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Zarias Sehnsucht

Zarias Sehnsucht

Titel: Zarias Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victoria Hanley
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Er eilte ins andere Zimmer und kam mit einem großen Eimer zurück. Er half mir, die Krümel in den Eimer zu fegen. Als er dabei mit der Hand mein Bein berührte, wurde mir plötzlich ganz warm.
    Wir setzten uns wieder. Sam bot mir einen weiteren Keks an, den ich ablehnte. Er mampfte seinen.
    Ich riss das Blatt Papier vom Notizblock. »Danke.« Ich faltete es.
    »Immer gern.« Sam griff nach etwas auf seinem Teller. Erriss den Mund weit auf und nahm einen riesigen Bissen von etwas, das ich nicht erkannte.
    »Da stand nirgends, wie viel Staub es insgesamt ist.« Ich bemühte mich, ihn zu beobachten, ohne ihn anzustarren.
    »Ich weiß nicht, wie viel Gramm es genau sind oder so«, erklärte er kauend, »aber die Menge entspricht ungefähr der Spitze deines Daumens. Das hat jedenfalls mein Dad gesagt.«
    Das ist alles? »Wird es bewacht?«
    »Oh ja, jede Menge Sicherheitsvorkehrungen. Die Wissenschaftler müssen einen Vertrag unterschreiben und durchlaufen einen Sicherheitscheck – der ganze Kram.«
    Einen Sicherheitscheck durchlaufen? Ich war ganz durcheinander. Auf Tirfeyne schloss man wertvolle Dinge in Eisen ein und ließ sie von Zwergen bewachen. Oder verwahrte sie beim König und der Königin im Innern der Saphir-Festung auf der Insel Anschield.
    Sam blickte wehmütig. »Es wäre klasse, einer Sache, die überall im Sonnensystem herumgeflogen ist, ganz nahe zu kommen. Ich wünschte, ich könnte es. Aber mich werden sie auf keinen Fall hereinlassen, um ihn zu sehen.«
    Ich hätte ihm seinen Wunsch gern erfüllt, aber es war Zeit zu gehen. »Danke für deine Hilfe.« Ich stand vorsichtig auf, damit ich nicht umfiel.
    »Gehst du schon?« Er wirkte enttäuscht.
    »Ich bin spät dran.« Ich stopfte die Liste mit den Standorten in eine der Taschen meiner Erdenhose.
    Er stand auf. »Hast du was dagegen, wenn ich einen Schnappschuss von dir mache? Meine Schwester würde sicher gern deine Haarfarbe sehen.« Er nahm sein Telefon.
    Obwohl ich nicht genau wusste, was er mit »Schnappschuss« meinte, schüttelte ich den Kopf.
    »Kamerascheu?« Er klang überrascht.
    »Ja«, sagte ich bestimmt.
    Er legte das Telefon wieder weg. »Wo wohnst du?«
    »Nicht weit von hier.« Abhängig davon, welches Portal man benutzt. Ich wandte mich zur Tür. »Auf Wiedersehen«, sagte ich über die Schulter.
    »Sehen wir uns in der Schule?«, fragte er.
    »Ich hoffe es.«
    Zumindest war das keine Lüge.

Für den Fall, dass Sam mich beobachtete, ging ich den Gehsteig vor seinem Haus hinunter und bog ohne zu stolpern um die nächste Ecke.
    Ich hielt vor einer Gruppe Zitterpappeln, die ganz in der Nähe standen. Ihre Blätter baumelten wie Tausende schmale Anhänger herunter; ich wäre gern in ihre Äste geflogen, um mich eine Weile auszuruhen. Aber stattdessen nahm ich den Zettel mit den Standorten heraus und faltete ihn auseinander. Wusste Lily, wo der Staub überall verwahrt wurde? Wenn ja, war sie vielleicht bereits dabei, diese Orte einen nach dem anderen auszuplündern.
    Ich konnte den Kometenstaub einsammeln, indem ich mich mittels meiner Feynara-Kräfte an jeden Ort auf der Liste beförderte. Und wenn Lily erriet, was ich als Nächstes tun würde? Was war, wenn sie mir über den Weg lief?
    Wenn ich den Staub doch nur lassen könnte, wo er war. Wenn Lily Morganit nicht wäre, würde ich es tun. Warum musste sie alles an sich reißen, das sie stärker machen könnte? War sie nicht bereits stark genug?
    Und jetzt steckte ich wieder einmal mitten in etwas, das ich nicht verstand und das mich auf eine Weise veränderte, die mir nicht gefiel. Seit ich Lily begegnet war, hatte ich mich in eine Diebin und Lügnerin verwandelt. Ich verkehrte mit trogmäßigen Schmugglern und nutzte unschuldige Menschen aus. Was würde noch aus mir werden, wenn ich sie weiter bekämpfte?
    Vielleicht sollte ich den Kampf aufgeben.
    Aber wenn sie noch mehr Radia unter ihre Kontrolle brachte, konnte niemand voraussagen, was sie damit anstellen würde. Ich musste dafür sorgen, dass sie den Kometenstaub nicht in die Finger bekam.
    Ich tauchte hinter den Zitterpappeln ab, zauberte meine Flügel wieder herbei und führte noch einmal den Unsichtbarkeitszauber aus. »Verita sil nos mertos elemen.« Es dauerte einen kurzen Moment, bis sich mein Gleichgewichtssinn wieder einstellte. Dann sprach ich einen Feynara-Zauber: »Bring mich zum Kometenstaub an der Universität von North Carolina.«
    Keinen Augenblick später stand ich in einem sauberen Raum. Das Licht war

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