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Zarias Geheimnis

Zarias Geheimnis

Titel: Zarias Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victoria Hanley
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Ausdruck der Verzweiflung in Sams Gesicht. »Wer auch immer du bist, geh Jason aus dem Weg. Er hat eine gefährliche Waffe.«
    »Ich glaube nicht, dass du die Bedeutung von Gefahr verstehst.« Sie richtete ihren Zauberstab auf ihn. »Reducto et eloquen.«
    Ein Knebelzauber! Sam hatte ihr doch überhaupt nichts getan. Er versuchte, sie zu beschützen. Warum konnte sie das nicht sehen?
    »Jetzt kannst du deinen Freund nicht mehr warnen, dass ihm ein Überraschungsgast ins Haus steht«, sagte Leona.
    Sam griff sich an den Hals. Er öffnete den Mund, doch kein Laut kam heraus.
    »Bleib hier, wenn du weißt, was gut für dich ist«, drohte sie ihm.
    Er streckte Leona beide Hände entgegen, aber sie wandte sich ab und erhob sich in die Lüfte. Ihre Flügel streiften mich beinahe, als sie davonflog.
    Ich wollte Sam helfen, aber wenn ich Leona jetzt aus den Augen verlor, konnte sie, wenn ich sie das nächste Mal sah, von einer Laserpistole verstümmelt worden sein. Und nicht nur das – was würde sie in ihrer Wut mit Jason anstellen?
    Ich könnte versuchen, Sams Knebelzauber mit einem eigenen Zauberspruch rückgängig zu machen, aber wenn es schiefging, verlor ich wertvolle Zeit. Daher flog ich mit einem Blick des Bedauerns auf Sam meiner alten Freundin hinterher.
    Im Flug erneuerte ich meinen Unsichtbarkeitszauber. Eine Sekunde später flackerte der silbrig schimmernde Fleck auf, als der Leona in der Ferne erschien, und verschwand. Auch sie war jetzt wieder unsichtbar. Ich legte noch einen Zahn zu in der Hoffnung, Jason vor ihr zu erreichen.
    Als ich das große Backsteinhaus mit der eisernen Balustrade erblickte, landete ich auf dem Dach. Von dort warf ich einen Blick auf die Anlagen.
    Der Garten hinter dem Haus war von einem hohen Holzzaun umgeben. Bäume standen wie mehrarmige Riesen mit von Blättern bekränzten knorrigen Fingern da. Unter den Bäumen wuchs hier und da Gras um mehrere Steinbänke herum. Ein Mensch stand in der Nähe einer der Bänke: Ich erkannte Jasons helles Haar und seine schwarze Jacke.
    Falls Leona bereits da war, hatte sie ihn noch nicht auf sich aufmerksam gemacht.
    Jason hielt die Laserpistole in der Hand und führte ein leises Selbstgespräch. Er trat gegen die Bank vor ihm und verpasste ihr einen so heftigen Tritt, dass sie umkippte.
    Er zielte mit der Waffe auf die umgefallene Bank. Ein roter Lichtstrahl traf den weißen Stein. Er hielt den Strahl ganz ruhig, bis ein Teil der Bank schwarz wurde und wegbröckelte.
    Jason blickte finster. »Ich warte nicht den ganzen Tag auf dich, Sam.« Er richtete die Waffe in den Himmel und schwenkte sie in einem Bogen. Ich hörte einen gedämpften Schrei.
    Leona!
    Ich zog meinen Zauberstab. Noch während ich ihn saturierte, stieß ich auf Jason herab. »Schlaf«, befahl ich.
    Jason fiel zu Boden, hielt jedoch weiterhin seine Waffe fest umklammert, sodass sich der rote Lichtstrahl durch das Gras bis zum Zaun erstreckte. Dort, wo er auf Holz traf, fing es an zu brennen.
    Ich preschte nach vorne und kickte die Waffe aus Jasons Hand. Der Lichtstrahl erlosch.
    »Leona?«, rief ich leise. »Leona, wo bist du?«
    »Hier«, hörte ich ihre Stimme.
    Und dann erschien sie.
    Ein verkohlter Streifen säumte den Rand eines aufgeschlitzten und zitternden Flügels. Aschgraue Verbrennungen zogen sich über die Finger, in denen sie den Zauberstab hielt.
    »Leona!« Ich stürmte zu ihr.
    Sie warf Jason, der neben der umgekippten Bank auf dem Boden lag, einen zornigen Blick zu. »Ein Schlafzauber?«, fragte sie.
    Ich nickte.
    »Weck ihn«, sagte sie. »Aber nimm zuerst seine Waffe an dich.«
    »Der Garten brennt! Es wird hier bald vor Menschen nur so wimmeln.«
    »Umso mehr ein Grund, seine Waffe zu holen«, erwiderte sie finster. »Bitte, Zaria. Heb sie auf. Ich würde es tun, aber meine Hand ist verletzt.«
    Ich beugte mich zu dem glatten schwarzen Gegenstand hinunter, der lautlos im Gras lag. Mit allergrößter Vorsicht hob ich die Waffe auf, da ich Angst vor ihrem tödlichen Strahl hatte. »Ich hab sie«, sagte ich. Hinter Leona stiegen knisternde Flammen auf, und ich hörte die Sirenen, die auf uns zukamen. »Gehen wir.«
    »Noch nicht. Weck ihn auf.«
    »Leona! Das Feuer. Du weißt nicht, ob du überhaupt fliegen kannst.« Ich musterte skeptisch ihren versehrten Flügel.
    »Weck ihn.«
    »Ich kenne den Weckzauber nicht«, wandte ich nervös ein.
    »Dann mach den Schlafzauber rückgängig.«
    Das Feuer verzehrte den Zaun und spuckte Funken und Asche ins Gras.

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