Zarias Geheimnis
Schutzzauber auszudenken. Ich schloss die Augen und dachte gründlich nach, bis ich mir sicher war, dass ich einen Zauber erschaffen konnte, der meinen Zauberstab überall und ganz gleich, was ich tat, beschützen würde.
Ich glaubte den Ratsmitgliedern nicht, die uns gesagt hatten, unsere Zauberstäbe seien vor jeglicher Magie außer der unseren oder einem Enthüllungszauber sicher.
»Keine Zauber außer meinen können auf diesen Zauberstab einwirken«, sagte ich. » Ad eternum. Für immer und ewig.«
Magie wirbelte durch den kleinen Stift in meiner Hand, als der Zauber seine Wirkung entfaltete.
Dann saturierte ich den Zauberstab noch einmal auf Stufe 100 und sagte laut und deutlich: »Jeder gefährliche Zauber, mit dem man mich zu belegen versucht, wird auf den zurückprallen, der ihn ausspricht, und keine Wirkung auf mich haben. Ad eternum. Für immer und ewig.«
Ich wollte nachsehen, wie viele Radia-Einheiten ich verbraucht hatte, aber es war zu dunkel, um irgendetwas zu erkennen. Es war sowieso egal. Ich hätte mich in jedem Fall geschützt, ganz gleich, was es kostete.
Ich strengte mich an, meine Flügel ruhig zu halten, und trat durch das Maisfeld-Portal in die Goldene Station. Von dort beförderte ich mich zu den heruntergekommenen Malachit-Türmen in Oberon-Stadt.
Ich schaute mich eine Weile um, bis ich eine alte, baufällige Aussichtsstation fand. Drinnen bewachte ein mürrischer Elf mit grünlicher Haut und schwarzem Haar die Kabinen. Die Glastüren waren mit spinnennetzförmigen Sprüngen durchzogen, und das, was ich von den Skopen sehen konnte, war schmutzig und angeknackst.
Eine gähnende Elfe mit braun gefleckten Flügeln kam nach mir hereingeschwebt. Sie marschierte über die gesprungenen Fliesen zum Wärter hinüber. »Guten Abend, Seth. Ich hoffe, die Skope funktionieren heute besser als bei meinem letzten Besuch. Nachts kann ich meine Patentochter am besten beobachten.« Sie rümpfte die Nase. »Wenn sie schläft, sieht sie besser aus als sonst.«
Der Elf schnaubte. »Das ist ja ’ne feine Art, über dein Patenkind zu sprechen, Shirelle.«
Sie zuckte mit den Achseln. »Na wenn schon? Selbst wenn sie mich bräuchte, könnte ich ihr nicht helfen.Ich bin eine rote Elfe, schon vergessen?« Vor sich hin murmelnd strebte sie auf eine Aussichtskabine zu.
Ein stämmiger Elf in zerrissenen Gewändern steckte den Kopf aus einer der anderen Kabinen. »Seth«, sagte er gereizt. »Mein Skop ist so verschwommen, dass ich meinen Jungen nicht sehen kann.«
Seth seufzte. »Ich bitte den Hohen Rat seit Ewigkeiten um eine Radia-Auffrischung, aber das kümmert diese Herrschaften ja nicht.« Er ballte die Faust. »Diese hochnäsige Morganit war letzten Monat hier. Hat ihren Zauberstab vorgeführt, als wäre er Vellerons Zepter, und uns mit fünfzig Radia-Einheiten abgespeist. Die Skope funktionieren seitdem keinen Deut besser.«
Als von der hochnäsigen Morganit die Rede war, machte sich der stämmige Elf schleunigst auf den Nachhauseweg.
»Hört der Hohe Rat vielleicht auf mich? Natürlich nicht.« Seth murrte ein wenig weiter, obwohl nur noch ich ihn hören konnte und er nicht wusste, dass ich da war. »Diese Station geht vor meinen Augen zugrunde. Und ich zahle auch noch ehrlich meine Radia-Steuer.« Er klang mit jedem Wort wütender. » Die vergessen sie natürlich nicht.«
Der abgerissene Elf hatte die Tür zur leeren Kabine weit offen gelassen. Ich sauste hinein. Die Kabine war sauber, aber das angeschlagene Skop knarrte, als ich das Okular anpasste.
Ich blickte durch das Skop und flüsterte Michael Seabolts Namen. Die Sicht war völlig verschwommen.Ich nahm meinen Zauberstab zur Hand. »Erhöhe die Schärfe«, befahl ich dem Skop, aber es sprach nicht darauf an. Ich hantierte an jedem Knopf herum, um das Bild schärfer einzustellen. Nichts half.
Wie sollte ich Sams Vater finden? In einer besseren Station würden alle Kabinen besetzt sein.
Ich betrachtete die schäbigen Wände, als mir eine Idee kam. Seth hatte gesagt, diese Station benötigte Radia. Was, wenn ich ihr genügend Radia übertrug, um die defekten Skope wieder flottzumachen?
Ich schlich mich in eine Ecke und wartete, bis ich wieder sichtbar wurde. Dann trat ich an Seth heran. »Entschuldigung«, sagte ich.
Seine Augen sahen wie kreisrunde, diamantene Scheiben aus, was einen merkwürdigen Kontrast zu seiner kränklichen Hautfarbe bot. »Ja?«
»Äh, mir ist ausgefallen, dass Ihre Station eine Auffrischung braucht.«
Er
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