Zarias Sehnsucht
gesamte Dorf um mich. Diejenigen, die mir den Rucksack weggenommen hatten, stopften sich Kekse in den Mund und bröselten alles voll. Die Kekstüten fest umklammert, drängtensie sich zusammen. Ich versuchte aufzustehen, doch so eng, wie die Gnome um mich herum standen, konnte ich mich nicht bewegen, geschweige denn meine Flügel ausbreiten.
Jetzt hätte der Zauber, der mich vor Verletzung oder Gefangennahme beschützen sollte, seine Wirkung zeigen müssen. Aber je mehr ich mich wehrte, umso enger knubbelten sie sich um mich und fiepten: »Gib-gib-gib-gib-gib.« Ich bekam kaum Luft.
Dann hörte ich Meteors magisch verstärkte Stimme dröhnen: »Gnome. Lasst die Elfe frei. Wenn ihr sie gehen lasst, werfen wir euch zwei weitere Rucksäcke voll Kekse zu. Schreit nicht.«
Wieder erhob sich lautes Keifen, verstummte jedoch schnell. Gierige Hände streckten sich zum Himmel.
»Lasst die Elfe frei!«, wiederholte Meteor.
Die Gnome, die mich einzwängten, waren sich anscheinend gar nicht bewusst, dass sie gerade eine Elfe unter sich zerquetschten. Als sie es schließlich begriffen, wichen sie zurück. Ich breitete meine Flügel aus und flatterte nach oben wie ein vierjähriges Kind, das fliegen lernt.
Meteor sauste mir entgegen und half mir höher, während ich nach Luft schnappte. Als ich wieder halbwegs gerade schweben konnte, fing er an, seinen Rucksack loszuschnallen.
Ich ließ den Blick über den Boden unter mir schweifen.
»Meteor«, flüsterte ich.
»Was?« Er nahm den Rucksack von den Schultern.
»Wirf den Rucksack dort drüben hin, wo der kleine Gnom allein neben einem Felsen sitzt. Siehst du ihn? Dort.«
»Zu ihm? Warum? Sie werden ihn angreifen.«
»Vielleicht bekommt er dann wenigstens ein paar Kekse ab.«
Meteor sank etwas tiefer, damit die Gnome ihn besser sehen konnten. Er schwang den Rucksack ein paarmal über dem Kopf und täuschte einen Wurf in eine Richtung an. Die Gnome stürmten zur Stelle, wo der Rucksack aufgekommen wäre, während Meteor ihn in die andere Richtung schleuderte. Er konnte schon immer gut zielen: Der Rucksack landete direkt neben Purzel.
Der kleine Gnom sah direkt zu mir herüber, als wüsste er, dass ich ihm ein Geschenk geschickt hatte. Er öffnete eine Tasche und zog eine Papiertüte heraus. Er hatte gerade genug Zeit, einen großzügigen Bissen zu nehmen, bevor ihn jemand vom Rucksack wegstieß.
Purzel konnte ausgezeichnet rollen. Er rappelte sich wieder auf und hatte seine Tüte immer noch in der Hand. Dieses Mal wartete er keine weiteren Fußtritte ab. Er flitzte so schnell davon, dass ich ihn aus den Augen verlor. Ich war froh, als ich seine Verfolger umkehren sah; sie hatten wohl begriffen, dass in dem Rucksack mehr Kekse waren, als Purzel bei sich hatte. Sie fingen an, sich so viel Gebäck wie möglich zu schnappen.
Meteor und ich flogen höher, um Laz einzuholen.
»Jetzt sind Sie dran«, sagte Meteor zu Laz. »Werfen Sie ihnen Ihren Rucksack zu.«
»Nein. Von mir bekommen diese Diebe keinen einzigen Krümel.«
»Ich habe es versprochen.«
»Du solltest keine Versprechen abgeben, die du nicht halten kannst.« Laz schüttelte den Kopf und richtete seine Wut dann gegen mich. »Was ist bloß in dich gefahren, einem Gnom einen Keks anzubieten?«
Er schimpfte weiter, aber ich hatte genug von Laz. Ichzupfte Meteor am Ärmel und gab ihm ein Zeichen, sich von dem Schmuggler zu entfernen, damit wir uns unter vier Augen unterhalten konnten.
»Der Zauber, der mich davor schützen sollte, gefangen zu werden, hat nicht funktioniert«, flüsterte ich.
»Vielleicht doch«, erwiderte Meteor.
»Offensichtlich nicht.«
»Kannst du dich noch an den genauen Wortlaut deines Zaubers erinnern?«
»Natürlich«, antwortete ich. »Wir können von niemandem, der uns schaden will, verletzt oder gefangen werden.«
»Vielleicht haben die Gnome gar nicht versucht, dich zu fangen. Sie haben sich nur für die Kekse interessiert, die du bei dir hattest. Vielleicht wollten sie dir nicht schaden.«
Ich blickte auf die aufgewühlte Menge hinunter. Könnte er recht haben? Die Gnome warteten darauf, dass Laz ihnen seine Kekse zuwarf, die Arme in die Luft gestreckt, die Blicke fest auf den Schmuggler außerhalb ihrer Reichweite gerichtet.
Verflixt! Meine Angreifer hatten kein Interesse an mir gezeigt – nur an meinen Keksen. »Du hast recht, Meteor. Wie immer.« Müde und gedemütigt streckte ich meine schmerzenden Flügel.
Laz stieß wieder zu uns. »Dieser Haufen Gnome ist ein
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