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Zarias Sehnsucht

Zarias Sehnsucht

Titel: Zarias Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victoria Hanley
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sie so weitermacht, wird Zaria in ein paar Monaten alle ihre Radia verbraucht haben. Dann wird sie machtlos sein.«
    »Aber bis es so weit ist«, wandte das Ratsmitglied ein, »können Sie es sich da wirklich leisten, so ein Risiko einzugehen?«
    »Schauen Sie her«, erwiderte Lily.
    Sie kniete sich neben die Stelle, an der ich meine tödlichen Schätze vergraben hatte. Durch eine Lücke in den Fichtennadeln konnte ich sie fast ganz sehen, als sie in ihr Kleid griff und eine Tasse hervorholte, die ich sofort erkannte – eine einfache Tasse mit einer Orchidee auf weißem Grund.
    Sie hatte sie mit einem Deckel versehen.
    Ich hielt mir beide Hände vor den Mund, als Lily den Deckel abriss, die Tasse umdrehte und den Inhalt über den Boden schüttete. Sie lächelte. »Es ist gerade noch so viel übrig, um die Magie im Boden hier zu zerstören.«
    Ich hätte etwas tun müssen. Ich hätte aufspringen und meine ganzen Radia-Vorräte benutzen müssen. Alles, um sie aufzuhalten. Aber ich war wie erstarrt, völlig erstarrt vor Entsetzen. Ich konnte nicht klar denken. Ich konnte mich nicht bewegen. Ich lag mit den Händen über dem Mund zusammengekauert im Graben.
    Sie fing an, mit einer glänzenden Silberkelle die Erde auszuheben. Lily agierte schnell und schaufelte Klumpen aus modrigen Nadeln und Lehm weg. Sie griff in das ausgehobene Loch und nahm die indigoblaue Flasche an sich. Sie wiegte sie, als wäre sie ein geliebtes Kind. Dann verstaute sie sie in einem Beutel, der an ihrem Kleid befestigt war.
    Sie griff noch einmal in das Loch.
    Als sie die Laserpistole herauszog, gab sie ein trällerndes Lachen von sich. »Oh Zaria«, sagte sie. »Du kannst mich ja doch überraschen.«
    Sie steckte die Waffe in einen anderen Beutel und grub weiter, bis sie verärgert schnaubte: »Sie hat das Zauberbuch mitgenommen. Das hätte ich mir denken können.« OhneWarnung schwenkte sie ihren Zauberstab. » Transera nos «, intonierte sie und verschwand schneller, als ich blinzeln konnte.
    Auch die Füße des Elfen waren verschwunden.
    Meine Flügel flatterten so heftig, dass sie die Äste der Fichte erschütterten.
    »Sie hat es«, entfuhr es mir. »Sie hat es. Lily Morganit hat das aevum derk .«
    Es war meine Schuld. Ich, und ich allein, hatte versagt.
    Und was blieb mir ? Eine kleine Menge aevum derk , das in einer kleinen bernsteinfarbenen Flasche versiegelt war.
    Ich kroch aus meinem Versteck und flog an der Grenze zwischen dem Wäldchen und den Feldern hin und her. Das Gras war vom Wind und dem Regen der letzten Nacht platt gedrückt und braun. »Sie hat die indigoblaue Flasche!«, rief ich einem vorbeifliegenden Vogel zu.
    Und dann fiel es mir wieder ein. Ich hatte sie versiegelt.
    »Moment«, schrie ich, »sie hat die Flasche, aber sie kann sie nicht öffnen oder zerbrechen! Sie hat selbst gesagt, sie hätte nur genügend Pulver, um den Zauber zu vernichten, der dieses Stück Erde beschützt.«
    Nicht einmal ihre Zwerge würden den Zauber brechen können. Sie hatten auch die Magie nicht überwinden können, mit der ich mein Haus belegt hatte.
    Der Himmel leuchtete türkisfarben, so als wäre nie ein Sturm über ihn hinweggefegt. Ich flog schneller und holte den Vogel ein. Er wandte mir seinen scharfen Blick zu, seine schwarzen Federn glitzerten im Sonnenschein. »Ich werde mir die Flasche zurückholen«, rief ich und sauste voraus.
    Aber wie?
    Wo würde Lily das aevum derk verstecken, und was hatte sie damit vor ? Als sie es stahl, hatte sie die feste Absicht, es zu benutzen. Zu welchem Zweck? Und wie wütend würde sie sein, wenn sie feststellte, dass sie die Flasche nicht öffnen konnte?

Ich sollte nach Elfenland zurückkehren und mein Möglichstes tun, um das, was Lily gestohlen hatte, wieder an mich zu nehmen. Es kam mir unmöglich vor, aber das spielte keine Rolle. Genauso wenig spielte es eine Rolle, dass ich offenbar unter einem Fluch stand, der alles, was ich unternahm, zum Scheitern verurteilte.
    Ich beförderte mich zum Maisfeld. Aber das Portal war nicht mehr da. Da war kein Schimmern in der Luft. Kein sanfter Durchgang zu meiner Welt.
    »Sie will mich daran hindern, durch dieses Portal zurückzugehen«, stellte ich laut fest. »Mich und alle anderen.«
    Woher wusste sie, welchen Weg ich genommen hatte? Und wie sollte ich nach Hause gelangen?
    Ich würde nach einem anderen Portal suchen oder ein neues erschaffen müssen. Beides würde mich weitere Radia kosten.
    »In ein paar Monaten wird Zaria alle ihre Radia

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