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Zaster und Desaster

Zaster und Desaster

Titel: Zaster und Desaster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: René Zeyer
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Schweizer Erfindung.« Fischer legte eines der Schweizer Taschenmesser auf den Tisch, die er sich für seine Kundengespräche besorgt hatte.
    Joe bekam große Augen: »Da habe ich auch schon von gehört, ein Swiss Army Knife, nicht wahr? Damit habt ihr schon Hitler abgewehrt. Okay, aber wie soll ich darin 38 Millionen verstecken?«
    Fischer lächelte überlegen, diesen Knaller hatte er schon mehrfach gezündet, das kam immer gut. »Nicht darin, damit. Einen Moment bitte.« Er stand auf, ging ins Badezimmer und kam mit einer Zahnpastatube zurück: »Also«, sagte Fischer wie ein Zauberkünstler, während ihn Joe fasziniert anstarrte, »Sie öffnen die Zahnpastatube, drücken etwas von ihrem Inhalt heraus, aber nicht zu viel. Dann öffnen Sie das Taschenmesser, und zwar nehmen Sie diese Ahle, und mit der führen Sie dann Diamanten im Wert von 38 Millionen in die Tube ein. Deckel drauf, und 10 Stunden später wird das Geld Ihrem neuen Konto bei uns in Zürich gutgeschrieben. So lange dauert nämlich mein Rückflug.« Joe war sichtlich beeindruckt, aber Fischer hatte natürlich noch einen Schlussgag auf Lager: »Außer natürlich, ich putze mir unterwegs zu häufig die Zähne.«
    Joe schlug vor Begeisterung auf den Tisch und prustete los. Fischer stimmte routiniert in sein Gelächter ein. »Das ist fucking great«, sagte Joe, »Toblerone, Swiss Army Knife und Schweizer Banker, dazu noch eine Tube Zahnpasta, I can’t believe it«, und dann lachte er weiter aus vollem Hals. Fischer nickte geschmeichelt, war wieder ein voller Erfolg, dachte er. Joe wischte sich die Lachtränen aus den Augen und japste: »This was a great joke, really, Mr Fisher. Aber ich habe auch einen auf Lager, wollen Sie den hören?«
    »Natürlich«, sagte Fischer, »schießen Sie los, nennen Sie mich übrigens Max.«
    »Also, Max«, sagte Joe und stand auf, nahm das Taschenmesser vom Tisch und trat hinter den Schweizer Banker. »Nennen Sie mich Joe. Für meinen Joke müssen Sie aber aufstehen, das gehört dazu.«
    Folgsam erhob sich Max aus seinem Sessel, dann spürte er plötzlich, wie seine Arme mit einem eisernen Griff nach hinten gebogen wurden, und mit einem scharfen Geräusch schnappten Handschellen ein.
    »Ich bin mir nicht sicher, ob das komisch ist«, stammelte Max.
    »Oh nein«, gluckste Joe, »das ist ein sogenannter killing joke, Max, Sie sind verhaftet. Sie dürfen aber weiter Joe zu mir sagen, das ist sowieso nicht mein richtiger Name.«
    »Verhaftet?«, sagte Max fassungslos, »aber warum denn? Ich habe doch nichts getan.« Dann fasste er sich ein wenig: »Ich bin Schweizer Staatsbürger, ich will sofort mit meiner Botschaft sprechen.«
    »Sie sprechen mit überhaupt niemandem, außer mit uns«, sagte Joe von der Türe aus, die er für zwei stämmige Burschen in dunklen Anzügen mit kleinen Hörern im Ohr, die mit einem Spiraldraht verbunden waren, geöffnet hatte.
    Das ist ja wie in einem schlechten Film, dachte Max, denn dunkle Sonnenbrillen hatten die auch an. Aber das brachte ihn auf eine Idee: »Ich habe das Recht, ein Telefonat zu führen, ich will sofort telefonieren.«
    Joe lachte schon wieder: »Wir sind hier nicht bei den Dreharbeiten zu NYPD Blue, Sie sind unter dem Patriot Act verhaftet, als mögliche Gefährdung der Sicherheit der Vereinigten Staaten von Amerika, und das heißt, dass Ihr Arsch mir gehört. Wenn wir wollen, können wir Sie in einer Zelle verfaulen lassen, bis man nicht mal mehr ein Taschenmesser braucht, um Ihre Knochen blankzuschaben, got it?«
    Max versuchte krampfhaft, aus diesem Alptraum aufzuwachen. Er biss sich so fest auf die Unterlippe, bis er den Schmerz fast nicht mehr aushielt. Aber er wachte nicht auf.

Fünfunddreißig
    »Wir müssen reden«, sagte Frank C. Künzli zu seiner Frau. Auch das noch, dachte sie, kann man nicht mal in Ruhe auf unserer Terrasse ein Foie gras genießen und dazu einen anständigen Château Yquem, der ist wenigstens angenehm süß. Ganz im Gegensatz zu meinem Gatten, nickte Frau Künzli. Er nahm das als Zustimmung und sagte: »Wie du vielleicht gemerkt hast, laufen die Geschäfte im Moment nicht mehr so gut.«
    Und ob ich das gemerkt habe, dachte Frau Künzli, alleine diese Woche musste ich schon zweimal dem Yoga-Lehrer, einmal Pedicure und sogar einen Shopping-Termin mit Irene absagen, obwohl sie extra für mich bei Quatre Poires ein paar hübsche Sachen von Gaultier auf die Seite gelegt hatte. Stattdessen musste ich mir jeden Abend dein Gejammer anhören, keine

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