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Zarias Sehnsucht

Zarias Sehnsucht

Titel: Zarias Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victoria Hanley
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ich einen Fuß auf einen Riss im Gehsteig.
    »Es sieht aus, als würdest du humpeln.«
    »Vielleicht ein bisschen. Ich kann noch nicht so schnell laufen.«
    Er zog noch einmal die Augenbrauen hoch, verlangsamte aber seinen Schritt und schloss schon kurz darauf seine Haustür auf.

Das Kaminzimmer in Sams Haus war mit zwei beigefarbenen Sofas und einem großen Sessel ausgestattet, der so kuschelig weich war, dass er ein Nest hätte sein können. Kleine Tische standen am Ende der Sofas und auf beiden Seiten des Sessels.
    Sam griff in seine Tasche und holte einen roten Gegenstand heraus, den ich nur zu gut in Erinnerung hatte. Er hatte mir bei meinem ersten Besuch auf der Erde eine Menge Ärger eingebracht. Er warf ihn mir zu. Als ich ihn fing, fragte er: »Möchtest du mein Telefon für die Suche benutzen, während ich uns etwas zu essen hole?«
    Ich hatte keine Ahnung, was ich tun sollte. Wir hatten im Menschenkultur-Unterricht zwar Telefone durchgenommen, aber irgendwie hatte ich das Gefühl, dass meine Lehrer nicht ganz auf dem neuesten Stand gewesen waren. »Suchst du bitte?«, fragte ich Sam.
    »Ja klar, wenn du willst.« Er nahm das Telefon wieder an sich und berührte seine Vorderseite, woraufhin der kleine Bildschirm aufleuchtete. »Kometenstaub«, murmelte er und drückte ein paar Tasten unterhalb des Bildschirms, der aufflackerte. Buchstaben erschienen. Für mich sah es aus wie Magie.
    »Ich hab’s!« Er stellte sich neben mich und hielt mir das Telefon so hin, dass ich die Wörter auf dem Bildschirm sehen konnte, während er sprach. »Außer nach New York und zur Universität von North Carolina sind Teile des Staubs nach Harvard und Stanford gegangen. Und zur Universität von Chicago. Und sie haben sogar München eine kleine Menge ausgeliehen! Oh, und Oxford.«
    Ich versuchte angestrengt, mich an meine Erdstudien zuerinnern, hatte aber nie von diesen Orten gehört. »Hast du was zum Schreiben?«
    »Ich könnte dir einfach die Links schicken. Wie ist deine Nummer?«
    Links? »Ich würde es lieber aufschreiben.« Ich hoffte, ich klang nicht so verwirrt, wie ich mich fühlte.
    »Okay.« Er gab mir sein Telefon und verschwand im Raum nebenan. Dann kam er mit einem Schreibblock zurück und reichte ihn mir zusammen mit einem Stift. »Ich hole mir was zu essen. Möchtest du auch was?«
    »Nein, danke.«
    »Wir haben Kekse und so.«
    »Ich hab keinen Hunger«, antwortete ich aufrichtig.
    Sobald er das Zimmer verlassen hatte, sah ich mir den kleinen Bildschirm genauer an. Es war, als betrachtete man die Seite eines kleinen Buchs, nur dass die Buchstaben erleuchtet waren. Die Worte »Kometenstaub NASA Exlander« wiederholten sich mehrmals. Ich wusste nicht, wie man die Wörter weiterbewegte, so wie Sam es getan hatte. Als ich die Knöpfe zu drücken versuchte, verschwanden alle Buchstaben.
    Ich konnte hören, wie Sam nebenan Schränke öffnete und mit Geschirr herumhantierte. Er würde jeden Augenblick wieder hereinkommen. Ich holte meinen Zauberstab heraus und richtete ihn auf das Telefon. »Zeig mir, wo sich der Kometenstaub befindet.«
    Der Bildschirm flackerte auf, und die Liste von Namen und Orten war wieder da. Ich steckte meinen Zauberstab weg und fing an zu schreiben, dankbar, dass die Tinte in dem menschengemachten Stift regelmäßig floss. Im Vergleich dazu, mit einem Federkiel zu schreiben, war es einfach.
    Ich notierte mir gerade die Adresse des letzten Ortes auf der Liste, als Sam mit einem Teller, der randvoll mit Essen gefüllt war, zurückkam. Er hatte eine Papiertüte unter dem Arm und hielt zwei Getränkedosen in der Hand. Er stellte alles auf einen kleinen Tisch, griff in die Tüte und holte zwei runde Stücke Nahrung heraus. Eins davon bot er mir an. »Keks?«
    Ich hatte keine Hand frei. Sam ließ sich auf das Sofa neben dem Tisch fallen und klopfte auf den Platz neben sich.
    »Setz dich.«
    Ich tat es ungeschickt. Er nahm das Telefon wieder an sich, legte es auf den Tisch und bot mir noch einmal den Keks an. Ich wollte ihn nicht kränken, indem ich sein Essen ablehnte, aber es hatte keinen Sinn zu versuchen, den Keks zu essen. Beeren konnte ich essen. Säfte konnte ich trinken. Kekse hingegen waren nur etwas für Menschen und Gnome, nicht für Elfen.
    Ich nahm ihn trotzdem. Nur drückte ich ihn wohl zu fest zusammen. Er zerbröselte in meiner Hand und verteilte Krümel auf meinem Schoß. Erschrocken blickte ich zu Sam auf. Er lachte.
    »Die sind ziemlich krümelig«, erklärte er mit vollem Mund.

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