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Zarias Sehnsucht

Zarias Sehnsucht

Titel: Zarias Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victoria Hanley
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Magie ersetzte.
    Der Regen ließ nach. Schon bald würden meine Flügel zurückkehren, und ich zwang mich aufzustehen. Ich setzte die Tasche mit der Flasche ab und versuchte, im Zimmer umherzulaufen. Immer wieder stolperte ich über meine eigenen Füße, gewöhnte mich aber irgendwann daran, ohne Flügel zu gehen.
    Als sie wieder erschienen, störte mich ihre graue Färbung. Es gefiel mir nicht, getarnt zu sein, vor allem, weil da niemand war, der sie sehen konnte.
    Ich schwenkte meinen Zauberstab. »Lass die Tarnung verschwinden.«
    Im Licht der Straßenlaterne leuchteten meine Flügel wieder violett und mein Haar lavendelfarben.
    Es war Zeit zu gehen, aber mein Blick fiel auf die kleine Flasche auf dem Regal. Klein, leer und staubig. Vergessen. Niemand würde sie je vermissen, und ich wollte ein Andenken an Sam. Außerdem brauchte ich sie noch aus einem anderen Grund.
    Mit meinem Rockzipfel wischte ich den Staub von der kleinen Flasche. Dann stellte ich sie auf die Fensterbank und nahm den Verschluss ab.
    Ich holte die indigoblaue Flasche hervor. »Entsiegle dich«, sagte ich und berührte sie mit dem Zauberstab.
    Dies war der sicherste Ort, den ich kannte. Hier bot sich mir die beste Gelegenheit, ein wenig aevum derk von der großen in die kleine Flasche abzufüllen. Und doch zögerte ich. Was war, wenn ich etwas verschüttete? Was würde mit mir geschehen, wenn ich auch nur mit dem kleinsten Körnchen in Berührung kam?
    Ich musste aufhören, mir den Kopf zu zerbrechen, was alles schiefgehen könnte. Sonst konnte ich mich genauso gut für den Rest meiner Tage untätig und ohne jemanden zu sehen in einem Versteck verschanzen.
    Vorsichtig schüttelte ich ein wenig Pulver von einer Flasche in die andere. Alles verlief reibungslos, und ich beeilte mich, sie mit meiner stärksten Magie zu versiegeln. »Niemand außer mir kann diese Flaschen öffnen oder zerbrechen, für immer und ewig.«
    Dann verstaute ich beide in meiner Tasche, schlang sie mir um den Hals und sah ein letztes Mal zu Sam hinüber. Zum Glück hatte er keine Ahnung, wer in seinem Zimmer war oder was ich mitgebracht hatte. »Auf Wiedersehen«, flüsterte ich und beförderte mich hinweg.
    Ich landete neben einem Wäldchen auf einer Anhöhe oberhalb eines Felds mit Wildgräsern. Ich war hier schon einmal gewesen. Unter einer hohen Fichte hatte ich das Zauberbuch meiner Mutter vergraben, damit es Lily Morganit nicht in die Hände fiel. Und ich hatte die Stelle mit einem dauerhaftenZauber belegt: Niemand außer mir konnte den Boden aufwühlen. Für immer und ewig .
    Die indigoblaue Flasche konnte ich auch hier auf der Erde vergraben, wo sie in Sicherheit wäre. Und ich müsste nicht noch mehr Radia für einen weiteren Zauber ausgeben.
    Ich vergewisserte mich, dass ich allein war. Die Nacht war immer noch stockfinster, und das einzige Geräusch kam von den tropfenden Bäumen. Ich kniete mich neben der Fichte auf den matschigen Boden und spürte, wie große Tropfen auf mir landeten. Mir war wieder kalt und klamm. Und mich überfiel erneut eine große Müdigkeit.
    Ich grub mit den Händen, die schon bald voller Matsch und zerfallender Kiefernnadeln waren. Nach einer Weile hob ich das Zauberbuch meiner Mutter heraus und benutzte den nassen Ärmel meines Kleids, um ein wenig von der feuchten Erde wegzuwischen.
    Cinna Turmalins Zauberbuch war blau. Im Gegensatz zum aevum derk fühlte es sich leicht, nahezu schwerelos an. Mit dem Buch in der Hand konnte ich wieder befreiter atmen.
    Jetzt, da ich wusste, dass ich eine Feynara war, wusste ich ebenfalls, dass ich die Zaubersprüche, die meine Mutter aufgeschrieben hatte, nicht auswendig lernen musste. Ich war keine normale Elfe. Aber die Wörter auf den Seiten bedeuteten mir dennoch sehr viel, weil sie sie geschrieben hatte. Ich drückte das Buch an mich, und meine Mutter schien nicht mehr ganz so weit weg zu sein. Dann wickelte ich es in einige Tücher und verstaute es in meiner Tasche.
    Ich grub tiefer und förderte noch etwas anderes zutage: eine Waffe der Menschen, eine Laserpistole. Dieselbe Waffe, die Leona verletzt hatte. Ich war versucht, auch sie mitzunehmen, weil ich ihren tödlichen roten Strahl gesehen hatte. So eine Waffe konnte mich vor Lilys Anhängern beschützen. Selbst eine Horde Zwerge mit Eisenknüppeln konnte mir nichts anhaben, wenn ich diese Menschenwaffe gegen sie richtete.
    Aber ich ließ sie zusammen mit der indigoblauen Flasche unter dem Baum. Ich konnte den Gedanken nicht ertragen, die

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