Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zarias Sehnsucht

Zarias Sehnsucht

Titel: Zarias Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victoria Hanley
Vom Netzwerk:
ausruhen? Obwohl ich darauf vertraute, dass die meisten Zimmer in meinem Haus nach wie vor sicher waren, versetzte mich das Wissen, Lily könnte jeden Augenblick über meinem Kamin auftauchen, in Angst und Schrecken.
    Ich könnte zur Erde reisen.
    Die Erde! Dort konnte ich frei sein. Niemand konnte mich dort beobachten. Normalerweise würden die magischen Skopejedem meine Anwesenheit verraten, der durch sie hindurchschaute und meinen Namen aussprach. Vor ein paar Tagen hatte ich mir jedoch einen neuen Zauber einfallen lassen, der mich davor schützte, durch jedwede magischen Mittel gesehen oder aufgespürt zu werden, ganz gleich, wohin ich ging.
    Die Erde, dieser Ort voller sanfter Brisen und wunderschöner Bäume, könnte meine Zuflucht sein.
    Ich hätte mich in Laz’ Schenke nach einem Portal umsehen sollen. Vermutlich besaß er eins in einem Hinterzimmer des Hässlichen Krugs. Wie konnte er sonst so viele irdische Waren nach Tirfeyne schmuggeln? Er war zu geizig, um jemanden für diesen Dienst zu bezahlen.
    Doch falls Laz ein Lieblingsportal zur Erde besaß, könnte es mich an einen Ort führen, an den ich nicht gehen wollte. In einen Süßwarenladen oder an einen Ort, an dem man Kaffeebohnen lagerte. Es wäre besser, wenn ich durch ein Portal reiste, das ich schon einmal benutzt hatte.
    Ich stellte mir die Goldene Station vor. »Transera nos.«
    Eingravierte Symbole zierten die Wände der Goldenen Station. Sie waren Teil der dauerhaften Zauber, die alle Portale zur Erde beschützten. Ich fragte mich, wie sicher die Portale jetzt waren. Wenn die Schutzzauber der Pforte von Galena bereits versagt hatten, wie lange würde es dann dauern, bis Menschen durch die Portale nach Elfenland strömten? Manche Menschen verfügten über die dazu nötige Magie.
    Ich bemühte mich, unauffällig zu bleiben. Es war mitten in der Nacht; ich war noch nie so spät in der Station gewesen. Und doch flogen in der riesigen Marmorhalle Hunderte Elfen in Dutzende Richtungen. Von der Halle gingen Flure ab, aufdenen jeweils eine Vielzahl Portaltüren zu finden waren. Dem Lärm nach zu urteilen, wurden sie ausgiebig genutzt, da sie sich alle zwei Sekunden mit einem Klick öffneten und wieder schlossen.
    Die Elfen redeten alle so laut, dass ich kein Wort verstand. Außerdem konzentrierte ich mich vielmehr auf die Horden Zwerge, die auf und ab marschierten und alle Reisenden wachsam im Auge behielten. Ich befürchtete, dass einige von ihnen zu Lilys Lakaien gehörten.
    Laz hatte gesagt, meine Eigenarten würden mich verraten. Aber ich wusste nicht, wie ich sie verändern sollte. Wie konnte ich etwas verändern, dessen ich mir nie bewusst war?
    Mit gesenktem Kopf und das Gesicht hinter meinem neuerdings dunklen Haar verborgen, flog ich zu einer Tür in ­einem der kleineren Flure.
    Niemand schien zu bemerken, wie ich sie öffnete und in ein Maisfeld auf der Erde trat.
    Regentropfen prasselten so dicht und heftig auf mich nieder, dass ich kaum Luft bekam. In Sekundenschnelle war ich völlig durchnässt und zitterte am ganzen Körper. Ich versuchte, zu sehen, wie groß die Gewitterwolken waren, doch es war zu dunkel.
    In Elfenland kennen wir so ein Wetter nicht. Es gibt gelegentlich Gewitter mit grell aufleuchtenden Blitzen, aber selbst dann rieselt unser Regen nur sanft und ist nicht kalt.
    Ich hatte dieses Portal auf meiner ersten Reise zur Erde entdeckt. Ich betrachtete es als mein Portal und hatte es Maisfeld-Portal getauft. Von dem Augenblick an, als ich dieReihen grüner Pflanzen mit ihren seidenen Fransen erblickte, waren sie mir ans Herz gewachsen.
    Jetzt hatte sich das Feld verändert. Der Mais war abgeerntet, und es blieben nur welke, stoppelige Halme zurück. Ich schwebte traurig in der Luft und sehnte mich nach einem sicheren und freundlichen Ort, an dem mich niemand suchen würde. Einem Ort, der trocken und warm war.
    Mir fiel nur Sam Seabolts ruhige Straße ein. Ich erinnerte mich an sein Holzhaus, das grün mit einem weißen Rand gestrichen war, und an den Ahorn in seinem Garten. In diesem Augenblick war ich dankbar, dass ich niemandem erzählt hatte, wo er wohnte. Niemand wusste es, nicht einmal Leona. Und zu dieser Stunde würden Sam und seine Familie schlafen. Ich könnte dem Regen entfliehen und warten, bis der Sturm vorbei war. Sie würden nie erfahren, dass ich dagewesen war.
    Es war ein zu verlockender Gedanke. Ich beförderte mich außer Reichweite der grollenden Donnerschläge, wilden Blitze und Regengüsse.
    Ich schwebte

Weitere Kostenlose Bücher