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Zarias Sehnsucht

Zarias Sehnsucht

Titel: Zarias Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victoria Hanley
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menschliche Farbe. Kleide mich wie ein Mensch.« Ich wollte als Mensch durchgehen und wusste, dass meine lavendelfarbene Haut ein Hindernis darstellte. Außerdem trugen die Menschenmädchen, die ich gesehen hatte, keine langen Kleider, die ihre Fußgelenke umspielten.
    Meine Magie zauberte eine verblichene Jeans, ein weiches schwarzes Hemd und eine graue Jacke herbei. Meine Schuheverwandelten sich in Schuhwerk, das die Menschen als Sportschuhe bezeichneten. Als ich meine Hände betrachtete, entdeckte ich, dass meine Haut jetzt eine der menschlichen Standardfarben angenommen hatte – wie der Kakao, den Laz Meechem serviert hatte. Ich steckte die sorren -Halskette in mein Hemd. Kein Mensch würde sie attraktiv finden.
    Mit einem kleinen Lächeln im Gesicht steckte ich meinen Zauberstab in eine Innentasche meiner Jacke und übte, auf und ab zu gehen. Zuerst schlurfte ich unbeholfen, so wie ich es in Sams Schlafzimmer getan hatte, aber nach einer Weile schaffte ich es bis ganz ans Ende des Gangs, ohne mein Gleichgewicht zu verlieren.
    Ich bog in einen anderen Gang ein. Die Fässer hier waren offen; die Deckel lagen locker obenauf. Ich hob einen der Deckel an und erblickte eine Kelle zwischen den glänzenden Kaffeebohnen. Neugierig grub ich meine Hände ins Fass. Das Kaffeearoma wurde stärker.
    Ganz in der Nähe öffnete sich eine Tür mit einem Knall, und ein hoch gewachsener Mann eilte hindurch. Seine dunkle Haut erinnerte mich an die Meteors, aber er hatte kein gestreiftes Haar und keine grünen Augen; sein Haar war kurz und schwarz, seine Augen ein dunkles Braun.
    Als er mich sah, schnappte er nach Luft. »Was zum …? Was glaubst du eigentlich, was du hier treibst?«
    Ich zog die Hände aus dem Fass, stand ein wenig unsicher da und brachte keinen Ton heraus.
    »Bist du nicht ein wenig zu jung, um zu stehlen?«, fragte er.
    »Ich stehle nicht!«
    Der Mann kam auf mich zu. »Ach? Was machst du dann hier, Kleine?«
    Ich breitete die Hände aus, um ihm zu zeigen, dass sie leer waren. »Nichts.«
    »Nichts, ja? Und das soll ich dir glauben?« Er holte ein kleines schwarzes Gerät heraus und drückte mit einem Finger darauf.
    »Es stimmt!«
    Der Mann hielt sich das Gerät ans Ohr. »Ja, Joe, ruf die Polizei. Da ist ein Mädchen unten im Lagerraum … jep … ein Mädchen … jep.« Er ließ den Blick über mich schweifen.
    »Was ist das?«, fragte ich und zeigte auf das Gerät.
    »Das soll ein Witz sein, oder?« Er steckte das Ding zurück in eine Tasche, trat einen Schritt näher und blickte mir in die Augen. »Bist du high?«
    »High?«, fragte ich. Nein. Meine Flügel sind weg, und ich stehe auf dem Boden.
    »Lilafarbene Kontaktlinsen, was? Für wen arbeitest du?« Er fuchtelte mit einem Finger vor meinem Gesicht herum und redete laut. »Schon seit Ewigkeiten verschwinden ständig Waren, und wir haben keine Ahnung, wer sie mitgehen lässt. Wie’s aussieht, werden wir‘s jetzt herausfinden. Und wenn du mir sagst, wie du es geschafft hast, die Überwachungskameras auszuschalten, lasse ich dich vielleicht noch glimpflich davonkommen.«
    Ich wich vor ihm zurück.
    »Hey«, fragte der Mann, »bist du verletzt?«
    »Nein.«
    »Warum humpelst du dann?«
    »Tu ich gar nicht.« Ich trat einen weiteren Schritt zurück und stolperte gegen ein Regal voller Kaffeefässer. Ein großes Fass fiel herunter. Ich konnte gerade noch aus dem Weg springen, bevor es auf den Boden knallte. Der Deckel rutschte ab. Kaffeebohnen strömten heraus und hüpften und sprangen über den Boden, als wären sie lebendig.
    »Was hast du jetzt angestellt?« Der Mann griff nach mir. Ich versuchte, ihm auszuweichen, rutschte aber auf den verstreuten Kaffeebohnen aus.
    »Bleib sofort stehen, junge Dame!«
    Was konnte ich anderes tun? Ich zog meinen Zauberstab heraus. »Transera nos« , sagte ich und stellte mir die Veranda vor Sams Haus vor.
    Ich stand vor Sams Fenster und spähte hinein. Nichts regte sich. Ich dachte, nachmittags würden ein paar Menschen zu Hause sein, aber ich hatte mich geirrt.
    Das Laub auf dem Baum im Vorgarten färbte sich rot und orange; ein paar Blätter waren auf den Boden gefallen. Ich trat von der Veranda, um eins aufzuheben, und bewunderte seine Musterung und die sich hindurchziehenden gelben Adern.
    Dann schlenderte ich den Gehsteig hinunter und hatte ein wenig Mühe, das Gleichgewicht zu halten. Ich war nicht weit gegangen, als ich Sam auf mich zukommen sah. Bei seinem Anblick verlor ich das Gleichgewicht und fiel

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