Handy gehackt«, erklärte er.
    Sam runzelte die Stirn. Er steckte die Hände in die Hosentaschen.
    Jason verschränkte die Arme über der Brust. »Aber jetzt hab ich etwas Merkwürdiges gesehen … und es war nicht auf meinem Handy. Es war echt.«
    »Was meinst du?« Sam legte die Stirn noch tiefer in Falten.
    »Ich war draußen auf dem Kojoten-Hügel und hab mich mit dem Mädchen getroffen, das wie eine Elfe verkleidet war. Mit Flügeln und allem. Tolles Kostüm. Und, Alter, sie ist eine Magierin, besser als David Copperfield. Ich weiß nicht, wie sie’s gemacht hat, aber sie hat sich einfach so in Luft aufgelöst. Nur für mich.«
    »Für dich.«
    »Und bevor sie verschwunden ist, hat sie mich geküsst.« Jason zog die Augenbrauen hoch.
    Unabsichtlich schwebte ich rückwärts und knallte beinahe gegen die Wand. Leona Blutstein hatte einen Menschen geküsst ?
    »Sie hat dich geküsst«, sagte Sam. »Ja klar.«
    Ich wusste so sicher, als hätte er den Gedanken laut ausgesprochen, dass Sam glaubte, Jason spräche von mir. Ich wollte losschreien.
    »Es stimmt.« Jason grinste. »Und ich kann es beweisen.«
    »Ja klar«, sagte Sam noch einmal.
    Jason öffnete eine Holzschublade und holte Leonas Zauberstab heraus. »Schau dir das mal an«, sagte er und hielt ihn hoch.
    In diesem von Menschen gebauten Zimmer strahlte der Elfenzauberstab ein überirdisches Licht aus. Es schien mir nicht richtig, dass Jason die sich windenden goldenen und silbernen Filigranmuster betatschte.
    Sam blickte starr. »Sie hat dir das gegeben ?«
    »Nö. Ich hab ihn mir genommen.« Jason strich über das Filigran.
    Der Zauberstab schnellte aus seiner Hand und verschwand. Jason sprang nach hinten und knallte gegen die Wand. »Was zum …?«
    »Pyt verucca« , hörte ich Leona sagen.
    Eine hässliche Warze erschien auf Jasons Nase. Sie war leicht zur Seite verrückt, riesig und rot, und schwarze Haare wuchsen darauf.
    Leonas Flügel prallte gegen meinen. Die Tür öffnete sich, und ich hörte das Rascheln ihrer Röcke, als sie sich davonmachte.
    Sam starrte Jason an. Er hielt eine Hand hoch, als wollte er sich schützen. »Zaria?«, flüsterte er.
    Er dachte, ich hätte seinem Freund die Warze auf der Nase verpasst!
    Ich blickte auf meine Uhr. Nur noch eine knappe Minute, bis der Unsichtbarkeitszauber seine Wirkung verlor. Ich sauste aus dem Zimmer, den Gang hinunter und durch die Eingangstür hinaus zu Leona.
    »Verita sil nos mertos elemen« , sagte sie und berührte meinen Kopf. »Gehen wir.«
    »Wie lange?«, fragte ich sie.
    »Es ist ein Zehn-Minuten-Zauber, schon vergessen?«
    »Ich meine, wie lange wird der Junge die Warze haben?«
    »Der Zauber ist nicht dauerhaft.« Sie klang ungeduldig. »Ich erteile ihm nur eine Lektion.«
    Ich warf einen Blick hinter uns. Sam erschien allein im Türeingang, das Licht einer Laterne erleuchtete sein rotes Haar und

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