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Zarias Sehnsucht

Zarias Sehnsucht

Titel: Zarias Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victoria Hanley
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vergiftet.«
    Ein quengeliges Murmeln von Laz erschreckte mich: »Donnerlittchen! Ein Gnom, der sich für einen Dichter hält.«
    »Freunde!«, trompetete der Anführer. »Lasst euch nicht von der neuen Elfenanführerin in die Irre leiten.«
    Neue Elfenanführerin? Plötzlich war ich hellwach.
    Er donnerte weiter. »Ihre Versprechen sind so leer wie die gestrigen Keksschachteln. Sie tut so, als würde sie bald die Macht besitzen, Gnome zu magischen Wesen machen zu können, die den größten Elfen ebenbürtig sind. Sie lügt.«
    Oberons Krone! Lily! Offenbar nannte sich Lily Morganit die neue Anführerin der Elfen!
    Ein entsetzlicher Gedanke drängte sich mir auf: Jetzt, da der Hohe Rat untergetaucht war und die dauerhaften Zauber in ganz Elfenland ihre Wirkung verloren, war Lily Morganit möglicherweise tatsächlich die neue Anführerin. Anscheinend versprach sie allen immer noch aevia ray – nicht nur ihren Anhängern, sondern auch Außenseitern wie den Gnomen.
    Wie weit würde sie dafür gehen, aevia ray erschaffen zu können? Wie weit war sie bereits gegangen? Und wusste sie schon, dass der Kometenstaub verschwunden war?
    Ich fragte mich, ob König Oberon und Königin Velleron, die auf der Insel Anschield in Sicherheit lebten, zu Ohren gekommen war, was für ein Chaos in ihrem Königreich herrschte. Warum hörte man nichts von ihnen? Warum halfen sie uns nicht?

Der Gnom-Anführer plärrte weiter: »Lasst euch nicht von trockenen Krümeln täuschen, die sich für frisch gebacken ausgeben.«
    Alle Gnome hatten sich auf dem Marktplatz versammelt – außer den Kindern, die in den nahe gelegenen Feldern spielten. Ich entfernte mich von den aufgetürmten Felsblöcken, schlich in einen der dunkleren Schatten, um mich auf etwas Weicheres zu setzen, und faltete meine müden Flügel zusammen.
    Nicht weit von mir rannte und sprang eine Gruppe Kinder hin und her. Ihre Bewegungen folgten offenbar einem spiralförmigen Muster. Wenn sie die Mitte erreichten, drehten sie sich langsam im Kreis, aber je weiter sie sich von Spirale zu Spirale fortbewegten, umso schneller wirbelten sie herum, bis sie alle vor meinen Augen verschwammen und ich sie nicht mehr auseinanderhalten konnte. Nach zehn Spiralen bahnte sich jedes Kind einen Weg zurück zur Mitte, um wieder von vorne anzufangen.
    Ein Knirps, der ein wenig kleiner war als die anderen, schaute seinen Spielkameraden eine Weile zu, bevor er in die Mitte sauste, um bei dem Spiel mitzumachen. Aber drei der größeren Kinder warfen ihn an den Rand des Spielfelds. Er sprang sofort wieder auf die Beine und rannte zurück, um einen neuen Versuch zu starten. Dieses Mal stießen sie ihn zur Seite, noch bevor er die Mitte erreichte. Während ich das Ganze beobachtete, versuchte er immer wieder mitzuspielen und wurde jedes Mal aufs Neue verscheucht. Ich fragte mich, was ihn antrieb, nicht aufzugeben, und warum die anderen Kinder ihn nicht am Spaß teilhaben ließen. Er fiel so oft hin und purzelte über den Boden, dass ich ihn »Purzel« taufte. Wenn er so weitermachte, würde er sich noch wehtun.
    Meine ganze Aufmerksamkeit war auf Purzel gerichtet, als die Stimme des Gnom-Anführers noch lauter wurde: »Die Elfenanführerin verspricht jedem von uns eine uneingeschränkte Menge Kekse, der ihr aus freien Stücken den Rest unserer Vorräte gibt, aber …«
    Er brachte den Satz nicht zu Ende.
    Alle Gnome fingen an, zu schreien und vom Marktplatz zu rennen. Im selben Augenblick hob eines der älteren Kinder Purzel hoch und warf ihn von sich.
    Der kleine Gnom rollte sich zu einem Ball zusammen, als er auf den harten Boden knallte, und purzelte direkt auf mich zu. Ich streckte die Hände aus, fing ihn auf und hielt ihn einen kurzen Moment lang sanft in den Armen, bevor ich ihn wieder auf die Füße setzte. Er riss staunend die Augen auf, als ich meinen Rucksack öffnete. Ich holte einen großen Schokoladenkeks heraus und gab ihn ihm.
    Das Gnom-Geschrei schwoll zu ohrenbetäubender Lautstärke an, so markerschütternd und schrill, dass ich das Gefühl hatte, Eisensplitter bohrten sich mir in den Schädel. Ich hielt mir die Ohren zu.
    Eine Horde gieriger Augen und Hände stürzte sich auf mich. Erwachsene Gnome. In weniger als einer Minute entrissen sie mir den Rucksack, öffneten ihn und stahlen alle Kekse.
    Zumindest hörten sie auf zu schreien, während sie mich ausraubten.
    Ich hielt besorgt nach Purzel Ausschau. Von dem kleinen Gnom war nirgends eine Spur, dafür scharte sich aber das

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