Zarias Geheimnis
Zeug.«
Verwundert wartete ich, dass er weiterredete.
»Mein Dad ist verschwunden.« Ihm traten Tränen in die Augen.
»Das tut mir sehr leid.« Ich wünschte, ich könnte ihn irgendwie trösten.
»Jetzt sehe ich Elfen und höre Stimmen.« Er gab einen tiefen Seufzer von sich. »Ich drehe total durch, oder? Verliere den Verstand.«
Sein Gesicht war so nah, dass ich ganz deutlich die rötlichen Sprenkel auf seiner Nase sehen konnte. »Ich bin sehr real, falls du dir immer noch nicht sicher bist.«
Er saß einen Moment lang regungslos da. »Dann kannst du also wirklich zaubern?«, fragte er.
Ich blickte auf die Anhöhe. Die untergehende Sonne tauchte den Himmel allmählich in rotes Licht, während die Wolken wie purpurne Straßen aussahen, die jenseits des Horizonts führten. In diesem Augenblick wollte ich diese Straßen hinuntergleiten und sehen, wie weit mich meine Magie tragen konnte. Vielleicht fand ich eine andere Welt, in der weder Tirfeynes Probleme noch die der Erde existierten.
Tirfeyne.
Der Gedanke an meine Welt löste Panik in mir aus. Ich war auf der Erde ohne den Schutzmantel der Unsichtbarkeit! Wieder einmal hatte ich Lily Morganit und Boris Blutstein und jede andere neugierige Elfe vergessen. Was würde passieren, wenn sie mich in Sams Gesellschaft erwischten? Was könnten sie ihm antun? Als Erstes würden sie bestimmt sein Gedächtnis löschen.
Ich holte sofort meinen Zauberstab hervor. »Verita sil nos mertos elemen.«
Sam sprang auf. Er schwenkte vor seinem Gesicht die Hand in der Luft. »Ich hab Halluzinationen«, murmelte er.
Ich packte seine Hand. »Ich bin real«, sagte ich leise. »So real wie du.«
Er drückte meine Hand und zog mich zu ihm. »Wenn du magische Kräfte besitzt«, flüsterte er mir ins Ohr, »kannst du mir dann helfen, meinen Vater zu finden?«
Seinen Vater!
Elfenlands Skope kamen mir schlagartig in den Sinn. Wenn ich in eine Aussichtskabine gelangte, könnte ich nach ihm suchen. Allerdings würde ich damit ein weiteres Gesetz brechen.
»Wir dürfen keine Magie im Namen von erwachsenen Männern und Frauen anwenden«, sagte ich und wich vor ihm zurück. »Es ist uns aufs Strengste untersagt.«
Sam spannte sich an. »Aber was ist mit mir und Jenna? Verstehst du nicht? Es treibt uns in den Wahnsinn, nicht zu wissen, wo er ist.«
Ich wusste nur allzu gut, was er meinte. Ich atmete tief durch. »Ich brauche seinen Namen.«
»Michael Seabolt«, erwiderte er und lief hochrot an.
Ich atmete aus. »Ich werde nach ihm suchen.«
»Bitte«, flehte Sam, »sag das nicht, wenn du es nicht wirklich meinst.«
»Wenn ich kann«, flüsterte ich, »werde ich es tun. Warte heute Abend vor eurer Haustür auf mich.« Aber noch während ich es sagte, beschloss ich, Sam nichts davon zu sagen, falls ich herausfand, dass sein Vater tot war.
Sein Gesichtsausdruck war so hoffnungsvoll. »Okay«, erwiderte er.
»Und jetzt geh bitte.«
Er lächelte, und seine bernsteinfarbenen Augen strahlten. Dann drehte er sich um und rannte durch das Gras zur Menschenstadt. Ich sah ihm einen Moment lang nach, bevor ich mich neben die Blaufichte kniete.
Es dauerte nicht lange, die Laserpistole neben dem Zauberbuch zu vergraben.
Danach saturierte ich meinen Zauberstab. »Niemand außer mir kann dieses Stück Erde und alles, was es beinhaltet, aufgraben«, sagte ich und spürte, wie Magie aus mir herausströmte. » Ad eternum . Für immer und ewig.«
Als ich in Galena ankam, fand ich Leona an unserem Lieblingsplatz, einen unglücklichen Ausdruck im Gesicht. Die Brandwunde an ihrem Flügel hob sich in einer verkohlten Linie ab. Ihre Augen waren schmerzerfüllt.
Ich landete neben ihr und wartete, bis mein Unsichtbarkeitszauber seine Wirkung verlor.
»Wo warst du so lange?« Sie klang erschöpft.
»Ich habe mich vergewissert, dass niemand verbrannt oder umgekommen ist.« Ich beobachtete sie aufmerksam, um ihre Reaktion zu sehen.
Eine Träne lief ihr die Wange hinunter. »Ich war so wütend! Als mir klar geworden ist, was ich getan habe, habe ich Angst vor mir selbst bekommen.« Sie ließ den Kopf hängen.
Ich war erleichtert, sie weinen zu sehen. »Ich hatte auch Angst vor dir«, gab ich ehrlich zu. »Aber es ist niemand verletzt, und niemand ist gestorben.«
»Das ist gut.« Sie seufzte. »Was hast du mit der Waffe gemacht?«
»Ich habe sie vergraben«, erwiderte ich. »Und ich werde niemandem verraten, wo sie ist.«
Sie nickte. »Danke, dass du mir hinterhergeflogen bist«, sagte sie. »Ohne
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